ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold verzichtete am Donnerstag auf öffentliche Schuldzuweisungen, machte aber deutlich, dass man künftig für Länderspiele verstärkt in die Bundesländer ausweichen könnte. „Bezüglich Länderspiel-Austragungsorte befinden wir uns in einem ständigen Evaluierungsprozess. Die Alleinstellung des Happel-Stadions ist die Kapazität, aber natürlich machen wir uns Gedanken, wie die mittelfristige Zukunft aussehen kann“, sagte Neuhold.
Diesbezüglich möchte man sich mit der Politik wieder an einen Tisch setzen, um Dinge zu verbessern. Die Stadt Wien kann und will man derzeit nicht mit überzogenen Forderungen oder gar mit einem Druckmittel verärgern, zumal der ÖFB-Campus in der Seestadt Aspern am Wiener Stadtrand umgesetzt werden soll – mithilfe von Bund und Stadt, die jeweils mindestens 20 Millionen Euro zuschießen.
Als Stadion-Alternativen nannte Neuhold unter anderem Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck. „Außerdem bekommen wir nächstes Jahr in Linz ein neues Stadion mit moderner Infrastruktur dazu“, erklärte der Geschäftsführer. „Es ist eine Überlegung, verstärkt in die Bundesländer auszuweichen, das hängt aber auch von den Gegnern ab.“
Teamchef Ralf Rangnick meinte, ein Stromausfall und ein Loch im Rasen am selben Tag seien äußerst ungewöhnlich. „Jedes Ereignis einzeln kommt nur alle Jubeljahre einmal vor. Ich hoffe, dass so etwas in den nächsten 30 Jahren nicht mehr passiert“, erklärte der Deutsche, der als Ausweichvarianten auch die Arenen von Rapid (Allianz-Stadion) und Austria (Generali-Arena) ins Spiel brachte.
In Wien-Favoriten war das Nationalteam schon einmal zu Gast, bei einem Testspiel gegen Schweden. Auch das Frauen-Champions-League-Finale war in der Generali-Arena angesetzt, fiel dann jedoch der Corona-Pandemie zum Opfer. Das Stadion der Austria würde sich ideal für Gegner eignen, die nicht unbedingt der Top-Kategorie anzurechnen sind.
„Ich komme aus Deutschland, dort hat die Nationalmannschaft auch kein fixes Stadion, sondern spielt immer wieder je nach Gegner an verschiedenen Standorten.“ Auch für das österreichische Team, sagt Ralf Rangnick, würde es Sinn machen, je nach Gegner und Situation die entsprechende Arena zu wählen. „Wir haben in Wien noch zwei andere schöne Stadien, die infrage kommen würden.“ Und bei beiden hat die öffentliche Hand mitfinanziert, weshalb es nicht von der Hand zu weisen wäre, dass das Team – von nationalem Interesse – darin spielen dürfe. „In einem vollen Happel-Stadion kann eine richtig gute Stimmung entstehen.“ Bevor man aber in einem nur zur Hälfte oder gar zu einem Drittel gefüllten Prater-Oval spielt, wäre ein volles Stadion in den Bundesländern vorzuziehen.
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