Taktische Mängel: Warum bei Rapid nicht die Einstellung fehlte

Rapid sah gegen den LASK nicht gut aus
Der Sieg in Ried war von den Leistungen her noch nicht die Wende. Vor dem Cupspiel in St. Pölten lohnt es sich, genau hinzusehen.
Dominik Thalhammer

Dominik Thalhammer

Der SK Rapid hat seine Niederlagenserie von fünf Spielen mit dem Sieg in Ried beendet. War dies die Wende? Vom Resultat her vielleicht, von der Leistung her noch nicht. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Solche Situationen sind für einen Trainer äußerst herausfordernd und oft steht er dabei ganz allein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich Sportdirektoren in solchen Phasen oft zurückziehen. Sie versuchen, ihre Transfers zu rechtfertigen, auch wenn dies bedeutet, im Notfall den Trainer zu opfern.

Die größte Herausforderung für einen Trainer in Krisensituationen besteht darin, das Vertrauen der Spieler zu bewahren. Die Spieler der heutigen Generation verlangen nicht nur nach inhaltlichen und taktischen Lösungen, sondern auch nach Klarheit in der Kommunikation. Alles, was der Trainer entscheidet und öffentlich äußert, hat einen starken Einfluss auf die Kabine.

Motivationsfrage

Peter Stöger überzeugte zu Saisonbeginn bei medialen Auftritten. Nach der Niederlage gegen den LASK äußerte er Bedenken zur Einstellung seiner Spieler. War das Kalkül oder Emotion? Warum sollten Profispieler nicht motiviert sein? Und sollte tatsächlich die Einstellung der Spieler öffentlich infrage gestellt werden?

Ein Blick auf die Taktik offenbart, dass Rapid erhebliche Schwierigkeiten hatte, den kompakten LASK-Block mit Fünferkette zu knacken. Im Spielaufbau wurden viel zu viele lange Bälle hinter die Abwehrkette gespielt, anstatt auch Spieler im Zwischenlinienraum vor der Abwehr zu finden. Das größte Problem lag aber bei den Ballverlusten. Zwar hat man zahlenmäßig in Überzahl abgesichert, war dabei aber nicht gut organisiert. Durch mangelhafte Positionierung der Spieler waren die Räume hinter den eigenen Angriffen nicht gut kontrolliert. Für mich ist klar: Es lag weniger an der Bereitschaft der Spieler, zurück zu sprinten, als an taktischen Problemen.

Systemwechsel

Gegen Fiorentina hat sich Peter Stöger für einen Wechsel auf ein 5-3-2-System entschieden, dies im Nachhinein aber nicht als Ursache für die Niederlage gesehen. Fest steht: Beim Wechsel von einer Vierer- zu einer Dreier- oder Fünferkette gibt es erhebliche Unterschiede in den taktischen Prinzipien, insbesondere in der defensiven Ausrichtung, wie etwa bei der Verteidigung des Strafraums.

Gegen Fiorentina überließ Rapid dem Gegner weitgehend das Geschehen und hatte in Hälfte eins nur 38 Prozent Ballbesitz. Die ersten beiden Gegentore resultierten (neben einem individuellen Torwartfehler) aus hoher Passivität und Unklarheiten in der neu formierten Fünferkette.

Insgesamt bleibt Rapids taktische Ausrichtung pragmatisch. Bereits Mitte August habe ich an dieser Stelle Zweifel geäußert, ob man mit diesem Ansatz Meister werden kann oder ob es nicht doch die Entwicklung klarer Waffen im Spiel braucht, wie sie Salzburg und Sturm Graz in ihren Meisterjahren hatten. Diese klare Identität im Rapid-Spiel vermisse ich noch. Hinzu kommen einige Aspekte, die angegangen werden müssen. Diese Situation bietet für Peter Stöger und Rapid spannende Herausforderungen.

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