Machtkampf: Wird das der neue starke Mann im ÖFB?
Österreich hat den Auftakt ins Länderspiel-Doppel in Linz positiv bestritten und Kasachstan mit 4:0 besiegt. Das aktuell aber viel zähere Match im österreichischen Fußball findet und fand auch im Rahmen der Partie in der Raiffeisen-Arena hinter den Kulissen statt. Es geht um den ÖFB und die Machtverhältnisse im größten Sportfachverband des Landes.
Präsident Klaus Mitterdorfer versucht schon seit mehr als einem Jahr erfolglos die Situation um die beiden zerstrittenen Geschäftsführer zu lösen. Es geht um Generalsekretär Thomas Hollerer und um Bernhard Neuhold, den Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH. Die beiden können einfach nicht miteinander. Das Resultat: Der Progress des Verbandes mit seiner Geschäftsstelle mit knapp 100 Mitarbeitern stockt. Eine untragbare Situation für den auch von öffentlicher Hand geförderten Sportverband.
Um sich von einem oder gar beiden leitenden Angestellten zu trennen, braucht es im Präsidium einen Mehrheitsbeschluss. Den gab es bisher aber nie, das Gremium ist in zwei Lager gespalten. Kommenden Freitag dürfte in der anberaumten Präsidiumssitzung der nächste Anlauf genommen werden. Wie das gelingen soll, hat sich rund um die Partie gegen Kasachstan herumgesprochen.
Bereits auf dem Tisch liegt ein Vorschlag von Klaus Mitterdorfer zu einer Strukturreform. Der Präsident forciert anstelle der beiden leitenden Angestellten künftig eine dreiköpfige Geschäftsführung. Diese Reform gilt es zunächst zu beschließen, erst dann geht es um Köpfe und Namen. Dem Vernehmen nach gibt es dafür allerdings schon einen präsidialen Plan, mit dem die verzwickte Situation auf indirektem Weg gelöst werden soll.
Die Ablöse
KURIER-Informationen zufolge sollen beide Geschäftsführer demnächst von ihren Aufgaben entbunden werden und Christian Ebenbauer, als Vorstandsvorsitzender der Bundesliga bereits ein Mitglied des 13-köpfigen ÖFB-Präsidiums, „übersiedeln“ und die Leitung der neuen Geschäftsführung übernehmen. Sofern er diesen Schritt gehen möchte. Auf Anfrage des KURIER wollte er sich dazu nicht äußern.
Die zweite Position soll jedenfalls mit Sportkompetenz besetzt werden, Peter Schöttel könnte also vom Sportdirektor zum Sport-Geschäftsführer werden. Die dritte Position soll neu ausgeschrieben werden. Äußerst pikant: Für diese können sich dann auch die beiden zuvor geschassten Geschäftsführer bewerben.
Wie dies dann ausgehen würde, scheint für viele ÖFB-Insider klar. Christian Ebenbauer würde dann wohl als Entscheidungsträger Thomas Hollerer „zurückholen“. Die beiden Juristen gelten als enge Vertraute. Hollerer ist als ÖFB-Vertreter ein Aufsichtsratsmitglied der Bundesliga – und Ebenbauer umgekehrt stimmberechtigtes Mitglied im ÖFB-Präsidium. Als solcher hat sich der Liga-Boss in der jüngeren Vergangenheit schon mehrmals pro Hollerer und gegen Bernhard Neuhold ausgesprochen.
Ebenbauer würde demnach als Präsidiumsmitglied für die Trennung der Geschäftsführer stimmen und in Folge selbst deren Job einnehmen. Ein schräges Bild?
Dieselbe Optik ergäbe im Übrigen auch eine Übernahme der Geschäftsführung durch Georg Pangl, als Präsident des burgenländischen Verbandes bereits ebenso stimmberechtigt wie Ebenbauer und dem Vernehmen nach auf Jobsuche. Aber es soll auch noch andere Kandidaten für diesen Job geben.
Was sagen die Klubs?
Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie ein Absprung Ebenbauers zum ÖFB bei der Bundesliga und deren Klubs ankommen würde in einer für den Profifußball kritischen Phase. In den kommenden Monaten sollten die Verhandlungen über den neuen TV-Vertrag beginnen. Der aktuelle endet im Sommer 2026 und bringt den zwölf Klubs der obersten Liga aktuell 40 Millionen Euro pro Saison. Für die kleineren Vereine ergibt sich daraus ein wesentlicher Budgetposten.
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