+ Die Startphase:
Es war unglaublich, mit welcher Dynamik die Salzburger die Partie angegangen sind. In den ersten vier, fünf Minuten kamen die Liverpooler nicht einmal zum Durchschnaufen. Einzig Virgil van Dijk stellte sich den österreichischen Meisterkickern. Hätte der weltbeste Verteidiger nicht zunächst Erling Haaland und dann Hee-Chan Hwang in letzter Sekunden gebremst, wäre der Champions-League-Sieger in
Salzburg wohl ganz schnell in Rückstand geraten. "Vor allem zu Beginn war es wirklich hart. Sie sind ein sehr gutes Team, haben gute Spieler. Viel Druck auf den Ball, harte Arbeit, eine große Begierde", lobte der 28-Jährige.
+ Die Taktik:
"Jesse und sein Trainerteam haben die Mannschaft überragend eingestellt."
Liverpools Startrainer Jürgen Klopp, der vor der Partie nicht verbergen hatte können, dass er sich seiner Sache alles andere als sicher gewesen war, lobte den Auftritt der Salzburger nur in höchsten Tönen. Der US-Amerikaner und seine Assistenten hatten die richtigen Schlüsse aus der 3:4-Niederlage Anfang Oktober im Stadion Anfield gezogen. Das 4-4-2 mit Raute, das in Ballbesitz zu einem 4-2-2-2 wurde, war das richtige System, um die Startruppe aus der Premier League mehr als zu fordern.
+ Die Einstellung:
Salzburg musste die Partie gewinnen, um ins Achtelfinale aufzusteigen. Und ließ nie einen Zweifel daran aufkommen, dass man das auch wolle. "Es war eine Superleistung von uns. Ich denke, wir können nicht besser spielen als in der ersten Halbzeit. Nach Genk habe ich der Mannschaft gesagt, wir haben jetzt einen neuen Standard, den müssen wir halten. Und jetzt denke ich, haben wir wieder einen neuen Standard", meinte Trainer
Marsch. Aber selbst nach dem 0:2 wurde der Kopf nicht in den Sand gesteckt, obwohl die Aufstiegsfrage längst geklärt war. Salzburg versuchte weiter alles, um zumindest ein Tor zu schießen, wurde allerdings nicht belohnt.
+ Die Stimmung:
Viele Fans anderer Klubs, besonders jener österreichischen, die irgendwann vor heiligen Zeiten Mannschaften wie Liverpool fordern konnten, wollen es zwar nicht wahrhaben, aber am Dienstag hat es sich wieder gezeigt: Ist die Red-Bull-Arena so voll wie gegen Liverpool, dann ist die Atmosphäre so prickelnd, dass sich die 22 Hauptakteure auf dem Spielfeld animiert fühlen, eine besonders starke Leistung zu bringen. "Die Stimmung war die beste, die ich jemals erlebt habe", meinte auch Salzburgs Stürmer
Erling Haaland, der bei jeder Ballberührung frenetisch von den Rängen angefeuert worden war.
- Das fehlende Glück:
Salzburg-Trainer Jesse Marsch hatte es schon am Tag vor dem Match gewusst: "Wir werden auch Glück brauchen!" Doch die Fortuna meinte es nicht gut mit seiner Mannschaft. Mehrmals im Spiel brachten die Salzburger die Liverpooler in extreme Bedrängnis, doch der Ball wollte einfach nicht ins gegnerische Tor gehen. Es waren Kleinigkeiten, die letztlich für Liverpool entschieden haben. "Das ist die beste Mannschaft der Welt, die dieses Jahr die Champions League gewonnen hat. Wenn man da nicht einen kleinen Unterschied merkt, würde was falsch laufen. Beide Mannschaften haben das absolut Beste zeigen müssen", meinte Innenverteidiger Max Wöber.
- Die Effizienz:
Chancen wären einige da gewesen, doch das wichtige 1:0, das dem Spiel vielleicht eine ganz andere Wende gegeben hätte, wollte einfach nicht fallen. Den Salzburgern fehlte das Schussglück, aber in einigen Situationen vielleicht auch die Überzeugung, um zu schießen und nicht zu dribbeln. "Wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Sie bestrafen dann einfach jeden kleinen taktischen Fehler. Es ist hin und her gegangen, es war sehr intensiv, sogar für mich", meinte Salzburgs Torhüter Cican Stankovic. In der entscheidenden Phase des Spiels war einfach auch die individuell höhere Qualität des Gegners zu sehen: Die Liverpooler vergaben aber auch viele Chancen, aber im Gegensatz zu Salzburg nutzten sie auch zwei.
- Das Vorspiel:
In den 1970ern und 1980ern machte sich der Westen gerne über den Osten lustig, wenn dort bei obskuren Massenveranstaltungen Tausende durch das Schwingen von Fahnen oder Hochhalten von Zetteln Perfektion vorspielten, die es im Alltag nicht gab. Rund 30 Jahre nach dem Fall des Ostblocks hat es sich in Fußballstadien eingebürgert, diese Unkultur zu kopieren. Auch am Dienstag wurden 28.000 Salzburg-Fans mit Fahnen aus glitzerndem Geschenkpapier ausgestattet, die sie vor Spielbeginn brav schwangen. Damit wird in einem Stadion, in dem sowieso schon viel Müll gemacht wird, wegen ein paar Sekunden des Scheins noch nur mehr Müll produziert - in Zeiten, in denen die Welt am Müll erstickt. Und um die Stimmung anzuheizen, sind solche Choreografien auch nicht notwendig. Fußball ist auch ohne diesen Firlefanz ein super Produkt.
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