Polster: Mit Schmäh und einer Idee

Trainer Toni Polster und Co-Trainer Oliver Lederer am Dienstag während einer Trainingseinheit des FC Admira in der Südstadt in Maria Enzersdorf.
Der 49-Jährige ist zurück in der Bundesliga - als Cheftrainer von Außenseiter Admira.

Am Tag vor der ersten Trainingseinheit mit seinem neuen Klub Admira befasste sich Toni Polster mit Lubango. Lubango ist weder ein potenzieller Neuzugang für den Bundesligisten noch ein gefährlicher Spieler des brasilianischen Klubs Arapongas, gegen den die Niederösterreicher am Dienstag den Testspiel-Reigen eröffneten.

Ein Neuzugang ist Lubango, die Baby-Giraffe, dennoch – im Tiergarten Schönbrunn. „Ich wollte an meinem einzigen Urlaubstag in diesem Sommer noch einmal auf andere Gedanken kommen“, sagt Polster. Und irgendwie passte das Bild ja auch: Montag Baby-Giraffe, Dienstag graue Maus.

Toni Polster trat am Dienstag seinen Dienst als Cheftrainer des FC Admira Wacker an – ein Klub an der Peripherie zur Bundeshauptstadt und im Schatten der Wiener Großklubs. Daher rührt der wenig schmeichelhafte Beiname „graue Maus“.

Medienauflauf

„Ich freue mich auf diese Chance, die ich auch als solche verstehe“, sagt Polster beim ersten offiziellen Medientermin. Sechs TV-Kameras und rund 40 Journalisten haben sich in Stellung gebracht. Der Name Polster und seine Geschichte ziehen immer noch. Sportler des Jahres (1997), Europas bester Torjäger (1987), Rekord-Torschütze im Nationalteam (44). Das sind die Fakten.

Doch die Geschichte geht tiefer. 1989 wird Polster vor dem Qualifikationsspiel gegen die DDR von den eigenen Fans ausgepfiffen. Beim 3:0-Sieg erzielt er alle Tore und schießt Österreich zur WM. Polster wird der Held, Torjäger von Weltformat, Kultkicker, Sänger, Schmähbruder.

Deswegen sind sie am Dienstag in die Südstadt gekommen: ORF, ATV, Puls4, Sky Sport, ServusTV. Sie wollen einen Satz, einen Polster-Satz. Und Polster liefert. „Wo soll ich mich hinsetzen“, fragt er gleich zu Beginn der Pressekonferenz. „Links? Rechts? Ach, egal, ich bin ja sowieso beidbeinig.“

Dann wird er ernst, ungewohnt ernst. Mit 49 Jahren ist es Polsters dritte Trainerstation, die erste im Profibereich. „Wir werden sehen, ob ich jetzt dort bin, wo ich hingehöre, oder ob ich nur ein Passant bin.“ Ein starker Satz.

Er lässt erahnen, dass man mit Schmäh und Charme alleine nicht weit kommen wird in der Bundesliga. Die Vereine sind längst kein Auffangbecken mehr für Ex-Kicker mit großer Geschichte, aber geringer Perspektive. „Wer sich nicht weiterentwickelt und offen für Neues ist, hat keine Chance. Ich werde den Fußball nicht neu erfinden, aber ich habe eine Idee von diesem Spiel und die wollen wir umsetzen“, sagt Polster.

Dann steht er auf. Viel Arbeit wartet auf ihn. Lubango ist längst vergessen.

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