Warum Rapid und Austria wieder kooperieren und davon profitieren

Vertrautes Verhältnis zwischen den Präsidenten Wrabetz (li.) und Gollowitzer bei Rapid und Austria
"Na, da ist aber viel los". Bereits vor dem Eingang von Urban Innovation Vienna in der Operngasse stauen sich die Damen und Herren im besten Alter.
Der „Club Cuvée“ hat zum gemeinsamen Auftritt der Präsidenten von Rapid und Austria geladen. Alexander Wrabetz und Kurt Gollowitzer bildeten mit Moderator Ralph Vallon, der früher dem Leichtathletik-Verband vorgestanden war, ein Doktoren-Trio.

Neben den Sitzplätzen waren auch die Stehplätze voll besetzt. Die Mehrheit des Publikums hat geschäftliche bis beste Verbindungen zur Stadt Wien, nicht alle der rund 150 Eingeladenen stehen dem Fußball nahe, aber das Interesse am Präsidenten-Doppel war unübersehbar.
Keine Gehässigkeiten mehr
Es sollte ein launiger Abend mit Einblicken, optimistischen Aussichten, aber ohne Gehässigkeiten werden.
Die angekündigte „Rivalität“ blitzte nur kurz durch, als Wrabetz zu Gollowitzer blickte und sagte: „Wir sind der Rekordmeister“. „Wir sind der Rekordtitelhalter Österreichs“, kam als Replik.

Wende mit Wrabetz
Dass beide darüber lachen konnten, ist keine Selbstverständlichkeit. Jahrelang wurde zwischen Hütteldorf und Favoriten nur das Nötigste kommuniziert. In Bundesliga-Angelegenheiten waren Mehrheiten gegen den Erzrivalen die beliebtesten.
Obwohl die Schlägereien auf dem Feld nach dem jüngsten Derby-Sieg von Rapid ein ganz anders Bild vermittelt haben, sind Grün und Violett in der Sache wieder vereint.
Dafür gibt’s mehrere Gründe.
Wie so oft im Fußball zählt die menschliche Ebene. Wrabetz und Gollowitzer kennen einander lange und schätzen das Gegenüber.
Die Brücke von Ebreichsdorf
Dazu gibt es eine bislang öffentlich nicht bekannte Brücke, die bereits vor vielen Jahren in Ebreichsdorf gebaut wurde.
Austrias Finanzchef Harald Zagiczek lernte zwischen Bier und Würstel Christian Podoschek am Platz des Ex-Regionalligisten kennen. Beide wohnten in der Gegend.
Zagiczek hat in den Verhandlungen des Schuldenschnitts mit der Bank Austria und dem bevorstehenden Stadionverkauf an die Stadt Wien maßgeblich zur violetten Rettung beigetragen.
Frühjahrsvorbereitung
Die Austria startete früher ins Training, weil bereits am 1. Februar das Cup-Viertelfinale in Graz gegen Sturm ansteht. Aktuell lässt Trainer Helm in der Türkei üben. Nach dem 2:1 gegen Mura wird im Rahmen des Trainingslagers noch gegen TSC aus Serbien (16.1.) getestet.
Grüne Spätstarter
Da vor Weihnachten noch gegen Kopenhagen gespielt wurde und in der Liga der WAC „erst“ am 8. Februar wartet, genehmigte Trainer Klauß den Rapidlern den spätesten Start von allen Bundesligisten. Am Wochenende fanden die Leistungstests statt. Am Montag wird ab 14.30 Uhr zur öffentlichen Einheit am Rasen im Trainingszentrum geladen.
Mehrere Transfers werden bei Rapid noch folgen.
Das ehrenamtlich tätige Präsidiumsmitglied Podoschek hält sich – bis auf die Doppelconférencen mit Finanzchef Knipping bei den Hauptversammlungen – stets im Hintergrund, ist aber bei den Grünen eine Schlüsselfigur. Der Jurist bildet mit Vorgänger Nikolaus Rosenauer eine Arbeitsgemeinschaft – mit Erfolg, wie bei der Rücknahme der Punktabzüge sichtbar wurde.
Ebenso kennt sich Podoschek im Innenleben der „Ultras“ aus.
Schnelle Reaktion auf Skandal-Derby
Auch mit Zagiczek stimmt die Gesprächsbasis. Als die Bundesliga zu besonders strengen Strafen nach dem Derby-Skandal ausholte, erkannten die beiden, dass nur mit einer gemeinsamen, ehrlichen Aufarbeit der Vorfälle den Vereinen zu helfen wäre.
Auch die Präsidenten waren schnell dafür, mit konkreten Maßnahmen – wie den vier Derbys ohne Gästefans – zu beweisen, dass die Vereine viel besser kooperieren, als sich das Hardcore-Fans vorstellen wollen oder können.
Nur so konnten drakonische Strafen verhindert werden.
„Seit im Präsidium und im Verein tatsächlich alle an einem Strang ziehen, geht es auch sportlich wieder bergauf“
Der Präsident über den Aufschwung von Rapid
Schweigen zum Stadion
Überrascht waren auch einige im Block West, als von Rapid kein einziger Kommentar zur Kehrtwende der Wiener SPÖ kam: Obwohl das Austria-Stadion mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde, fließen im Frühjahr wieder rund 40 Millionen in den Kauf.
Tatsächlich war das Thema auch in einer Rapid-Präsidiumssitzung eines. Es gab Einigkeit darüber, jetzt nichts zu sagen. Rapid hat ein Stadion, für das gerade eine größere Kreditrate pünktlich zurückgezahlt wurde, eine Akademie und ein Trainingszentrum, das großteils mit eigenem Geld finanziert wurde.

Künftige Rapid-Wünsche ans Rathaus
Aber für die Zukunft wird an einer To-do-Liste gearbeitet – deren Inhalt wird zu gegebener Zeit im Rathaus vorgebracht werden. An der Gesprächsbasis zu Michael Ludwig wird es nicht scheitern. Der Bürgermeister war der größte Fürsprecher für einen SPÖ-Minister Wrabetz – der aus bekannten Gründen aber Rapid-Präsident bleiben wird.
Im „Club Cuvée“ betonten beide Präsidenten einhellig: „Es kann Wien nichts Besseres passieren, als zwei erfolgreiche Vereine zu stellen.“
Tatsächlich – manche Probleme würden sich mit mehr Pragmatismus und weniger Wut lösen lassen.
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