ÖFB-Präsident lobt Rangnick und übt Kritik an WM-Vergabe 2030

FUSSBALL: AUSSERORDENTLICHE ÖFB-BUNDESHAUPTVERSAMMLUNG MIT WAHL DES NEUEN PRÄSIDENTEN / MITTERDORFER
Klaus Mitterdorfer freut sich über die Akribie und Begeisterung des Teamchefs.

Die Euphorie rund um das Männer-Nationalteam hat Klaus Mitterdorfer seine Arbeit als ÖFB-Präsident in den ersten drei Monaten erheblich erleichtert. Mit einem Heimsieg am Freitag (20.45 Uhr/live ServusTV) in Wien gegen Belgien wäre Österreich vorzeitig zum dritten Mal in Folge für eine Fußball-EM qualifiziert. Mitterdorfer betonte allerdings ähnlich wie Teamchef Ralf Rangnick, bei Turnieren künftig nicht nur dabei sein, sondern auch eine Rolle spielen zu wollen.

„Die Mannschaft hat nicht nur ausgezeichnete fußballerische Qualität, sondern ich habe sie auch als Menschen erlebt, die mit Herz und Leidenschaft für Österreich da sind“, sagte Mitterdorfer im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. „Und ich habe das Gefühl, dass sie Freunde sind. Das stimmt mich zuversichtlich, dass wir nicht nur auf dem Weg sind uns zu qualifizieren, sondern auch in nächster Zeit auf einem guten Kurs.“

In den jüngsten acht Länderspielen gab es sechs Siege und zwei Remis. Das Ticket zur EM 2024 liegt bereit. „Natürlich wäre es schön, wenn wir es daheim gegen Belgien vor ausverkauftem Haus schon festmachen könnten“, erklärte Mitterdorfer. „Aber man muss immer fokussiert bleiben. Wir haben noch drei Spiele und konzentrieren uns auf unsere Themen.“

Zwei Punkte fehlen

Dem Showdown mit den Belgiern folgen Gastspiele in Aserbaidschan (16. Oktober) und Estland (16. November). Zwei Punkte aus den drei Partien würden zur EM-Teilnahme reichen. Der ÖFB will mehr. 24 von 55 UEFA-Mitgliedsverbänden gelingt der Sprung nach Deutschland. Mitterdorfer: „Ich würde schon sagen, dass es ein definiertes Ziel sein muss, bei einer EM dabei zu sein - und in weiterer Folge auch einmal bei einer Weltmeisterschaft.“

Rangnicks Vertrag beim ÖFB würde sich bei einer erfolgreichen EM-Qualifikation automatisch bis zur WM 2026 verlängern. „Es ist ein sehr gutes Zusammenwirken. Der Teamchef will mit Österreich viel erreichen und ist mit enorm professioneller Einstellung dabei“, betonte Mitterdorfer. „Ich gehe davon aus, dass es ein guter gemeinsamer Weg bleibt.“

Unabhängig von seiner Qualität und Erfahrung gehe Rangnick „mit unheimlicher Akribie und Begeisterung“ ans Werk. Der Deutsche werde daher auch eine Lösung finden, um die aktuell drohenden Ausfälle von Schlüsselspielern zu kompensieren. Mitterdorfer: „Er ist auch einer, der alles immer kritisch hinterfragt. Das ist gut. Er beschäftigt sich im ÖFB im Spitzensport mit allen Abläufen.“

Öffentliches Training

Die Wogen wegen der von Rangnick beanstandeten Qualität der Trainingsplätze beim Ernst-Happel-Stadion hat der Verbandschef vergangene Woche bereits zu glätten versucht. Das einzige öffentliche Training des ÖFB-Teams in Wien geht am Montag (17.30 Uhr) ebendort über die Bühne. Die Intensivvorbereitung auf Belgien startet Rangnick dann am Dienstag.

Die Partie gegen die Nummer fünf der Welt war Ende Juni in nur dreieinhalb Stunden ausverkauft. „Man merkt, dass die Erfolge des Teams die fußballbegeisterten Menschen mitreißen“, sagte Mitterdorfer. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt nannte der Kärntner zwei weitere positive Folgen: die Motivation für junge Kicker, ebenfalls diese Bühne erreichen zu wollen, und „eine gewisse Ruhe für wesentliche Arbeiten des ÖFB in anderen Bereichen“. Etwa das Kompetenzzentrum in Wien-Aspern, dessen Schaffung Mitterdorfer derzeit intensiv vorantreibt.

Kritisch äußerte sich der 58-Jährige zur Mega-WM 2030 in sechs Ländern auf drei Kontinenten. Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz seien wichtige Themen. „Ich stehe dazu. Man hat als Verband eine gewisse gesellschaftspolitische Verantwortung unseren Menschen und Kindern gegenüber.“ Mit Gigantomanie kann er wenig anfangen. „Irgendwann muss man auch wieder ein bisschen zurückfahren trotz aller finanziellen Themen.“

Mit der WM-Vergabe 2030 an Spanien, Portugal und Marokko sowie je einem Spiel zum Auftakt in Uruguay, Argentinien und Paraguay dürfte die FIFA den Weg für ein Weltturnier vier Jahre später im nicht zuletzt wegen der Menschenrechtslage umstrittenen Saudi-Arabien geebnet haben. „Für uns als Verband ist es wichtig, in den Vergabeprozess von Großereignissen einen Wertekatalog als wesentliches Kriterium zu implementieren“, betonte Mitterdorfer dazu.

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