Pirlo: Architekt, Schweiger, Puppenspieler

Pirlo: Architekt, Schweiger, Puppenspieler
Andrea Pirlo ist der Chef in der italienischen Mannschaft und versöhnt sogar die Fans.

Manche nennen ihn den "Architekten", andere den "großen Schweiger". Seit seinem Zeitlupen-Elfmeter gegen England ist er das Double von Antonin Panenka. Ein deutscher Journalist bezeichnet ihn treffend als "Puppenspieler, der seine Mannschaft bewegt." Teamkollegen in der Squadra Azzurra begnügen sich mit der Feststellung, Andrea Pirlo sei "der beste Mittelfeldspieler der Welt."

Passgenauigkeit, die Übersicht und sein Gefahrenpotenzial als Ausführender von Standardsituationen haben ihn zum Hirn der italienischen Nationalmannschaft gemacht. Auf dem Rasen ist er der Star, außerhalb bleibt er zweifacher Familienvater, der Kameras und Mikrofone scheut und Kommentare zu einer gefragten Rarität macht.

Pirlo ist tatsächlich der Architekt im von Trainer Cesare Prandelli geplanten Spiel. Sein Joker gegen Deutschland, der im entscheidenden Moment das Richtige tun soll. Die neue, offensive Taktik liegt ihm. Gerne treibt er sich in der Tiefe hinter den Spitzen herum, um im entscheidenden Augenblick mit einer einzigen Ballberührung eine gegnerische Abwehrmauer zu zerschneiden. So wie im Halbfinale der WM 2006. Damals, als Pirlo mit seinem überraschenden Pass zum 2:0 (Torschütze Grosso) einen Schlussstrich unter das deutsche Sommermärchen zog.

Frechheit

Sechs Jahre später soll er es wieder schaffen. Schon im Viertelfinale gegen England hatte Pirlo in 129 Spielminuten (inkl. Verlängerung) 146 Pässe geschlagen. Ob lang, ob kurz, 80 Prozent der Zuspiele fanden ihre Adressaten.

Und Pirlo dachte den Krimi gegen die Briten zu Ende. Sein geschupfter Elfmeter war keine Aktion des Übermuts, er war von einer Hinterlist getragen: "Ich wollte die Engländer aus dem Konzept bringen. Dieser Elfmeter hat den Druck auf sie erhöht." Hat er tatsächlich. Mit einer Frechheit, die sich nur ein Mann seiner Klasse leisten kann.

Meistermacher

Wo der 33-Jährige auch tätig war, der Erfolg scheint sein Gefährte zu sein. In den zehn Jahren beim AC Milan wurde er drei Mal Meister, zwei Mal gewann er die Champions League, und 2006 wurde er Weltmeister. Im Vorjahr wechselte er zu Juventus Turin. Unter dem medialen Verdacht, Pirlo hätte seinen Zenit schon überschritten. Juventus holte den Titel.

Auch im italienischen Stützpunkt in Krakau ist Pirlo der Chef. Auch wenn sich seine Wortspenden in Grenzen halten. Vor allem seine Kunststücke haben die italienischen Fans mit dem eigenen Fußball wieder versöhnt. Sogar aus dem Ausland hört man die Lobeshymnen. "Er spielt wie Mozart und Beethoven", meint Frankreichs Ex-Weltmeister Karembeu.

 

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