Österreich mit einem einmaligen, zweistelligen Sieg

Rubin Okotie traf in der ersten Hälfte viermal
Rubin Okotie trifft beim 14:0 gegen den Schweizer Sechstligisten US Schluein Ilanz viermal.

Es gab den ganzen Tag lang in der Region Laax/Flims kein anderes Thema als das abendliche Spiel des US Schluein Ilanz gegen Österreichs Nationalteam. Der lokale Radio-Sender 96.4 brachte den Nachmittag über sogar ein Sonderprogramm, ein Schweizer Anrufer outete sich als Österreich-Fan und wünschte sich als musikalische Aufheiterung I am from Austria. Folglich trällerte Fendrich aus den Lautsprechern.

Der Platz von US Schluein Ilanz zog die Menschen der Umgebung an wie ein Magnet. 1965 Zuschauer waren gekommen, um ihre Mannschaft im Vergleich mit der Koller-Elf zu sehen. Schluein zählt 563 Einwohner. Das entspräche einer Relation, als würde Rapid vor sechs Millionen Fans spielen. Unter den Zuschauern waren auch der Schweizer Ex-Teamchef Köbi Kuhn und Skistar und Olympiasieger Carlo Janka. Ein Fan konnte sein Glück gar nicht fassen: „Echt witzig, dass die besten Fußballer Österreichs ausgerechnet hier bei uns spielen.“

Fitter Dragovic

Das Match gegen den Sechstligisten war eine Bewegungstherapie, eine willkommene Abwechslung zu den Trainingseinheiten. Janko wurde geschont, er radelte, während seine Kollegen spielen durften. Dragovic testete die Standhaftigkeit seines Knöchels, der hielt. Die zwei alles entscheidenden Fragen vor dem Spiel: Wird es zweistellig? Hält das Wetter? Beides wurde am Ende mit einem klaren Ja beantwortet.

Die Erkenntnisse des Spiels: Niemand verletzte sich, Bratwurst und Bier schmeckten den Zuschauern ebenso wie die Vorstellung auf dem Feld, der US Schluein sanierte sich mit den Einnahmen (25 Euro pro Karte). Teamchef Koller hatte ein Heimspiel, erhielt einen Schmankerl-Korb überreicht. „Die Leute hier lesen uns die Wünsche von den Augen ab. Daher wollten wir etwas zurückgeben.“

Vierfacher Okotie

Schöpf und Hinterseer eröffneten den Reigen, danach legte Okotie mit vier Toren in Folge nach. Spätestens jetzt ist sein Name den Schlueinsern ein bleibender Begriff. „Das tut gut, auch wenn man das nicht überbewerten darf. Aber ich fühle mich gut“, sagte Okotie. Linguistisches Detail am Rande: Die Torschützen wurden vom Stadionsprecher zweisprachig durchgesagt, auf Deutsch und Rätoromanisch.

Die Zuschauer bejubelten jede gelungene Aktion ihrer Mannschaft und einen Ballbuben, der sich den Ball irrtümlich innerhalb des Feldes während einer Aktion schnappte. Danach war er den Tränen nahe und wurde besonders getröstet: Koller gab ihm ein Teamtrikot, spontan unterschrieben von den Ersatzspielern.

Schluein hatte in 90 Minuten keine Chance. Im Vorjahr hatte man gegen den Hamburger SV 1:13 verloren, diesmal gelang der Ehrentreffer nicht. Fuchs und Junuzovic begeisterten die Zuschauer mit zwei Traumtoren, wieder Junuzovic und Sabitzer sorgten nach einer knappen Stunde endgültig für ein zweistelliges Ergebnis. Auch Ilsanker und Hinteregger, sowie noch zwei weitere Male Sabitzer durften jubeln. Endstand 14:0.

Es folgten eine Welle mit Gegnern und Zuschauern, viele Autogramme und Fotos mit Zuschauern. Das Gastspiel der Österreicher war die beste Imagewerbung. Und Koller fuhr zufrieden ins Hotel: „Wir haben konzentriert gespielt, ein paar schöne Kombinationen und Tore gesehen. Am Freitag rückt Alaba ins Camp ein, am Samstag folgt noch Jantscher.

Österreich - US Schluein Ilanz (SUI, 6. Liga) 14:0 (6:0)

Raiffeisen Arena Crap Gries, 1.965 Zuschauer, SR Esther Staubli (SUI)
Tore: Schöpf (8.), Hinterseer (13.), Okotie (18., 22., 27., 35.), Fuchs (51.), Junuzovic (56., 60.), Sabitzer (62., 74., 79.), Ilsanker (66.), Hinteregger (73.)

Aufstellung Österreich: Almer (46. Özcan) - Dragovic, Prödl (46. Wimmer), Hinteregger - Garics (46. Klein), Baumgartlinger (46. Ilsanker), Suttner (46. Fuchs) - Harnik (46. Lazaro), Hinterseer (46. Junuzovic), Schöpf (46. Arnautovic) - Okotie (46. Sabitzer)

Marcel Koller: „Es hat Spaß gemacht und den Zweck erfüllt. Ich denke, sie haben gut gespielt, waren konzentriert und haben die Aufgabe gut angenommen. Es ist jetzt nicht aussagekräftig, aber wir haben doch mal von den Positionen her etwas probieren können, auch im Passspiel. Es ist alles rund gelaufen, da gibt es nichts auszusetzen.“ Zur getesteten Variante mit drei Innenverteidigern: „Wir wollten einfach mal schauen, ob wir das können, ohne es groß zu trainieren.“

Christian Fuchs: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht gegen einen Gegner, der natürlich ein paar Klassen unter uns ist. Man muss auch gegen so eine Mannschaft einmal so viele Tore schießen. Ich kann mich auch an andere Zeiten erinnern, wo wir uns gegen solche Teams schwergetan haben. Wir haben einige gute Tore geschossen, das gibt auch Selbstvertrauen für die Vorbereitung. Es war für uns eine Chance, etwas zu probieren. Wir haben mit einem anderen System gespielt als normalerweise, das hat ganz gut funktioniert.“

Rubin Okotie: „Man soll es nicht überbewerten. Es war ein super Test, um reinzukommen, aber mehr auch nicht. Es war eine gute Trainingseinheit - auch wenn es kein so guter Gegner war. Es war eine gute Abwechslung zum Trainingsalltag. Jedes Tor tut gut, jedes Tor gibt Selbstvertrauen, auch wenn es nur so ein kleiner Test war. Ich fühle mich super.“

Florian Klein: „Wenn ich bedenke, was wir heute Weitschusstore gemacht haben, da hätten wir uns ein paar aufheben können für Frankreich. Da waren sensationelle Tore dabei. Vom Anfang bis zum Ende hat das perfekt gepasst. Spaß macht es immer nur dann, wenn du so spielst wie wir heute. Wir haben das ganz souverän gelöst.“

Stefan Ilsanker: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, heute zu kicken. Wir haben teilweise unglaublich schöne Tore geschossen. Für das war es genau der richtige Testgegner. Es war ein lockerer Auftakt und so kann es weitergehen.“

Kommentare