Die Trainerausbildung, vor allem der Lehrgang zum höchsten Diplom, das zur Arbeit in der Bundesliga berechtigt, ist ein oft heiß diskutiertes Thema. Meist dann, wenn wieder einmal kein Österreicher auf den Teamchefsessel gesetzt wird. „Die Trainerausbildung ist richtig gut, und wir müssen dafür sorgen, dass sie noch besser wird. Von richtig gut zu top“, sagt Rangnick. „Wir müssen schauen, dass wir viel mehr in Qualität investieren und nicht in Quantität“, sagt der Teamchef.
Der Hintergrund? Während etwa die Schweiz aktuell sechs Absolventen an das UEFA-Pro-Diplom heranführt und das große Deutschland 15 Teilnehmer, setzt Österreich auf Masse und verleiht heuer 21 Trainern das höchste Diplom. Ein Hindernis bei der Arbeit im Kurs. Denn bei der Pro-Lizenz geht es weniger um das Vermitteln taktischer Inhalte als um die Entwicklung von Trainerpersönlichkeiten, die dem modernen Profifußball mit all seinen Gefahren gewachsen sein sollen.
Statt mit den fünf bis zehn talentiertesten Absolventen individuell an deren Vermittlungs- und Führungskompetenzen zu arbeiten, produziert der ÖFB auf dem Trainersektor also zu viel Durchschnitt.
"Nicht logisch"
„Österreich hat so viele Teilnehmer wie Deutschland und die Schweiz zusammen. Das scheint mir nicht logisch zu sein, auch wenn ich jetzt wieder ein neues Fass aufmache“, sagt Rangnick, wohl wissend, dass das Thema Kompetenz des ÖFB-Präsidiums ist und einen sportpolitischen Hintergrund hat.
Dieser führt zurück ins Jahr 1999, als die Trainerausbildung des ÖFB unter der Leitung von Gerhard Hitzel UEFA-Status erlangt hat. „Der Teamchef spricht mir aus der Seele“, sagt der Burgenländer. „Wir mussten damals in der Schweiz ein Konzept vorlegen“, erinnert sich Hitzel. Die Teilnehmerzahl habe man auf zehn beschränkt. „Ich habe damals gesagt: Qualität vor Quantität, um intensiver arbeiten zu können.“ Doch schon vor 24 Jahren hätten sich Landesverbände eingemischt. „Präsident Mauhart hat nachgegeben und gesagt, er will diese und jene Kandidaten im Kurs haben.“
So ist jene Bestimmung entstanden, die es dem Präsidium sowie der Bundesliga ermöglicht, zu den zehn punktbesten Bewerbern (laut Kriterien, Anm.) je drei Quotenplätze zu vergeben. Alle zwei Jahre reklamierten hochrangige Vereins- und Verbandsfunktionäre nun ihre Wunsch-Trainer in die Ausbildung. Eine Regelung, die auch Hitzels Nach-Nachfolger Dominik Thalhammer ein Dorn im Auge war und die auf dessen Drängen 2018 gekippt wurde. Allerdings im Zuge eines Kuhhandels. Das Resultat: Die Quotenplätze wurden abgeschafft – im Gegenzug aber die Teilnehmeranzahl auf 20 und später noch einmal auf 22 erhöht.
"Dieser Kuhhandel war notwendig, um die Quotenplätze wegzubringen. Denn wieso soll ein Vereins- oder Verbandsfunktionär entscheiden, wer diese Ausbildung absolvieren darf", sagt Thalhammer. "Man hätte aber als zweiten Schritt danach die Teilnehmerzahl wieder reduzieren müssen."
Für klassisch österreichische Kompromisse wird Ralf Rangnick nicht zu haben sein. Ändern kann den Fehler im System aber weder der Teamchef, noch der Sportdirektor, sondern lediglich das ÖFB-Präsidium. Bleibt die Frage: Wie werden die honorigen Herren auf den Vorstoß ihres Teamchefs reagieren?
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