Monster und König: Frankreich-Star Mbappé "jetzt schon WM-Legende"
Bei der nächsten Gala von Kylian Mbappé blieb Robert Lewandowski nur die Nebenrolle des Bewunderers. Noch vor dessen Teamkollegen fiel der Weltfußballer seinem potenziellen Nachfolger am Mittelkreis um den Hals und drückte ihn herzlich. Damit war der Barcelona-Torjäger nach dem 1:3 (0:1) der Polen im WM-Achtelfinale gegen Frankreich der erste von unzähligen Gratulanten des französischen Stürmer-Stars, der die WM-Bühne zu seiner ganz großen Show nutzt.
"Das ist das Turnier meiner Träume. Ich habe mich die ganze Saison körperlich und mental darauf vorbereitet", sagte Mbappé. "Bisher läuft es ganz gut. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel." Ob sein Ziel der Ballon d'Or sei, die Auszeichnung als Weltfußballer oder bester WM-Spieler wurde Mbappé danach gefragt. "Nein", versicherte er: "Mein einziges Ziel ist, die WM zu gewinnen. Das ist das, weswegen ich hier bin. Ich bin nicht hierhergekommen, um den Ballon d"Or oder den Goldenen Schuh zu gewinnen. Wenn ich es gewinne, okay, aber deswegen bin ich nicht hier."
"Habe nichts gegen Journalisten"
Es war das erste Mal in Katar, dass sich der 23-Jährige vor der Presse äußerte. Dabei wurde er schon zum dritten Mal zum Spieler des Spiels gewählt. Nach dem 4:1 gegen Australien und dem 2:1 gegen Dänemark erschien er aber einfach nicht. Mbappé entschuldigte sich, das sei "nichts Persönliches. Ich habe nichts gegen Journalisten." Und dann lieferte er noch einen Teil seines Erfolgsrezepts. "Ich konzentriere mich einfach auf meinen Fußball. Wenn ich das tue, funktionierte ich am besten. Deshalb bin ich vorher nicht zu euch gekommen", sagte er. Der Grund, warum er es nun doch tat: "Ich habe gehört, dass der Verband bestraft wird, wenn ich nicht erscheine", sagte er. Beim letzten Mal habe er "selbst bezahlen" wollen: "Aber der Verband hat es geregelt."
Für den Sender RMC ist der in Katar als Flügelstürmer eingesetzte Mbappé, der mit nun schon fünf Treffern bisher der größte Star des Turniers ist, "jetzt schon eine WM-Legende". Und auch Frankreichs nicht zum Überschwang neigender Teamchef Didier Deschamps konnte angesichts einer Vorlage für Rekordtorschütze Olivier Giroud (44.) und zwei Treffern (74., 91.) Superlativen nicht mehr ausweichen. Auf die Frage, ob der Torjäger von Paris Saint-Germain aktuell der beste Spieler der Welt sei, antwortete der Coach: "Ich bin nicht objektiv. Ich bin Franzose und sein Trainer. Aber ganz offensichtlich ist er das."
Aus einer anderen Galaxie
Sogar in der Weltpolitik ist Mbappé derzeit ein beliebtes Thema. So erhielt Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron dieser Tage bei einem Staatsbesuch in den USA einen ungewöhnlichen Dank. "Herr Präsident, danke, dass Sie ihn in Paris behalten haben", sagte ihm US-Außenminister Antony Blinken. "Aus einer anderen Galaxie" müsse dieser Stürmer stammen, mutmaßte die Zeitung As in Spanien. "Was für ein Monster...", schrieb in Frankreich Le Monde. Die Sporttageszeitung L'Equipe titelte in der gedruckten Ausgabe mit Blick auf das Viertelfinale gegen England "God save notre King" ("Gott schütze unseren König").
Giroud war dank Mbappés starker Vorarbeit durch sein 52. Länderspiel-Tor zum alleinigen Rekordschützen Frankreichs geworden, "aber der Bursche neben mir wird ihn sicher irgendwann nochmal brechen", sagte Deschamps lachend, als beide bei der Pressekonferenz saßen. Frankreichs Kapitän und Torhüter Hugo Lloris, der mit seinem 142. Länderspiel mit Rekordnationalspieler Lilian Thuram gleichzog, sagte: "Es ist schwer, Kylians Grenze zu sehen. Er ist in der Lage, jeden Rekord zu brechen."
Rekord-Auftritt
Einen hat er schon: Mit den vier Treffern als 19-Jähriger 2018 in Russland, als er international zum Star aufgestiegen ist, und nun fünf Toren in Katar hält er schon bei neun WM-Toren - mit erst 23 Jahren hat das vor ihm noch niemand geschafft. Der 35-jährige Lionel Messi hält insgesamt auch bei neun WM-Toren, der 37-jährige Cristiano Ronaldo bei acht.
Auch Polens Trainer Czesław Michniewicz schwärmte über den Gegner, als sei es sein eigener Spieler. "Messi, Ronaldo und Lewandowski sind bald nicht mehr da. Irgendwer wird dann übernehmen müssen", sagte er: "Und ich denke, er wird der Beste für viele Jahre sein." Man müsse "kein Trainer sein, um zu sehen, wer der stärkste Spieler ist", sagte er und ergänzte mit Blick auf seinen in Katar sehr starken Torhüter Wojciech Szczęsny: "Seine Schüsse konnte nicht mal Wojciech halten."
Kommentare