Peter Schöttel: "Gehe davon aus, dass wir mit Foda zur WM fahren"
Österreichs Fußballteam muss mit schlechten Vorzeichen zu den beiden WM-Qualifikationsspielen nach Färöer und Dänemark reisen. Inklusive einiger Langzeitverletzter fallen nahezu zehn Spieler aus. Vor allem die Ausfälle von Arnautovic, Baumgartner, Dragovic und Lienhart dürften schmerzen.
"Die letzten Tage waren weniger erfreulich", sagt ÖFB-Sportdirekter Peter Schöttel, der die Absagen aufgrund seiner Kontakte zu den Spielern und derer Klubs durchaus schon ahnen konnte. "Nichts desto trotz wollen wir diesen Lehrgang bestmöglich abschließen."
Dass im September vieles in die Hose gegangen ist, ist dem Wiener bewusst. "Wir wissen genau, dass das schlecht war", sagt Schöttel, nimmt dabei aber in erster Linie die Spieler in die Pflicht. Den viel kritisierten Teamchef nimmt er indes aus der Schusslinie. "Franco Foda wurde für viele Dinge verantwortlich gemacht, für die er wenig kann", sagt die Rapid-Legende.
Welche das wären, wollte der KURIER wissen. "Ich war selbst Abwehrspieler, zuletzt habe ich so viele individuelle Fehler gesehen von sehr erfahrenen Spielern. Dazu etliche Chancen, die leichtfertig nicht verwertet wurden. Ich tu' mir jedenfalls schwer, wenn der Erfolg nach der EM nur den Spielern umgehängt wird und im Misserfolg dann nur der Teamchef schuld sein soll", so Schöttel, der zuletzt auch "Effizienz, Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen" vermisst habe.
Zumindest die im Fußball oft benutzte Ausrede Nummer eins, die mangelnde Chancenauswertung, lässt sich zum Teil widerlegen. Beim jüngsten Länderspiel, dem 0:1 gegen Schottland in Wien, hatte das ÖFB-Team nahezu keine Torchancen herausgespielt. Der Wert an "expected goals" (zu erwartende Tore), bei dem die Qualität der Torchancen anhand von Distanz, Schusswinkel und Verteidigern zwischen Ball und Tor errechnet wird, lag gegen die Briten bei 0,84. Sprich: Das ÖFB-Team hatte demzufolge nicht einmal genug Chancen für einen einzigen Treffer. Zum Vergleich: Die Schotten hatten einen Wert von 1,82.
Zumindest im Spiel zuvor gegen Israel, das in Haifa mit 2:5 verloren gegangen war, hatten die Österreicher in dieser Statistik die Nase vorn und mehr Chancen als der effektivere Gegner. Allerdings: Dass den Österreichern im Ballbesitz wenig einfällt und chancenarme Spiele bereits seit einem Jahr regelmäßig zu sehen sind, ist nicht mehr von der Hand zu weisen.
"Foda genießt unser Vertrauen"
In exakt dieser Disziplin werden die Österreicher nun am Samstag gefragt sein. Am Kunstrasen von Torshavn geht es gegen die Färöer darum, gefährlich in den Strafraum zu kommen. Ausgerechnet dabei fehlen nun aber Techniker wie Arnautovic und Baumgartner.
Peter Schöttel ist dennoch guter Dinge: "Die Diskussionen werden aufhören, wenn wir sportlich erfolgreich sind und gute Leistungen bringen. Wir sind mittendrin in einem Wechselbad der Gefühle, wo es zuletzt sehr rasch in jede Richtung gegangen ist", sagt der 54-Jährige zur aktuellen Situation. "Wir sind als Mannschaft zurecht kritisiert worden, weil einiges nicht funktioniert hat. Ansonsten ist es so, dass Franco Vertrag hat und unser Vertrauen genießt."
Bezüglich der Personalie des Teamchefs sagt Schöttel, dass es natürlich Gespräche gegeben habe. Zwischen ihm und dem designierten ÖFB-Präsidenten Gerhard Milletich, sowie zwischen Foda und Milletich. "Es gibt das Bekenntnis, dass wir diesen Lehrgang bestmöglich bestreiten wollen. Ich gehe davon aus, dass wir mit Franco Foda zur Weltmeisterschaft fahren."
Für den Negativfall hat sich Schöttel jedenfalls - wie von Milletich gefordert - Gedanken gemacht. "Ich habe am Profil des Teamchefs weitergearbeitet, die eine oder andere Meinung eingeholt. Es gibt immer einen Austausch mit Leuten, die sich gut auskennen", sagt Schöttel. Aber: "Ich bin der Meinung, dass wir das Ruder rumreißen können."
Ob dieses Bekenntnis in einer Woche nach dem Spiel in Kopenhagen gegen Dänemark auch noch hält, wird man sehen.
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