Österreich fordert EM-Favorit Italien: "Keiner macht uns mehr Angst"

Es gibt in Italien dieser Tage Bedeutenderes als die EURO. Nicht alles dreht sich um die Squadra Azzurra, geschweige den Gegner der Italiener im Achtelfinale am Samstag. Österreich verkam am Tag nach dem historischen Aufstieg auf der Titelseite der berühmten Gazzetta dello Sport zur Randnotiz. Die größte italienische Sportzeitung widmete sich lieber dem Transfer von Milan-Spielmacher Calhanoglu zum Stadtrivalen Inter.
Eine Botschaft war dann doch noch lesen und die war unmissverständlich: „Keiner macht uns mehr Angst!“
Märchen
Ob das jetzt die pure Überzeugung ist oder auch ein Hauch von Überheblichkeit mitschwingt, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass die Gruppenphase dieser EM einen Sieger hervorgebracht hat: Italien hat sich in den drei Vorrundenpartien die besten Haltungsnoten verdient und sich dadurch in die Rolle des Turnierfavoriten gespielt. „Dieses Italien bringt uns zum Träumen“, schwärmte die Gazzetta dello Sport. „Wir sind ein Märchen“, war im Corriere ähnlich euphorisch zu lesen.
Man fragt sich ja mittlerweile wirklich: Wer, oder bitteschön: was kann diese Italiener stoppen?
Denn der vierfache Weltmeister erlebt gerade eine der erfolgreichsten Phasen in der Geschichte seiner Nationalmannschaft. Mit dem 1:0 im letzten Gruppenspiel gegen Wales sind die Italiener nunmehr bereits seit 30 Partien unbesiegt, in den letzten elf Spielen kassierte das Team keinen Gegentreffer, 32:0 lautet dabei das imposante Torverhältnis.
Italien 2.0.
Was aber viele in Wirklichkeit noch mehr beeindruckt als diese Erfolgsbilanz ist die Art und Weise, wie die Italiener ihre Matches gewinnen. Italien spielt nicht mehr wie Italien, Teamchef Roberto Mancini hat dem berühmt-berüchtigten und oft auch bewährten Catenaccio einen Riegel vorgeschoben und in den vergangenen drei Jahren die Squadra Azzurra neu erfunden.
Unter dem ehemaligen Topstürmer sucht Italien sein Heil nicht mehr in der Defensive, sondern versucht den Gegner mit einem ansehnlichen Angriffsfußball in die Knie zu zwingen. Und weil das disziplinierte Verteidigen natürlich noch in der DNA der italienischen Kicker ist, tun sich neuerdings die Gegner der Mancini-Elf dermaßen schwer.

Unter Teamchef Roberto Mancini ist Italien seit 30 Partien ungeschlagen
Die aktuelle Mannschaft, die nicht diese klingenden Namen früherer italienischer Mannschaft hat, löst derweil in der Heimat bereits riesige Jubelstürme aus und hat mit den drei souveränen Gruppensiegen eine neue Euphorie entfacht. Das hatte die stolze Fußballnation auch bitter nötig. Denn es ist erst drei Jahre her, als Italien eine der dunkelsten Stunden seiner Fußballhistorie erlebte: Bei der WM-Endrunde 2018 in Russland war der vierfache Weltmeister – welch Schande – nur Zuseher.
Daran erinnerte Teamchef Roberto Mancini dieser Tage erst wieder und warnte davor, die lange Erfolgsserie als Selbstläufer zu sehen. „Man muss jede Partie mit der richtigen Einstellung angehen. Wir dürfen nichts als sicher ansehen, dürfen nicht glauben, dass wir einfach jedes Spiel gewinnen.“

Überraschungssieger
In Italien hatte man ursprünglich eher mit der Ukraine als Achtelfinalgegner gerechnet. Die Zeitung La Repubblica bezeichnete die ÖFB-Elf als „Überrasschungssieger“ und verwies darauf: „Seit den 1950-er Jahren ist Österreich keine Fußball-Macht mehr.“
Ein Statement von Roberto Mancini sollte den Österreichern für Samstag Mut machen. „Jedes Team im Achtelfinale kann die EURO gewinnen.“
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