Nach dem Aus: Kritik an Ronaldo

Nach dem Aus: Kritik an Ronaldo
Portugals Star kann machen, was er will - er steht immer in der Kritik.

Er kann scheinbar machen bzw. nicht machen, was er will, Cristiano Ronaldo sieht sich so oder so heftiger Kritik ausgesetzt. Beim Elfmeterschießen gegen Spanien wäre er als Letzter an der Reihe gewesen, was sich erübrigte, weil davor Fabregas zur Entscheidung traf. Dass der Kapitän der Portugiesen erst zum fünften Penalty antreten wollte, legten Kritiker dem Superstars negativ aus. Für Verwirrung sorgte auch Nani, der dem schlussendlich gescheiterten Bruno Alves den Ball beim dritten Elfmeter wegnahm.

Beinahe hilflos musste Ronaldo vom Mittelkreis aus mitansehen, wie Cesc Fàbregas Spanien ins Finale schoss. "Wir hatten diesen Plan. Wenn es 4:4 gestanden wäre und er den Elfmeter geschossen hätte, würden wir nun andere Dinge besprechen", meinte Portugals Teamchef Paulo Bento auf die Aufstellung seiner Schützen im Elfmeterkrimi angesprochen. Der 43-Jährige wollte Kritik an seinem Star gar nicht aufkommen lassen.

Einige Beobachter legten die Situation anders aus. "Das ist absolut lächerlich. Als letzter Schütze erntet man den Ruhm und hat auch den größten Druck, aber er hat nicht einmal die Chance dazu bekommen. Als Kapitän hätte er den ersten oder zweiten Elfer schießen müssen", meinte Englands ehemaliger Stürmer Alan Shearer in seiner Funktion als BBC-Kommentator.

Elfer-Zwist

Für Irritationen sorgten aber auch Nani und Unglücksrabe Alves. Der Verteidiger konzentrierte sich bereits auf die Ausführung seines Elfers, als Nani vorpreschte und ihm den Ball wegschnappte. Zwar verwertete der Flügelspieler von Manchester United, Alves traf mit dem vierten Penalty aber dann die Latte und besiegelte damit das Aus der Portugiesen. "Es hat ein wenig Verwirrung geherrscht. Dann hat Bruno den Elfmeter verschossen. Das war entscheidend", meinte Bento.

Ob Alves von der Aktion seines Mitspielers beeinträchtigt war, bleibt unklar. Nani, der seinen Versuch sicher verwertete, war sich keiner Schuld bewusst: "Er dachte, dass er an der Reihe ist, aber es war mein Elfmeter. Mich hat es nicht beeinträchtigt."

In Portugal herrscht Trauer über das Aus. "Pech" klagte die Zeitung Jornal de Noticias in riesengroßen Lettern auf Seite eins. "Der Traum ist tot", schrieb Diario de Noticias, und das Sportblatt Record erinnerte an die bittersüße, melancholische Musik des Landes: „Das war ein portugiesischer Fado in einer weiteren Nacht voller Tränen.“

Trauer

Die Tausenden Fans, die sich Mittwochabend singend, tanzend und Fahnen schwenkend vor der Großleinwand an der Lissabonner Stierkampf-Arena versammelt hatten, verschwanden nach dem Elfmeter-Drama still und leise in Autos, Bussen und U-Bahnen in die Nacht. Einige wenige trauerten öffentlich noch Stunden nach der Pleite auf dem Campo-Pequeno-Platz.

Am Donnerstag war "das Unglück von Donezk" in den Pastelaria-Cafés in Lissabon immer noch Gesprächsthema Nummer eins. Den Spielern wurde dabei kein Vorwurf gemacht. "Wir sind stolz auf Portugal" titelte das Sportblatt A Bola.

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