Der nächste Quali-Gegner: Zypern war stets eine Reise wert

Insel-Begabung: Pafos schlug in der Champions League Villarreal.
Österreich hat gute Erinnerungen an Zypern, den nächsten Gegner in der WM-Qualifikation. Doch aufgepasst - eine "g’mahte Wiesn" wie einst wird es nicht mehr geben.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Zum dritten Mal in seinem von Fußball dominierten Leben wird Herbert Prohaska berufsbedingt in ein WM-Qualifikationsspiel auf Zypern involviert sein. Nur erspart er seinem Dienstgeber diesmal Flugkosten. Der Platin-Romy-Besitzer wird das Auswärtsmatch, flankiert von der KURIER-Romy-Preisträgerin Alina Zellhofer und Romy-Kandidatin Viktoria Schnaderbeck vom Wiener ORF-Studio aus analysieren.

Bei seiner Insel-Premiere trug Prohaska im Mai 1984 in Nikosia zum 2:1-Sieg wesentlich bei, obwohl wegen des zunächst zähen Spielverlaufs der gefürchtet wie geachtet gewesene steirische Journalisten-Doyen Harald Schaupp im Brüllton per telefonischem Diktat schon das sofortige Team-Ende Prohaskas gefordert und in Martin Gisinger (der St. Gallen-Legionär war Schütze des 1:0 gewesen) den neuen Regisseur gesehen hatte. Der Kritiker verstummte, als Prohaska das Siegestor auf so ungewöhnliche Weise gelang, dass der sich daran noch 41 Jahre später genau erinnert. Zumal Schneckerl per (Wuschel-)Kopf von außerhalb des Strafraumes traf.

Auch bei seinem zweiten Zypern-Ausflug musste Prohaska noch keine Haare lassen. Vielmehr genoss er 1997 als Teamchef auf dem Weg zu Österreichs (bis heute letzter) WM-Qualifikation die Überlegenheit seiner Auswahl. Auch ein (durch Ivo Vastic) vergebener Elfer vermochte ihn nicht zu irritieren. Und das, obwohl die Zyprioten davor sensationell Spanien geschlagen hatten.

Die Zypern-Erlebnisse eines anderen Ex-ÖFB-Teamchefs beschränkten sich indes auf Erfolge mit der Journalistenauswahl, in der Josef Hickersberger als ehemaliger ORF-Teletext-Redakteur mehr als nur Gastspieler-Status besaß. Unter Sir Pepis Regie wurde auf der (bis heute) politisch geteilten Insel an der griechisch-türkischen Pufferzone nicht nur eine UNO-Auswahl 6:0 geschlagen. Wir hielten sogar gegen Erstdivisionäre mit. Was heute undenkbar wäre. So ist Zypern -– konträr zu Österreich – in der Champions League vertreten. Soeben besiegte Paphos den spanischen Klub Villarreal.

Wegen vieler Legionäre traut man auf der Insel den Klubs mehr als dem Nationalteam zu. Teamchef Ralf Rangnick wird jedoch genug Argumente finden, um (wie das heute bald schon jeder Trainer tut) den Gegner stark zu reden. Schließlich ließ sich Zypern in der laufenden WM-Qualifikation daheim nie besiegen. Das Spiel im Stadion von Limassol wird jedenfalls keine „g’mahte Wiesn“ werden. Die ist heute nicht mehr uneben wie früher.

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