Auf der Suche nach den Unterschiedsspielern

Guido Burgstaller, einer der wenigen österreichischen Torschützenkönige
In den Nachwuchs-Akademien findet ein Umdenken statt. Es werden wieder jene Spieler gesucht, die später im Nationalteam mit ihrer individuellen Qualität den Unterschied ausmachen sollen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Zu Armin Assingers Rennfahrerzeit ließ der heutige Millionenshow-Quizmaster uns Reporter an langen Ski-Abenden gern wissen, für wie rückständig er den Fußball im Vergleich zu Einzelsportlern halte. Zum Unterschied von Leichtathleten und Schwimmern waren Sport- und Ernährungswissenschaft im Fußball tatsächlich auf Skepsis gestoßen. US-Teamsportarten wurden ohnehin immer mit viel mehr Zahlen durchleuchtet.

Inzwischen hat sich der Fußball, auch weil so enorm viel Geld im Spiel ist, dem Computer-Know-how angepasst. Was zuweilen, wenn Analysten mit Tablet bewaffnet noch in der vorletzten Matchminute den Wechselspieler bis zur Outlinie begleiten, schon übertrieben wirkt. Und wer die Frage wagt, ob’s nicht sinnvoller wäre, sich an der Basis mehr auf die Basics (Passen, Dribbeln, Schießen) zu konzentrieren als schon mit 12-Jährigen das Verschieben der Viererkette zu üben, löst unter Laptop-Trainern eher Kopfschütteln aus.

Fakt ist, dass seit 13 Jahren mit Ausnahme von Guido Burgstaller und dem eingebürgerten Brasilianer Ronivaldo kein Österreicher in Österreich Schützenkönig wurde. Und dass jüngere Alt-Internationale wiederholt kritisierten, dass in den Akademien nur Einheitstypen ausgebildet werden.

Motivationstrick

Jetzt sollen in den (13) Akademien Unterschiedsspieler forciert werden. So wie das seit Jahren bei Benfica Lissabon, Barcelona und bei Dinamo Zagreb funktioniert. Dort werden Jugendtrainer mit Prämien belohnt, wenn mit einem ihrer Talente ein Millionentransfer gelingt. Ein Motivationstrick, den schon der selige Otto Baric als beispielgebend für Österreich genannt hatte.

Benfica ist weltweit die Nummer 1 in der Akademien-Rangliste, deren Erstellung darauf basiert, aus welchem Ausbildungszentrum die meisten Spieler in den 49 wichtigen Ligen der Welt stammen. Red Bull Salzburg liegt auf Rang 39. Noch vor allen Deutschen und Italienern.

Auch in den ÖFB-Nachwuchsauswahlen U-17 und U-21 steckt viel Talent und (Ausbildungs-)Geld aus der Dose. Allein sieben U-17-WM-Spieler stammen aus der Salzburger Jungbullen-Schmiede.

Noch ist es verfrüht, in ihnen die künftigen Unterschiedsspieler des A-Teams zu sehen. So wie es von David Alaba übertrieben – wenn auch gut gemeint – war, das aktuelle Nationalteam als das beste aller Zeiten zu bezeichnen.

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