Rapid-Coach Robert Klauß: "Ich kann als Trainer sehr dominant sein"

Rapid-Trainer Klauß bei der Arbeit in Belek
„Alles, was wir uns vorgenommen haben, konnten wir auch umsetzen“, sagt Robert Klauß zum Ende des Trainingslagers zufrieden. Das ist nicht selbstverständlich, weil der frühere Co-Trainer von Rangnick und Nagelsmann hohe Ansprüche hat.
Vor der Abreise aus Belek und zum Finale seiner ersten langen Winterpause nahm sich der 39-jährige Deutsche Zeit für ein KURIER-Interview.
KURIER: Star-Trainer Giovanni Trapattoni ist während seiner ersten Winterpause in Salzburg verzweifelt, weil er unterschätzt hat, wie lange die Pause wird und wie stark man auf die Kondition achten muss. Könnte das auch 2024 noch passieren?
Robert Klauß: Der Zeitrahmen ist tatsächlich eher wie eine Sommervorbereitung in Deutschland. Aber im Unterschied zu Trapattoni und einer Zeit, als es noch viel nach Gefühl ging, haben wir jetzt andauernd Testungen. Und: Wir haben Erfahrungswerte aus den vergangenen Saisonen in meinem Trainerteam. Ich höre da auch auf meine Assistenten.

Was hat Sie überrascht nach Ihrem Start bei Rapid?
Ich habe unterschrieben, obwohl ich das Trainingszentrum nur von Bildern kannte. Deswegen bin ich froh, dass wir dort wirklich gute Bedingungen haben und es gar keine bösen Überraschungen gab. Genauso froh bin ich über das Know-how und die Dynamik der vielen Mitarbeiter, die auch gute Typen sind.
Sie beobachten an manchen Tagen im Training nur, dann sind Sie wieder aktiv und laut. Warum ist das so?
Die Mannschaft sieht mich jeden Tag, auch in Videoschulungen oder persönlichen Gesprächen. Ich kann als Trainer sehr dominant sein. Deswegen nehme ich mich manchmal bewusst zurück. Das ist einerseits eine Abwechslung für die Spieler, andererseits spüren sie auch die Wertigkeiten der Co-Trainer. Wichtig ist dabei eines.
Und zwar?
Wir besprechen jede Einheit, jede Aufstellung, jede Entscheidung gemeinsam. Wenn wir dann die Bürotür aufmachen, gibt es für das Trainerteam vor den Spielern aber auch nur noch diese eine gemeinsame Botschaft.
Bei Rapid gab es seit 2008 viele Botschaften zum nächsten Titel. Aufgrund der Historie ist die Titelfrage ein ständiger Begleiter. Andererseits heißt es nach Niederlagen schnell „Alle schuldig, alle raus“. Spüren Sie diese spezielle Gefühlslage schon?
Ich kenne das eins-zu-eins aus Nürnberg: Das ist exakt Rapid, nur in Rot-Schwarz: Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, und wenn wir ein Spiel gewinnen, sind wir doch wieder die Größten. Es kann anstrengend sein, aber es ist doch schön.
Warum?
Weil so viele Menschen mit so viel Emotion zu Rapid verbunden sind. Diese Polarisierung ist auch eine Auszeichnung. Wir müssen nur schauen, dass wir diese Energien richtig kanalisieren. Das alles darf die tägliche Arbeit nicht belasten.
Wie wollen Sie mit der traditionell hohen Erwartungshaltung konkret umgehen?
Im Erfolgsfall, also wenn das intern und extern deckungsgleich ist – bestens! Wenn es nicht zusammenpasst, müssen wir argumentieren, Erklärungen liefern und auch transparent in unserem Tun sein.
Immer wieder erzählen Ex-Rapidler, dass sie mit dem Druck zu kämpfen hatten. Wollen Sie die Arbeit mit Mentaltrainern verstärken?
Ja, aber das muss von uns, den Führungskräften kommen. Wir müssen das ausstrahlen: Selbstbewusstsein, Fleiß, Ziele setzen und diese dann erreichen. Das kann man gemeinsam entwickeln. Ich bin allerdings kein Fan davon, einen externen Mentaltrainer dazu zu holen.

Bei wem erkennen Sie eine positive Entwicklung?
Sehr positiv finde ich, dass Lukas Grgic mit meiner Ankunft eine gute Rolle in der Mannschaft gefunden hat. Jene Spieler, die davor schon performt haben, sind weiter gut unterwegs.
Nicolas Kühn hat im Leipziger Nachwuchs bei Ihnen viel getroffen, Sie hatten sicher Pläne mit ihm – ist sein Verkauf ein Rückschlag?
Es ist schade – ich hätte gerne gesehen, was bei ihm noch möglich ist. Aber bei Rapid ist eingeplant, dass solche Transfers passieren können. Tatsächlich war geplant, dass wir versuchen, ihn zentraler zu positionieren, um ihn wieder torgefährlicher zu machen. Hätte, hätte ... Es ist keine Zeit für Sentimentalitäten, ich kann Nic verstehen.
Warum haben Sie mit Christoph Lang bewusst einen anderen Spielertypen als „Nachfolger“ ausgesucht?
Wir wollten Lang im Sommer verpflichten, jetzt konnten wir das vorziehen. Er gibt uns mehr Flexibilität in der Offensive, ist stark im Abschluss, spielintelligent und ein guter Standardschütze.

Christoph Lang bei seinen ersten Einheiten für Rapid
Viele Talente waren in Belek mit. Jovan Zivkovic gilt als das größte bei Rapid seit Yusuf Demir. Nicht so klar ist seine beste Position. Wo sehen Sie den 17-Jährigen?
Als echten Zehner, der sich aber auch im linken Halbraum sehr wohl fühlt. Man darf ihm nicht seine Stärke vor dem Tor nehmen – deswegen ist er kein klassischer Flügel wie Ismail Seydi, der super im Dribbling ist und die Linie runtergeht.
Erste Auslandsstation
Robert Klauß wurde am 1. Dezember 1984 in Eberswalde in der damaligen DDR geboren. Er stürmte in Amateurligen, ehe er als Coach im Nachwuchs bei RB Leipzig begann, wo er 2018 Co-Trainer von Rangnick, dann Nagelsmann wurde. Nach zwei Jahren in Nürnberg wechselte er im November zu Rapid
500.000 Euro
hätte Klauß 2015 bei „Schlag den Raab“ gewinnen können. Er musste sich aber Showmaster Stefan Raab geschlagen geben
Bei Rapid gab es in der Systemfrage immer wieder das Zurückkehren zum 4-2-3-1, weil sonst nichts funktioniert hat. Worauf setzen Sie, oder wollen Sie stärker auf die Gegner eingehen?
Wir wollen uns so viel wie möglich auf uns und nicht auf den Gegner fokussieren. Das 4-2-3-1 als System kann die Grundordnung für das Flipchart sein, im Spiel ist das aber selten zu sehen. Wir können mit einer Dreierkette das Spiel eröffnen, oder im 4-4-2 gegen den Ball verteidigen. Das Wichtigste ist, dass die Spieler genau wissen, wann sie wie welche Räume zu besetzen haben.
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