"Finale" gegen Norwegen: Österreich und der Kampf ums EM-Viertelfinale

Stürmerin Nicole Billa
Ein Remis genügt bereits am Freitag, um das Viertelfinale und ein Duell mit Deutschland klar zu machen. Doch das reicht Teamchefin Irene Fuhrmann nicht.

In Brighton liegt das größte und bekannteste Seebad im Vereinigten Königreich. Das Stadion liegt zwar rund zehn Kilometer außerhalb der Stadt im Dorf Falmer, aber das tut nichts zur Sache. Die Österreicherinnen wollen am Freitag nicht baden gehen, sondern den EM-Traum weiter leben. Sie haben ihr erstes Ziel erreicht – ein Endspiel gegen Norwegen (21 Uhr/live ORF 1) im Kampf um den Aufstieg ins Viertelfinale. Viele Fans und ÖFB-Präsident Gerhard Milletich werden vor Ort die Daumen drücken.

Laut Papierform war Norwegen Favorit, aber das 0:8 gegen England hat die Relationen verschoben, weil jetzt Österreich ein Remis für den Aufstieg genügt. Norwegen muss also ein Tor schießen, was bei einer EM gegen Österreich nicht leicht ist. In bisher sieben Spielen 2017 und 2022 gab es nur zwei Gegentore. Die Leistung der Defensive beim 0:1 im Auftaktmatch gegen England ist nach dem 0:8 der Norwegerinnen noch höher einzuschätzen. Und auch gegen Nordirland, als man die Kontrolle über das Spiel verloren hatte, ließ man hinten so gut wie keine zwingende Möglichkeit zu.

Allerdings sticht bei Norwegen gerade die Offensive um die Starspielerinnen Ada Hegerberg (siehe Seite 14) von Lyon und Caroline Graham Hansen von Barcelona heraus. Bei aller individuellen Klasse erkannte das Analyse-Team des ÖFB aber doch Grundstrukturen im Offensivspiel, die die Norwegerinnen gegen jeden Gegner gezeigt haben. Diese wurden den Spielerinnen als erster Teil der Gegneranalyse präsentiert.

Offen ist aber, wie Norwegen die Schlappe weggesteckt hat. „Norwegen wird alles dafür geben, ein anderes Gesicht zu zeigen“, sagte Teamchefin Irene Fuhrmann. Um dann aber doch einzuschränken: „Das 0:8 kann schon Spuren hinterlassen haben. Ich hoffe, dass sie darunter leiden. Auf jeden Fall haben sie mehr Druck als wir.“

Mehr Sorgen als die Defensive bereitet das Offensivspiel. Fuhrmann: „Die Qualität der Flanken der Engländerinnen war gegen Norwegen enorm. Da muss man zugeben, dass unsere nicht so gut waren bisher. Auch der letzte Pass war bei uns bisher nicht so gut.“ Daher nimmt die Teamchefin auch Stürmerin Nicole Billa etwas aus der Kritik. „Sie arbeitet enorm viel für die Mannschaft. Aber wenn sie im Strafraum ist, kommen die Bälle nicht gut.“

Man werde sich aber nicht hinten reinstellen. Fuhrmann: „Es muss alles ineinandergreifen, und wir müssen am Limit performen. Dann können wir sie im Gegenpressing unter Druck setzen und mehr als nur Nadelstiche setzen.“ Man werde zwar nicht dominieren, aber man wolle Norwegen wehtun. Daher wurde Laura Feiersinger in der ersten Halbzeit gegen Nordirland geschont. Fuhrmann: „Ich will, dass sie gegen Norwegen voll da ist. Wir brauchen ihre Kreativität.“

Augenscheinlich war auch, wie sehr vor dem Norwegen-Spiel Kommentare zu einem möglichen Viertelfinale gegen Deutschland vermieden wurden. Die 21-jährige Marie Höbinger sagte etwa: „Das Viertelfinale wäre so cool, dass der Gegner dort keine Rolle spielt.“

Kommentare