Eine These: Weil Pflichtspiele immer besser überwacht werden, sind die Tests ein beliebteres Ziel für Manipulationen. Besonders in Belek, wo aufgrund der vielen Partien ohnehin ein Mangel an qualifizierten Pfeifenmännern herrscht.
Die „over 2,5“-Wette
Wie wurde eigentlich manipuliert? Die Wette „over 2,5“, also auf mindestens drei Treffer, ist naheliegend, weil durchschnittlich zwei bis drei Tore pro Spiel fallen. Die Quote beträgt bei ähnlich starken Teams dafür knapp 2,0 – also fast eine Einsatzverdoppelung, wenn es aufgeht.
Vermutlich ist bei vielen geschobenen Partien keinem Team aufgefallen, dass der Schiedsrichter gekauft war – weil bald genug Tore fielen.
Wenn es allerdings lange 0:0 steht, wie bei Rapid gegen Slovacko, werden die vorab gekauften Referees aktiv. So wurde ein umstrittener Elfer (ohne Grund) wiederholt. Goalie Hedl hielt beide Versuche des Ex-Austrianers Kvasina. Beim Stand von 1:0 für Slovacko gab es einen streitbaren Rapid-Strafstoß. Und in der 90. Minute einen Witz-Elfer. Laut Kronenzeitung waren 80.000 Euro in Asien im Pot und der Assistent sah, während seiner Arbeit an der Linie, auf das Handy.
Die Wiener siegten 2:1, die Schiris hatten ihren Job getan, stiegen ins Auto und waren nicht mehr gesehen.
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Ebenso absurd lief es bei Altach gegen Spartacus aus Ungarn ab (1:1). Wohl ebenso betroffen, aber mit weniger Aufregung verbunden: Sturm gegen Kecskemeti. Die Ungarn führten 2:0, die bei Tests sonst kurze Nachspielzeit begann. Der davor schon auffällige Schiedsrichter hatte erst nach einem Elfertor für Sturm in Minute 96 genug.
Endergebnis: 2:1 ...
Wettparadies Asien
Warum gibt es diese Wetten überhaupt? „Wetten auf Testspiele sind weder illegal noch bösartig. In Österreich ist es aber nicht üblich, dass zu Tests Spezielles wie ’over 2,5’ oder gar Livewetten angeboten werden. Das läuft über Asien, wo wir machtlos sind“, erklärt Severin Moritzer. Der Geschäftsführer des Play Fair Code versucht seit zwölf Jahren, Österreichs Sport, etwa durch Präventivmaßnahmen, integer und sauber zu halten.
Vieles ist hierzulande nach dem Taboga-Skandal 2013 besser geworden. Eine weitreichende Maßnahme: Alle Spiele müssen in einem Onlinesystem dem ÖFB gemeldet werden, verpflichtend ist die Nennung eines dafür zugelassenen Schiedsrichters samt Assistenten. Der türkische Verband vermeldete nach dem Rapid-Eklat, dass das Spiel nicht offiziell angemeldet gewesen sei und der Referee unbekannt. „Das wäre in Österreich undenkbar, weil technisch gar nicht möglich“, betont Moritzer.
Fakt ist: Die drei geschobenen Testspiele wurden über internationale Agenturen abgewickelt, die seit vielen Jahren in Belek seriös arbeiten und natürlich nicht wollen, dass ihr Geschäftsmodell durch unzufriedene Vereine geschädigt wird.
Denn: Sollte sich die Türkei diesem Problem nicht stellen, werden schon bald weniger Vereine ihre Trainingslager in Belek buchen.
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