Begonnen hat es eigentlich mit einem Streit des Männerteams mit dem dänischen Verband rund um das Jahr 2017. International war nur die Meldung durchgedrungen, dass das Männerteam zugunsten der Kolleginnen auf einen Teil des Geldes verzichtet, dafür gab es großen Applaus. „Der Konflikt war mehr als eine Geldfrage“, sagt Søren-Mikael Hansen, Sport-Kommentator bei der dänischen Zeitung Politiken, zum KURIER. Die Fußballer wollten als Angestellte des Verbandes angesehen werden – inklusive entsprechenden Arbeitsrechten. Der Verband sah sie weiter als Angestellte ihrer Klubs. Das Angebot der Männer, 65.000 Euro pro Jahr an das Frauenteam abzugeben, hatte „eher symbolischen Wert“ für die Frauen, denn eigentlich ging es um einen Vertragsstreit. Der Effekt für die Spielerinnen war begrenzt, so Hansen.
Bei der EM im selben Jahr besiegten die Däninnen Österreich im Halbfinale im Elferschießen und beendeten damit das Sommermärchen der ÖFB-Frauen. Dänemarks Frauen erreichten erstmals ein EM-Finale und wurden Zweite hinter den Niederlanden.
Weil sich Spielerinnen und Verband aber nicht auf einen Tarifvertrag einigen konnten, sagte der Verband wenige Monate später ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden einfach ab. Eine 0:3-Niederlage am grünen Tisch war die Konsequenz – was die Däninnen die WM-Teilnahme kostete.
"Dieselben Opfer"
Danach gab es endlich eine Einigung über einen neuen Tarifvertrag. Zwar enthalten sie Investitionen zur Stärkung der Frauen-Teams, von gleicher Bezahlung ist aber noch keine Rede. „Warum sollten wir nicht dieselben Bedingungen haben wie die Männer?“, sagte Dänemarks Chelsea-Superstar Pernille Harder 2019. In ihren Augen verdienen sie „selbstverständlich“ dasselbe wie die männlichen Fußballer. „Wir verbringen gleich viel Zeit, bringen dieselben Opfer, machen dieselbe Arbeit.“
Sie sei sich allerdings sicher, dass es "in der Zukunft so weit ist", sagte sie damals, erinnert sich Mikkel Hemmer-Hansen vom Jyllands-Posten: "Die Zukunft ist offenbar noch nicht hier. Denn derzeit, im Jahr 2022, gibt es keinen gleichen Gehaltsscheck."
2020 erhielten die Spielerinnen von ihren männlichen Kollegen eine Million Kronen (135.000 Euro) aus einem Nations-League-Bonus als „Geschenk“.
„Frauen und Männer profitieren gleichermaßen davon, wenn das sportliche Setup optimal ist“, sagte Kapitän Simon Kjaer. Für das Männerteam sei die Unterstützung der Frauen selbstverständlich.
2021 spielten 47.645 Mädchen unter 18 Jahren Fußball. Damit ist es nach Schwimmen und Turnen die drittbeliebteste Sportart bei Mädchen in Dänemark. Tendenz steigend.
Der in Österreich bekannte dänische Trainer Lars Søndergaard, der das Frauenteam coacht, betont, dass sich im dänischen Fußball heute eine Spielphilosophie durch "alle Mannschaften" zieht. Seien es die Männer, die Frauen oder die Jugend. "Es gibt einen gewissen Wiedererkennungswert, wenn eine dänische Mannschaft auftritt."
"In gewisser Weise verstärkte die Episode mit Christian Eriksen im Parken Stadion bei der EM vor einem Jahr die Idee, dass das Team als Gruppe zusammensteht, sich erlaubt, Emotionen auszudrücken und offener als fast je zuvor zu agieren", sagt Journalist Hansen. Die Kapitänin des Frauenteams wünschte Eriksen medienwirksam alles Gute. Man rückte erneut weiter zusammen.
"Das Positive daran ist, dass seither das Interesse an der Nationalmannschaft massiv zugenommen hat." Jedes Heimspiel ist ausverkauft. "Dieser Rückhalt scheint dem Männerteam noch einmal einen Push auf ein neues Level zu verleihen. Sie haben das Gefühl, sie können nicht verlieren."
Und die Frauen?
"Die Frauen auch nicht. Die Konsequenz ist, dass die dänischen Nationalteams mehr denn je zusammen stehen", sagt Hansen. "Das bedeutet, dass die Frauen demnächst zum ersten Mal im Nationalstadion Parken spielen werden, wenn sie am Ende des Monats gegen Brasilien antreten." 20.000 Tickets seien bereits verkauft, sagt Hansen und fügt hinzu: "Mehr als vergangene Woche bei den Männern gegen Österreich in Wien.
Einen neuen Push für die dänischen Fußball-Frauen könnte es demnächst geben. Denn im Dezember soll die Frauen-EM 2025 vergeben werden. Dänemark bewirbt sich mit Norwegen, Schweden und Finnland.
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