Nationalstadion: Wo ist Österreichs Fußballteam künftig daheim?

UEFA EURO 2020 QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - POLEN
Wien, Niederösterreich oder Burgenland - noch ist unklar, wo künftig das Nationalstadion stehen soll.

Heimat, fremde Heimat. Derzeit sucht der österreichische Fußballbund (ÖFB) seine definitive Heimat, weil er aktuell in Wien nicht mehr haupt-, sondern teilweise gar abgemeldet ist. Das Thema Nationalstadion wird den Verband wohl noch längere Zeit beschäftigen.

Der vom ÖFB bevorzugte Standort ist und bleibt der Wiener Prater mit dem  Happel-Stadion, das aber  in seiner derzeitigen Form nicht die Kriterien für die Austragung eines Europacup-Finales erfüllt. Die Arena ist in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß. Dazu kommen noch weitere Probleme: Der ÖFB hat zwar seinen Sitz im Happel-Stadion – aber dabei viel zu wenig Platz. Außerdem verfügt man im Gegensatz zu vielen Nachbarländern nicht über ein eigenes Trainingszentrum. Diesbezüglich soll bis Jahresende eine Grundsatzentscheidung fallen, in welcher Form ein solches Kompetenzzentrum entstehen soll.

Die ganze Misere wäre mit einem neuen Stadion samt angrenzender Infrastruktur durchaus zu beheben. „Es ist für uns alternativlos, an diesem Thema dranzubleiben. Es ist offensichtlich, dass wir im internationalen Vergleich keine moderne Infrastruktur haben“, erklärt ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Fakt ist, dass man bei einem Stadionneubau in der Hauptstadt mit der Stadt Wien zu einer Lösung finden muss. Derzeit ist man  davon deutlich entfernt, will schrittweise zueinander finden. Neuhold: „Ein mediales Pingpong macht keinen Sinn.“ Zuletzt kritisierte Sport-Stadtrat Peter Hacker ÖFB-Präsidenten Leo Windtner in den Medien.

Ausweich-Quartiere

Sollte es beim Stadionbau keine Fortschritte geben, könnte das neue Nationalstadion auch außerhalb Wiens entstehen. Eine Errichtung der Arena in Niederösterreich an der Grenze zu Wien steht angeblich ebenso zur Debatte wie ein Bau in der Region Parndorf im Burgenland. Entscheidend wäre eine perfekte öffentliche Anbindung und eine eigene Autobahnabfahrt. Die niederösterreichische Sport-Landesrätin Petra Bohuslav meint dazu: „Wir freuen uns, dass der ÖFB beim neuen Nationalstadion an Niederösterreich denkt und sind natürlich gerne behilflich bei der Standortsuche.“

Ähnlich ist die Reaktion aus dem Burgenland. Sport-Landesrat Christian Illedits: „Das Burgenland ist seit 1997 Premiumsponsor der Nationalmannschaft. Daher finden immer wieder Treffen statt, im Rahmen derer viele Gespräche geführt werden. Bezüglich eines Nationalstadions gab es mit mir keine Gespräche – wie wohl ich diese Diskussion als sehr spannend erachte.“ Doch derzeit handelt es sich bestenfalls um Gedankenspiele.

Auf Eis gelegt

Die unmittelbare Zukunft spielt sich ohnehin im Happel-Stadion ab, wo die letzten beiden EM-Quali-Heimmatches am 10. Oktober gegen Israel und am 16. November gegen Nordmazedonien über die Bühne gehen dürften. „Abos für diese Spiele im Happel-Stadion sind eine durchaus mögliche Variante, die Standortfrage wird allerdings erst nach den Matches gegen Slowenien und in Nordmazedonien final erledigt“, erklärte Neuhold. Diesbezüglich könnte die ÖFB-Präsidiumssitzung am 14. Juni weitere Aufschlüsse bringen.

 

FUSSBALL: ÖFB: ORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG: NEUHOLD

ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold

Für ein mögliches Nationalstadion  bedeutete das Auseinanderbrechen der türkis-blauen Regierung einen schweren Schlag, immerhin galt  der ehemalige Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ)  so wie sein Vorgänger Hans-Peter Doskozil (SPÖ) als großer Unterstützer einer neuen Arena. Nun ist wohl bis zur Bildung einer neuen Regierung nach der Wahl im September Stillstand angesagt, das Thema wird frühestens  wieder 2020 auf Bundesebene behandelt.

Trotz der Kosten im dreistelligen Millionenbereich – maximal 200 Millionen nur für das Stadion seien realistisch – wäre ein neues Nationalstadion für Wien laut Neuhold eine Bereicherung. „Die Politik hätte eine wahnsinnig große Chance, vielen Wienern einen Mehrwert zu bieten. Darum lohnt es sich, weiter zu kämpfen.“

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