Nach dem Schlusspfiff: Fußball in der Zwangspause

Nach dem Schlusspfiff: Fußball in der Zwangspause
Für alle Europacup-Bewerbe und in den großen Ligen wurde der Spielbetrieb eingestellt.

Valérien Ismaël hat so einiges erlebt in seinem Fußballer-Leben. Aber die Vorbereitung auf das Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League gegen Manchester United war für den LASK-Trainer eine neue Grenz-Erfahrung. „Ich habe vor einem Spiel noch nie so eine extreme Situation erlebt“, erzählt der Franzose, der einst mit den Bayern auf den ganz großen Fußball-Bühnen verteidigt hatte.

Nur wenige Stunden vor dem Geisterspiel gegen Manchester United war nicht klar, ob die UEFA doch noch die Stopp-Taste drücken könnte. „Das Tempo der Informationen über das Coronavirus ist stündlich höher geworden.“ An eine konzentrierte Match-Vorbereitung war nicht mehr zu denken. Und deswegen sagte Ismael nicht nur wegen des 0:5-Debakels gegen den starken Großklub: „Es bleibt ein Beigeschmack und die Frage, ob das Spiel wirklich ausgetragen werden musste.“

14 Stunden später gab es auf Ismaëls finalen Wunsch („Schluss mit dem Herumeiern“) eine Antwort: Die UEFA setzte aufgrund der Corona-Krise alle Europacup-Bewerbe aus. Weder in der Europa noch in der Champions League werden kommende Woche die Rückspiele ausgetragen. Ob es für die Linzer irgendwann noch zur Partie im Old Trafford kommen wird, ist offen.

Deutschland zögerte

Fix ist: In England wurde die Premier League (so wie die Profiligen darunter) wegen Corona-Erkrankungen zumindest bis 4. April ausgesetzt. Als letzte große Liga wollte Deutschland am Wochenende noch eine Runde mit Geisterspielen (dem Vernehmen nach wegen damit verbundenen TV-Geldern) durchpeitschen. Als Letzter hat sich Bayern-Vorstand Rummenigge am Freitagnachmittag beugen müssen – Schlusspfiff für zumindest diesen Monat!

Ebenfalls abgesagt ist das Testspiel von Österreichs Herren-Team gegen Wales in Swansea am 27. März. Auch das Geisterspiel gegen die Türkei im Prater am 30. April wird vermutlich nicht durchzuführen sein. Über die Absagen der parallel dazu angesetzten EM-Play-offs (Österreich fehlt ja noch ein Gruppengegner für die EURO 2020) wird beraten.

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Europas Sportpresse: „Lahmgelegt“, steht auf der niederländischen Sportwelt

Der Dienstag wird zum Entscheidungstag für die Zukunft des Fußballs in Europa. Für alle 55 Mitgliedsverbände der UEFA wurde eine Krisensitzung anberaumt. Die wahrscheinlichste Variante: Die ab 12. Juni angesetzte Europameisterschaft in 13 Ländern wird per Videokonferenz um ein ganzes Jahr verschoben.

Dadurch hätte die UEFA für die Europacup-Bewerbe und die nationalen Meisterschaften Zeit gewonnen. Sofern es gelingt, das Coronavirus einzudämmen, könnten die Ligen nach einer längeren Pause wieder spielen. In Österreich war das Saisonende für den 26. Mai angesetzt.

Ohne EURO (und den Trainingslagern davor) könnte aber auch noch ein Monat später gespielt werden. Im besten Fall wäre im Frühsommer auch noch Zeit für Europacup-Partien unter der Woche. Die für Dienstag geplante Klubsitzung wird nun am Mittwoch als Videokonferenz organisiert.

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Bei Spaniens Marca bekam „Covid 19“ ein Leiberl und die Kampfansage: „Wir werden dich besiegen“.

Auf jeden Fall sorgt die Coronavirus-Pandemie für große Einnahmenverluste im Profi-Fußball. In Österreich hat Rapid als erster Verein darauf hingewiesen, dass Unterstützung durch die öffentliche Hand nötig sein wird. „Sonst wird es zu einer dramatischen Situation führen“, heißt es in einer Aussendung.

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AS aus Madrid zeigt eine Fotomontage, wie das Virus den Weltsport in die Quarantäne zwingt.  

Türkei bleibt unerreicht

Detail am Rande: Nach dem LASK-Debakel und dem gleichzeitigen 1:0-Sieg von Başakşehir Istanbul gegen Kopenhagen steht de facto fest, dass Österreich in der Fünf-Jahres-Wertung der UEFA hinter der Türkei auf Platz zwölf bleiben wird. Nur wenn der LASK doch noch ins Viertelfinale aufsteigt, gäbe es eine Chance auf Rang elf und einen Fixplatz in der Champions League im Herbst 2021.

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