Niederlage für die Bundesliga: Wie Mitterdorfer zum ÖFB-Boss wurde

Da war Klaus Mitterdorfer am Freitag selbst überrascht: Der Wahlausschuss des ÖFB hatte sich am Freitag auf den Kärntner als einzigen Kandidaten für die Wahl zum Präsidenten geeinigt. Der 57-Jährige soll noch im Juni bei einer Hauptversammlung zum obersten Repräsentanten aufsteigen.
Aber wie kam es am Freitag zur überraschend schnellen Einigung innerhalb des Präsidiums? Fakt ist: Geplant war die Kür des Kärntner Verbandspräsidenten keinesfalls. Was hinter den Kulissen im Hotel Courtyard by Marriott im Prater passiert ist, reicht allemal als Drehbuch-Stoff für eine Folge House of Cards.

Begonnen hat alles mit einem Angriff auf Bernhard Neuhold. Der Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe sollte entfernt werden. Ein entsprechender Antrag, vorgebracht von den Verbänden Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie den Vertretern der Bundesliga, wurde abgewiesen. Weil er nicht begründet und offenbar vom gut vernetzten Generalsekretär Thomas Hollerer inszeniert worden war. Die beiden Geschäftsführer liegen seit geraumer Zeit im Clinch.
Neuhold sollte Platz machen für Philip Thonhauser. Der Bundesliga-Aufsichtsrat sollte den Posten des CEO übernehmen und damit Teil einer Machtübernahme im Verband durch die Vertreter des Profifußballs sein. Im Zuge dessen wollte die Liga – wie vom KURIER berichtet – Diana Langes-Swarovski als Präsidentschaftskandidatin ins Rennen schicken.
Kehrtwende
Eine Präsidentin nach Wunsch und ein Geschäftsführer, der als Sportvorstand der Admira soeben den vierten Trainer innerhalb eines Jahres beschäftigt und mit seinem Klub in der 2. Liga auf einem Abstiegsplatz steht? Ein Vorstoß, der den Landesverbandspräsidenten nicht gefallen konnte und dazu reichte, die oft zerstrittenen Herren wieder zu einen.
Josef Geisler (Tirol), Herbert Hübel (Salzburg) und Gerhard Götschhofer (Oberösterreich) hatten sich zuvor für eine externe Präsidenten-Lösung ausgesprochen, reichten angesichts der versuchten Machtübernahme durch die Bundesliga nun aber Klaus Mitterdorfer die Hand. Der Kärntner, von Wolfgang Bartosch (Steiermark) vorgeschlagen, steigt als Kompromisskandidat auf, kann dabei aber nun auf eine breite Basis bauen. „Der Klaus hat sich das Vertrauten verdient, wir werden ihn unterstützen“, sagt ein Mitglied des Präsidiums zum KURIER.
Wie sehr die Bundesliga den neuen ÖFB-Boss unterstützen wird, bleibt abzuwarten. Die Vertreter der Liga mussten nach der gescheiterten Neuhold-Demontage die zweite Niederlage einstecken und enthielten sich – wie auch Interimspräsident Johann Gartner – der Stimme.
Auf Mitterdorfer jedenfalls warten große Projekte. Die beiden Geschäftsführer müssen ebenso auf Schiene gebracht werden wie der Bau des Trainingszentrums in Wien-Aspern. Und dann ist da noch Ralf Rangnick – ein Teamchef mit Macher-Mentalität, der gekommen ist, um den Verband sportlich an den Puls der Zeit zu führen und dabei ein entsprechend hohes Tempo gleichermaßen vorlebt wie einfordert.
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