ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick: "Ich war am Anfang selbst überrascht"
In fünf Tagen, am Freitagabend, ist es so weit: Da wird Ralf Rangnick im Nations-League-Duell gegen Kroatien sein Debüt als ÖFB-Teamchef feiern. Die Erwartungen sind groß, die Hoffnungen auf Erfolge fast noch größer. Mit vier Spielen binnen elf Tagen wartet auf den Deutschen und die Nationalmannschaft auch gleich eine echte Bewährungsprobe. Die Gegner heißen Kroatien, Dänemark und Frankreich.
Am Sonntag-Nachmittag stellte sich Rangnick nun auch erstmals den Fragen der Medien. Und das ziemlich genau ein Monat nach seiner offiziellen Bestellung zum Teamchef. Der 63-Jährige stand im Kultursaal Bad Tatzmannsdorf Rede und Antwort.
Dabei gab er unter anderem bekannt, dass der eigentlich geplante Beratervertrag mit Manchester United aufgelöst wurde. Man sei zu der Überzeugung gelangt, "dass es für mich und Manchester United besser ist, sich voll auf den ÖFB zu konzentrieren." Ursprünglich hätte der Nachfolger von Franco Foda parallel zu seiner Tätigkeit als ÖFB-Teamchef auch als Berater für die Engländer arbeiten sollen.
Vergleich mit Red Bull Salzburg
Die erste Kontaktaufnahme mit dem ÖFB habe es Anfang April gegeben: "Da war ich selber erst überrascht. Danach hat sich das immer mehr konkretisiert und für mich auch als nächster richtiger Schritt erwiesen. Ich glaube, dass in dem Kader viel Potenzial steckt." Derzeit seien Nationen wie Dänemark, Wales oder der Iran vor Österreich. "Und ich weiß nicht, ob das so sein, oder bleiben muss."
Er verwies dabei auf seine erfolgreiche Ära in Salzburg: "Als ich 2012 bei Red Bull begonnen habe, war Österreich im UEFA-Ranking noch auf Rang 19. Inzwischen ist man auf Platz acht. Ich wüsste nicht, wieso mit der Nationalmannschaft nicht eine ähnliche Entwicklung möglich sein sollte."
Warten auf Alaba
Rangnick sieht im aktuellen Kader viel Potenzial: "Dass die Mannschaft über gute Einzelspieler verfügt, weiß ich zum Teil aus eigener Erfahrung genau. Manche Positionen sind überbesetzt, manche nicht. Hinten links gibt es nicht so viele Alternativen. Aber insgesamt finde ich das eine ganz spannende Gruppe."
Die Spiele gegen Frankreich, Kroatien und Dänemark seien bereits ein guter Gradmesser: "Gegen viel prominentere Teams können wir nicht spielen. Dennoch wollen wir in jedes dieser Spiele selbstbewusst gehen und es gewinnen." Am Sonntag-Abend treffen die Spieler in Bad Tatzmannsdorf ein, treffen erstmals auf den neuen Teamchef.
ÖFB-Star David Alaba wird nach dem CL-Triumph von Real Madrid vorerst noch nicht dabei sein. "Madrid ist im Ausnahmezustand. Das wird also noch ein paar Tage dauern." Ob Alaba dann auch schon in Kroatien auflaufen wird, oder erst beim Heimspiel gegen Dänemark, ist noch offen.
Rangnicks Spielidee
Rangnick sieht den frisch gebackenen CL-Sieger jedenfalls als zentralen Part im Team. So wollte er den Wiener bereits vor einigen Jahren zu Hoffenheim holen: "Wir haben damals einen linken Verteidiger gesucht, David wollte aber unbedingt im Mittelfeld spielen. Da hatten wir aber auch ein Überangebot an Top-Spielern. Deshalb kam er dann erst im Winter. Ich weiß, dass er nicht so gerne links spielt, sondern eher im Zentrum. Wenn man sich seine Karriere anschaut, dann hat er zuletzt eher im Zentrum oder in der Innenverteidigung gespielt. Ich glaube, dass er da auch für Österreich am wertvollsten ist."
Der Deutsche ist jedenfalls überzeugt, auch mit dem Nationalteam Erfolg zu haben: "Weil ich davon überzeugt bin, dass Mannschaften dann erfolgreich sind, wenn sie neben einem ausgeprägten Teamspirit auch einen klaren Matchplan aufweisen. Umso wichtiger ist, dass jeder Spieler weiß, was man von ihm möchte."
Seine Spielidee definierte er folgendermaßen: "Fußball ist zum einen eine Mannschaftssportart, zum zweiten hat es immer auch etwas mit Unterhaltung zu tun. Die Spiele sollten nie langweilig sein, sondern die Zuschauer begeistern. Wir dürfen uns auch nicht auf die Spielweise des Gegners einlassen, müssen proaktiv sein. Das setzt auch gewissen Mut voraus. Ich glaube aber, dass der Kader uns sehr viel Flexibilität gibt."
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