Schulte: „Ich bin von Schöttel überzeugt“

Rapid-Sportdirektor Helmut Schulte über sein Vertrauen in den Trainer und nötige Einsparungen.

Ein Sieg war Helmut Schulte seit seinem Amtsantritt als Sportdirektor noch nicht vergönnt. Vor dem Krisenduell in Innsbruck spricht der 55-jährige Deutsche im KURIER-Interview Klartext.

KURIER: Sie haben im Fußball schon viel erlebt. Belastet Sie der aktuelle Misserfolg?
Helmut Schulte:
Ja. Ich bin deutlich angefressener als bis zum Sturm-Spiel. Für den Aufwand hat nie das Ergebnis gestimmt, weil wir zu viele Tore durch Konzentrationsfehler bekommen. Warum wir diese machen, weiß ich auch nicht. Damit habe ich gar nicht gerechnet.

Wie ist diese Serie zu stoppen?
Nicht durchs Draufschlagen auf jemanden. Sondern durch die Konzentration auf Stärken, die es ja gibt. Sie sind nur verschüttet worden. Daran arbeiten wir, ohne dass ich öffentlich auf diese Maßnahmen einzeln eingehe.

Wie sieht Ihre Arbeit jetzt aus?
Ich habe es mir leichter vorgestellt und musste erst einen Überblick über das Konstrukt Rapid kriegen. Momentan bin ich ja als Feuerwehrmann unterwegs und zudem kümmere ich mich um die Zukunft beim Scouting und die Kaderplanung. Außerdem gibt es noch die offenen Fragen Präsidium, Stadion, Sponsoren, Stimmung im Stadion. Ich muss mich mit Themen beschäftigen, die ich so nicht erwartet habe. Wie etwa den Misserfolg.

Was können Sie als Sportdirektor bewirken?
Ich glaube, dass es für jeden Verein, der es sich leisten kann, gut ist, wenn es einen Sportdirektor gibt. Weil der Trainer nur auf die nächsten drei Monate blicken kann, während ich mich um die Entwicklung des Vereins in den nächsten drei Jahren kümmere – auch wenn ich nur einen Vertrag bis Dezember habe. Meine Arbeit wird erst später sichtbar.

Wie gehen Sie mit dem Frust um?
So wie Rapid aufgestellt ist, ist ein Vizemeistertitel und die Qualifikation für die Europa League ein absoluter Erfolg. Wenn das nicht so wahrgenommen wird, gibt es ein echtes Problem. Alle Beschwerden über die sportliche Ausbeute bis zum Winter stufe ich als Luxus-Erwartungsprobleme ein.

Wie beurteilen Sie den Zustand des Vereins als Gesamtes?
Ohne Rapid wäre Fußball-Österreich ärmer, die Welt braucht so einen Verein. Er könnte strukturell besser aufgestellt werden, woran auch gearbeitet wird. Rapid muss noch fit gemacht werden für die Zukunft. In der Vergangenheit wurden manchmal maximal hohe Erwartungen geschürt, die zu maximaler Unzufriedenheit geführt haben.

In Ihrem Buch betonen Sie den Wert von Kontinuität. Was müsste passieren, um sich selbst einmal untreu zu werden?
Da muss viel passieren. Sehr, sehr viel. Es wäre das Einfachste, personell Tabula rasa zu machen. Aber das bringt dich nicht weiter. Du musst die Probleme gemeinsam Schritt für Schritt lösen.

Der Präsident sagt, er schaut nicht mehr allzu lange zu. Das klingt, als ginge es gegen Wacker um den Job des Trainers.
Das ist deutlich überinterpretiert. Aber natürlich wächst der Druck auf alle Verantwortlichen immer weiter.

War es bei Ihrer Bestellung schon klar, dass der Vertrag mit Schöttel verlängert wird?
Nein. Es hatte davor Gespräche gegeben, die ausgesetzt wurden. Dann haben wir gemeinsam entschieden, ihn zu verlängern. Und das war richtig. Ich bin nach wie vor von Peter Schöttel überzeugt.

Der Kader muss verändert werden. Bleibt das Budget für die Profis konstant?
Nach jetzigem Stand gehe ich davon aus, dass wir die Ausgaben reduzieren müssen.

Katzer und Heikkinen spielen öfters, bekommen aber keinen Vertrag mehr. Warum kriegt Kulovits mit sieben Einsatzminuten 2013 ein neues Angebot?
Sehr viele unserer Maßnahmen stehen derzeit unter dem Eindruck, weniger Geld auszugeben. Wenn wir einen Kader als Gesamtkonstrukt zusammensetzen, sind dabei nicht nur Einsatzzeiten entscheidend.

Nach drei Monaten in Österreich: Wovon wurden Sie abseits des Misserfolgs überrascht?
Obwohl Wien zu Recht als eine der lebenswertesten Städte gilt, scheint man hier zuerst meist das Negative zu sehen.

Später Aufstieg Helmut Schulte wurde am 14. 9. 1957 geboren. Als Verteidiger konnte er sich im Profi-Bereich nicht durchsetzen. Als Trainer schaffte er mit St. Pauli den Aufstieg in die Bundesliga, coachte auch Dresden und Schalke. Seit 1994 arbeitete er vor allem als Chefscout, Manager und Sportchef in Deutschland, insgesamt drei Mal bei St. Pauli.

Am 19. Dezember 2012 verpflichtete Rapid den Sauerländer (vorerst für ein Jahr) als neuen Sportdirektor.

Roland Kirchler hat sich eigentlich vorgenommen, erst gar nicht mehr über diese nervigen Nebengeräusche zu reden, die seit Wochen bei Wacker Innsbruck den Ton angeben („Das lenkt nur ab“), aber dann platzt es doch aus ihm heraus. Aus dem Trainer des Schlusslichts spricht der pure Frust, wenn er über die Handlungsunfähigkeit des Vereins spricht, dessen Obmann Kaspar Plattner mit Saisonende abdanken möchte. „Ich weiß im Moment nicht, wer wo für was bei uns zuständig ist.“

Aus Kirchler, der seit der Dienstfreistellung von Oliver Prudlo auch den Sportchef spielen muss, spricht die pure Verzweiflung, wenn er von seinen Planungen für die Zukunft berichtet. „Keiner im Verein unterschreibt mehr was. Soll ich mich etwa vor den Spiegel stellen und mich selbst fragen, ob Safar einen neuen Vertrag bekommen darf? Ich komme mir vor wie in einem luftleeren Raum.“

Und aus Roland Kirchler spricht der pure Zynismus, wenn er von den Rettungsplänen der öffentlichen Hand hört, die Wacker mit 500.000 Euro unterstützt, aber Reformen fordert. „Man will alles reformieren, am besten innerhalb einer Woche. Dabei ist nur eines wichtig: dass wir in der Bundesliga bleiben.“

Letzte Chance

Vor dem letzten Ligaquartal stehen die Zeichen freilich auf Abstieg. Drei Punkte trennen die Innsbrucker derzeit vom neunten Rang, die Partie daheim gegen Rapid, noch so einem Verein, der im Schlamassel steckt, ist für Kirchler richtungsweisend. „Für mich ist das die letzte Chance für eine Wende“, erklärt der Tiroler Trainer, „sonst wird es ganz, ganz dunkel.“

Grau in grau präsentiert sich in diesem Frühjahr auch Grün-Weiß. Die Rapidler haben 2013 sogar noch eine schlechtere Bilanz vorzuweisen als das aktuelle Schlusslicht, aber zumindest die Statistik gibt Hoffnung. Rapid hat die letzten vier Duelle mit Wacker gewonnen. „Aber die strotzen ja im Moment auch nicht vor Selbstvertrauen. Das müssen wir ausnützen“, fordert Kirchler.

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