Nach Kara auch Fountas: Warum die Rapid-Stars in den USA landen
Pelé und Franz Beckenbauer haben in den 70er Jahren dafür gesorgt, dass der Unterschied zwischen Football und Soccer auch in den USA bekannt wurde. David Beckham lieferte als Star von L. A. Galaxy zwischen 2007 und 2012 Schlagzeilen. 2022 hat die aufstrebende MLS schließlich Österreichs Bundesliga entdeckt.
Rapid-Goalgetter Ercan Kara ist am Dienstag nach Orlando geflogen, um seinen Millionen-Deal mit dem Klub aus Florida zu finalisieren. Sturmpartner Taxi Fountas wird spätestens ab Sommer in Washington bei DC United noch mehr verdienen. Und Sturms Bester, Jakob Jantscher, wird von einem Klub aus Texas umworben.
Warum wirken die USA wie das neue Fußball-Traumland? Was ist da passiert? Der KURIER liefert Antworten.
Warum wird Fountas zu DC United wechseln?
Der Klub aus Washington wollte den Rapid-Goalgetter bereits vor Weihnachten kaufen und hat sich den 26-Jährigen nun zumindest ab Sommer gesichert. Laut Washington Post stimmte Fountas einem Vorvertrag zu: Nach Auslaufen des Vertrags mit Saisonende würde der achtfache Teamspieler ablösefrei wechseln und insgesamt sieben Millionen Dollar brutto verdienen. Aufgeteilt auf drei Saisonen soll der Grieche damit knapp über zwei Millionen Euro pro Jahr kassieren.
Warum kann Washington so viel zahlen?
An sich gilt ein „Salary Cap“: Der gesamte Kader darf nicht mehr als 4,9 Millionen Dollar pro Jahr kosten. Jeder MLS-Klub darf allerdings drei „Designated Players“ im Kader haben, für die es keine Obergrenze gibt – auch Kara wird so ein „Starspieler“. Der künftige Millionär Fountas sollte sich ein Geschenk für Didi Kühbauer überlegen: Als SKN-Trainer holte er den damals arbeitslosen Stürmer nach St. Pölten und setzte im Frühjahr 2019 bei Rapid gegen interne Widerstände dessen Verpflichtung durch.
Fountas gelangen in 90 Pflichtspielen 45 Tore und 19 Assists. Der aktuelle Goalgetter von DC, Ola Kamara, war bei der Austria nicht erfolgreich, schaffte in der MLS aber in 143 Partien 74 Tore.
Warum werden anders als in Österreich genaue Gehälter öffentlich bekannt?
Weil sie ohnehin an die Liga gemeldet werden müssen. In der frei zugänglichen MLS-Datenbank werden alle Spielergehälter gespeichert. So hatte etwa Robert Beric bei Chicago eine Einkommensgarantie von 2,7 Millionen Dollar brutto, noch dazu niedriger versteuert als in Österreich. Damit ist auch geklärt, warum der sich auf Vereinssuche befindliche 30-Jährige sicher nicht zu Rapid zurückkehren würde.
Warum werden die US-Klubs bei Rapid fündig?
Wegen der Ganzjahresmeisterschaft läuft die Haupttransferzeit: Die Klubs verstärken sich für die in einem Monat beginnende Saison. Die Bundesliga hat sich in den Top Ten Europas etabliert, gilt aber (Salzburg ausgenommen) noch als günstig.
Wer so wie Kara und Fountas bislang wenig verdient hat, bringt mit Blick auf die mögliche Gehaltsexplosion auch eher den Mut auf, mit der Familie den bekannten Kontinent Richtung USA zu verlassen. Auch Hamdi Salihi wechselte im Winter 2012 um 400.000 Euro von Rapid zu United.
Welchen Bezug gibt es in der MLS derzeit sonst noch zu Österreich?
Auf den ersten Blick fällt der Red-Bull-Klub New York mit Trainer Gerhard Struber auf, der noch Spieler aus Österreich holen will. „Das Niveau ist richtig hoch“, war Struber überrascht. Daniel Royer hat die Bulls nach sechs Jahren verlassen. Der Ex-Austrianer Ismael Tajouri hat sich in der MLS etabliert. Routinier Christian Fuchs ist in die Heimat seiner Frau gezogen, um mit 35 Jahren und dem neuen Klub Charlotte noch das Abenteuer MLS zu starten.
Dejan Ljubicics Transfer zu Chicago scheiterte 2020 an einer diagnostizierten, aber nicht existenten Knieverletzung.
Wie verändert sich die frühere Altherren-Liga?
David Beckham hat das Potenzial der MLS erkannt und als Präsident in den neuen Klub Inter Miami investiert. Gesucht werden nicht mehr Promis, die Popularität bringen, sondern Talente oder Kicker im besten Alter.
Durch das viele Geld, das zu verteilen ist, wird die zugekaufte Qualität weiter steigen. Gleichzeitig wird in die Ausbildung nordamerikanischer Talente wie Bayern-Verteidiger Alphonso Davies, 21, aus Kanada investiert.
Wird Fountas bis Saisonende bei Rapid bleiben?
Rapid hatte ein Angebot über rund 200.000 Euro Ablöse abgelehnt. Nach der Einigung von DC mit Fountas wird wohl neu verhandelt. Denn eine Garantie, dass der Grieche seinen aufwendigen Spielstil bis Saisonende beibehalten würde, gibt es nicht. Und Washington hätte seinen künftigen Topverdiener sicher schon gerne zum Saisonbeginn im Team.
Ein weiterer Abgang hat bei Rapid weniger Spuren hinterlassen: Thierno Ballos Leihvertrag steht vor der Auflösung. Der U-21-Teamspieler konnte sich bei Rapid nicht durchsetzen, gehört noch Chelsea und soll vier Monate früher als geplant nach London zurückkehren.
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