Wie Polzer meint es mit Foda auch Herbert Prohaska gut. Als Analytiker gleicht er der personifizierten Toleranz. Zumal er sich an seine eigene Teamchef-Zeit erinnert. Wie 1995 vom ORF in Erwartung einer Niederlage in Irland im Stadion ein Kammerl für eine Sondersendung gemietet worden war, zu der man eigens den auf den Teamchef-Job schielenden Prohaska-Kritiker Otto Baric nach Dublin eingeflogen hatte. Nur wurde das Länderspiel überraschend gewonnen. 3:1. Und Prohaska durfte bleiben.
Josef Hickersberger war’s sechs Jahre davor ähnlich ergangen. Als Unhappy-Pepi hätte er nach dem letzten Gruppenspiel unter’m Motto „Live is Life“ abg’sagelt werden sollen. Stattdessen wurde der runde Tisch abgesagt. Weil Österreich dank dreier Tore von Toni Polster die DDR 3:0 besiegte und sich für die WM qualifizierte.
Auch die großen Zeitungen reagieren gegenwärtig nicht mehr so heftig wie seinerzeit. Vielleicht auch, weil einem im Homeoffice bewusst geworden ist, dass es Ärgeres gibt als 300 torlose Länderspielminuten.
Dermaßen verwöhnt von braver Berichterstattung, löste ein Interview von Marc Janko in der NÖN prompt Empörung im ÖFB aus. Der über Insiderwissen und beste Kontakte zu Ex-Teamkollegen verfügende 70-fache Internationale hatte zu sagen gewagt, dass die Atmosphäre im Nationalteam verbesserungswürdig scheine und man über Fodas Taktik unterschiedlicher Meinung sei. Worauf ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel via ORF wissen ließ, dass Janko das Recht fehle, sich so zu äußern, weil er nicht mehr dem Team angehöre. Im Umkehrschluss hieße dies, dass Recherche allein nicht genügt; dass nur aktive Nationalspieler als Kolumnisten die Stimmung im Team beurteilen dürfen.
Endrundenkicker als Honorarkritiker? Das hatte es bei der WM 1978 und 1982 tatsächlich gegeben, indem Herbert Prohaska für den KURIER und Hans Krankl bzw. in dessen Namen ein Ghostwriter für die Krone tätig gewesen war.
Längst sind solche Doppelfunktionen untersagt. Als die FIFA das Schreibverbot für WM-Kicker ankündigte, störte Krankl die Drohung zunächst wenig. Rief er doch beim damaligen Krone-Sportchef Michael Kuhn an mit den Worten: „Macht nix Michi, dann schreib i halt unter an Pseudonym.“
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