Rapids Europacuphelden von 1985: Entertainer statt Trainer

Zusammenfassung
- 40 Jahre nach Rapids erstem Europacup-Finale sind die damaligen Spieler eher als Entertainer denn als Trainer aktiv.
- Ehemalige Spieler wie Herbert Feurer und Michael Konsel engagieren sich in verschiedenen Bereichen, während andere wie Hans Krankl musikalische Karrieren verfolgen.
- Zur Feier des Jubiläums hat Rapid die Aufwärmjacke vom Europacup-Finale 1985 neu aufgelegt.
Seit 17 Jahren ist Österreichs populärster Klub titellos. So lang dauerte das Warten des SK Rapid auf den Gewinn der Meisterschaft in der 114-jährigen Geschichte noch nie. Ungeachtet dieses Negativrekords des Rekordmeisters haben zumindest grün-weiße Fußball-Nostalgiker Anlass zum Feiern, stand doch Rapid im Mai vor 40 Jahren erstmals in einem Europacup-Endspiel.
Was aber ist aus den einstigen Euro-Fightern geworden, die selbst für das finale 1:3 in Rotterdam gegen Everton gute Kritiken erhielten, nachdem sie auf dem keineswegs konfliktfreien Weg Richtung Endspiel via Istanbul, Glasgow, Manchester, Dresden und Moskau stets Garant für Aufreger gewesen waren?
Vorweg: Nicht ein einziger tut sich aktuell einen Vereinsjob als Trainer noch an. Aber man trifft sich regelmäßig. Entweder im Rapid-Stadion, das die Heroen von einst oft kopfschüttelnd verlassen. Oder – besser gelaunt – beim Golfspiel.
Herbert „Funki“ Feurer, 71, organisiert als Rapids Legenden-Präsident Auftritte der Oldies. Ohne seine mutige Tormannleistung beim Wiederholungsspiel 1984 gegen Celtic in Manchester, wo er – niedergerissen von einem Hooligan – die Nerven behielt, wäre Rapid nie bis ins Endspiel ’85 gekommen.
Michael Konsel wurde, von Vienna kommend, anstelle von Feurer die Nummer 1 mit Nummer 1. Hütete auch elf Jahre später beim Brüsseler EC-Finale (0:1 gegen Paris) das Rapid-Tor, wurde danach als Roma-Legionär zum besten und schönsten Goalie Italiens gewählt. Und ist heute als 63-Jähriger noch in der Seitenblicke-Gesellschaft präsent.
Leo Lainer, 64: Kann stolz auf Sohn Stefan sein. Nicht nur, weil er mehr Länderspiele (39) als der Papa (28) bestritt, sondern vor allem, weil er es auch nach überstandenem Krebsleiden zu Bundesliga-Einsätzen für Mönchengladbach bringt.
Heribert Weber: Wird am 28. Juni ohne viel Trara, aber topfit in Graz seinen 70er feiern. Zieht die Familie Auftritten im TV vor, obwohl er als Sky-Analytiker zu überzeugen vermochte.
Kurt Garger, 64: Der Burgenländer erreichte wie sein steirischer Freund Weber noch ein zweites Mal (1994 mit Austria Salzburg) ein EC-Finale. Wie Weber strebt auch Garger keine Fußball–Funktion mehr an.
Rudi Weinhofer, 63: Engagierte sich auf Flohmärkten. Geht als Jungpensionist ganz in seiner Opa-Rolle auf.
Reinhard Kienast, 65: Er galt als schlampiges Genie. Und zugleich wortkargester Vertreter einer ganzen Teamspielergeneration. Umso bemerkenswerter, dass aus Tochter Julia eine wortgewandte Moderatorin und Servus-TV-Sportreporterin wurde.
Peter Hrstic, 63: Einst als Scharfschütze ein Tormannschreck, lehrt der Kärntner als Individualtrainer (nicht auf Vereinsbasis) lernwilligen Jungkickern die richtige Schusstechnik.
Karl Brauneder, 65: War stets ein Vorbild an Einsatzwillen und solidem Lebenswandel. Dementsprechend gut hat er kürzlich eine Nierenkolik überstanden.
Petar Brucic, 72: Ging wegen einer Sperre im EC-Finale stark ab, zumal der Legionär mit 1,68 zwar der kleinste vom sportlichen Wert her als Mittelmotor aber einer der größten Rapidler war. Inzwischen ist Petar, daheim in Kroatien die gute Kost genießend, auch der schwerste.
Zlatko Kranjcar: Brucic’ Landsmann war ein Ausnahmekönner und nach Ende des Balkan-Krieges Kroatiens erster Teamkapitän. Kranjcar wurde nur 64 Jahre alt.
Peter Pacult, 65: Rapids letzter Meistermacher (2008) wurde nach vierjähriger Trainertätigkeit in Klagenfurt abserviert. Was (nicht nur) seine Rapid-Spezis als ungerecht empfanden. Kurt Garger: „Vor jeder Saison haben’s dem Peter die halbe Mannschaft verkauft. Für das, was er in Klagenfurt geleistet hat, müssten sie ihm neben dem Lindwurm a Denkmal setzen.“ PP weiß nicht, ob er sich zu einem neuen Trainerjob überhaupt noch überreden lassen wird, er weiß nur, dass man in Klagenfurt zuletzt erneut mit der Auszahlung der Spielergehälter rückständig war.
Hans Krankl, 72: Rapids Ehrentorschütze gegen Everton gibt als Evergrey mit Evergreens den Ton an. Krankls Jubiläumsauftritt mit der Kultband Multi Beton am 5. Juli in der Staatsoper ist längst ausverkauft.
Hans Gröss, 65: War stürmender Joker und Stimmungskanone. Letzteres vor allem, wenn er (der später in Kärnten zu einem Pionier im Frauenfußball wurde) temperamentvolle Ansprachen von Trainer Otto Baric nachmachte. Dessen Stimme, die Gröss so gekonnt imitiert hatte, ist am 13. Dezember 2020 für immer verstummt. Baric starb in seiner kroatischen Heimat an Corona.
Antonin Panenka, 77: Wurde daheim in Prag schwer von Corona erwischt. Ist längst wieder wohlauf. Panenkas Kontakt zu seinen Rapid-Freunden riss nie ab.
Im Rotterdamer Finale 1985 hatte eine kaum ausgeheilte Blessur Panenkas nur einen Kurzeinsatz des tschechischen Ballgenies gestattet. „Mit einem fitten Panenka wäre für Rapid gegen Everton mehr drinnen gewesen“ ließ damals Herbert Prohaska als KURIER-Kolumnist wissen.
Der Austrianer war stets angetan von Antonin Panenkas Spielkultur. Drei Wochen später musste sich Prohaska selbst loben: Als die Austria vor allem dank ihm, dank Torschützenkönig Toni Polster und dem ungarischen Topspieler Tibor Nylasi überlegen Meister wurde vor ... dem Europacupfinalisten Rapid.
Die Jacken von damals
Zur Feier des Jubiläums wurde beim SK Rapid die Aufwärmjacke vom Europacup-Finale 1985 neu aufgelegt und präsentiert. Für Fans oder Nostalgiker ist die Jacke auch im Rapidshop erhältlich.
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