Warum die Zuschauer in der WM-Qualifikation nur zweitrangig sind

Julia Kienast wird Österreichs Kicker interviewen
Trotz des 10:0, trotz vier Toren von Marko Arnautovic – in einer ORF-Online-Abstimmung verpassten ihm 506 User einen Fünfer = Nicht genügend, setzen! Dem Rekordtorschützen wird’s egal sein. Schließlich bewerteten 227 auch die Leistung von Tormann Patrick Pentz mit „Ungenügend“. Vermutlich hätte der Unterbeschäftigte in seinem Torraum Salti drehen sollen, um den Erwartungen besagter Fußball-Oberlehrer gerecht zu werden. 270 bestraften sogar Debütant Nikolaus Wurmbrand mit einem Pinsch. Weil der 19-Jährige „erst“ vier Minuten nach seiner Einwechslung traf?
Wer bestimmt die späten Anstoßzeiten?
Ernster zu nehmen ist im Nörgler-Land die auch nach langen Europacup-Abenden immer wieder von Lesern gestellte kritische Frage, warum meist erst um 20.45 Uhr angepfiffen wird. Diesbezüglich ist der ÖFB schuldlos. Die Anstoßzeiten bestimmen die internationalen Verbände. In deren Glaspalästen darf von den feinen Herren nicht erwartet werden, dass die sich in die Lage Werktätiger versetzen, die um fünf Uhr früh aufstehen, um rechtzeitig ihren Dienst antreten zu können.
Auch wegen des Rumänien-Spieles könnt’s spätabends zu Wortgefechten kommen. Wenn der Junior noch das TV-Matchfinish mitverfolgen will und Frau Mama ihn erinnert, dass anderntags Schule ist und Ärzte raten, spätestens eine Stunde vorm zu Bettgehen das Starren auf Bildschirme zu beenden.
Blackout in Bukarest
Als Österreichs Nationalteam im September 1986 in Bukarest antrat, erfolgte anders als aktuell der Anpfiff schon um 14 Uhr. Wegen Stromknappheit. Rumäniens Wirtschaft war unterm kommunistischen Diktator Nicolae Ceaușescu k.o. Bei Flutlicht hätte ein Blackout gedroht. Ein sportliches erlitt indes die ÖFB-Auswahl bei Sonnenschein. 0:4. Nur Jürgen Werner (heute bei Austria ein Strippenzieher) bekam in der Spielerbenotung keinen Fünfer. Konträr zu Reinhard Kienast und Toni Polster. Doch sechs Wochen später wurden die Buhmänner von Bukarest wie Praterhelden gefeiert, als beim 4:1-Sieg in Wien gegen Deutschland Polster und Kienast bei der Stadion-Wiederöffnung im neuen Flutlicht als Doppel-Torschützen glänzten.
Jetzt wird Julia Kienast, die wortgewandte Tochter des wortkargen Rapidlers, in Bukarest Teamspieler noch spätabends vors Servus TV-Mikrofon bitten und hoffentlich keiner der interviewten Österreicher einen Grund haben, nach dem Match schmähstad zu sein.
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