Marko Arnautovic zu Rapid? Ein Transfer zwischen Genie und Wahnsinn

Marko Arnautovic bewegt die Fans, nicht nur bei Rapid
Markus Katzer ist der Mann, der als Erster davon überzeugt war, Marko Arnautovic zu Rapid lotsen zu können. Der Sportchef investiert auch am meisten Zeit und Energie in das Projekt.
Was Katzer damit bei Fans und auch sonst nur mäßig an Rapid interessierten Menschen ausgelöst hat, überrascht seit dem ersten KURIER-Bericht am 18. Juni selbst den 45-Jährigen: „Der Hype ist überwältigend.“

Doch am Ende zählt nur das Ergebnis: „Wir müssen fokussiert bleiben.“
Peter Stöger hat im APA-Interview klargestellt, dass er bis zum Beginn des Trainingslagers Klarheit will. Am Samstag erfolgt die Abreise nach Freistadt. Sollten Arnautovic und sein Manager-Bruder Danijel davor absagen oder noch mehr Zeit benötigen, schwenkt Rapid auf Plan B um, wie Katzer bestätigt.
Was spricht für und was gegen den schon jetzt meistdiskutierten Transfer in Österreichs Bundesliga?
Plus: Qualität
Marko Arnautovic ist auch mit 36 noch auf einem Niveau, das in Österreich nur selten zu sehen ist.
Katzer wie Stöger sind überzeugt, dass der Routinier sein Geld wert wäre. „15 bis 20 Tore“ würde der Coach vom Stürmer erwarten.
Minus: Gehaltsgefüge
Die Gehaltspyramide würde durch die von Arnautovic geforderten drei Millionen brutto pro Jahr (und das zwei Saisonen lang) steil nach oben zeigen. Dass ein Star das Zigfache von Mitspielern kassiert, birgt in einem fragilen Gebilde wie einem Fußballteam durchaus Zündstoff.
Plus: Aufmerksamkeit
Im Kampf um das Interesse neben Champions League, Premier League und Deutscher Bundesliga (sowie Handy und E-Gaming als Nebenbuhlern) ist die Marke Arnautovic ein Geschenk für Rapid und die gesamte Liga.
Über „Arnie“ würde international weit mehr als selbst in Hütteldorf gewohnt berichtet werden.
Minus: Belastung
Wie belastbar ist der Körper nach 18 Jahren Profifußball? Kurzeinsätze wie zuletzt bei Inter (542 Minuten in der Serie A) wären für Rapid zu wenig. Er soll ja nicht als Joker, sondern als Stammkraft für Auftritte in idealerweise drei Bewerben kommen. Das ist eine Hypothek bei einem 36-Jährigen, der von den Gegenspielern nicht mit Samthandschuhen angefasst wird.
Man will es Arnautovic nicht wünschen, aber der Fall seines Kumpels Alaba zeigt, wie brutal der Verletzungsteufel besonders bei Routiniers sein kann.

Plus: Ausbildung
Talente, die zu Stars gereift sind, erzählen immer wieder, wie ihnen einst das Training mit den Allerbesten geholfen hat. So wäre es auch im Trainingszentrum im Prater, wenn die vielen Jungrapidler Tag für Tag schauen könnten, auf welche Details Arnautovic im Strafraum besonders achtet.
Minus: Überzogene Erwartung
Heilsbringer, Wunderwuzzi, Torgarant, Ticketseller und Publikumsliebling – mit Arnautovic sind dermaßen viele hohe Erwartungen verknüpft, dass er schon vier Schultern und sechs Füße brauchen würde, um diese große Verantwortung stemmen zu können.
Noch dazu sollten mit dem 36-Jährigen weder schnelle Gegenstöße noch extremes Pressing erwartet werden. Die Fallhöhe ist enorm, für ihn selbst, aber noch mehr für Rapid.
Plus: Positiver Fokus
Das Rampenlicht wäre für den Altstar reserviert: Arnautovic würde einen langen Schatten werfen, der wie ein Schutzschirm wirken könnte für Jüngere und Teamkollegen, die nicht gerne im Fokus stehen. Matthias Seidl, der als Kapitän an der Frühjahrskrise seines Teams sichtlich zu knabbern hatte, würde neben dem Routinier weiter reifen.
Minus: Gefährlicher Fokus
Arnautovic lässt keinen kalt, er emotionalisiert und polarisiert. So groß die Anfangseuphorie ist, so böse kann auch das Erwachen sein, wenn Erfolge ausbleiben. Dann kann die Begeisterung schnell ins andere Extrem umschlagen – besonders bei Rapid.

Wird Arnautovic bald im Rapid-Trikot zu sehen sein? Noch handelt es sich um eine Fotomontage.
Plus: Entertainment
Von der Wirtschaft bis zur Weltpolitik: Die Zeiten sind düster. Da ist der Wiener mit Schmäh, Sprüchen und Überraschungen auf dem wie abseits des Rasens eine perfekte Alternative.
Minus: Das zweite Jahr
Bis zur WM 2026 wird Arnautovic top-motiviert und fokussiert sein. Aber kann sich ein dann 37-Jähriger auch nach dem letzten Karrierehighlight für Auftritte in Wolfsberg und am fast leeren Tivoli begeistern?
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