Mario Sonnleitner: "Ich bin kein Anti-Kicker"

Mario Sonnleitner (re.) ist ein Ruhepol.
Vor dem Spiel in Salzburg spricht der Rapid-Verteidiger über sein wundersames Comeback.

Ruhe in Hütteldorf? Sicher nicht. Zuerst die Berichte über die Schändung des Grabes eines viel zu jung verstorbenen Rapid-Anhängers mit „Viola“- und Hakenkreuz-Schmierereien. Nun die Polizei-Ermittlungen nach Morddrohungen in den unsozialen Medien gegen Austria-Tormann Pentz. Und am Montag berät die Bundesliga über die Strafen für Rapid wegen der „Fan“-Randale vor dem Gästesektor nach dem Derby.

Bei all dem Wahnsinn rund um den Klub bleibt einer ruhig. „Wir dürfen uns vom Rundherum nicht beeinflussen lassen. In Hütteldorf scheppern die Nervenkostüme schnell“, sagt Mario Sonnleitner. Es scheint, als würde der 31-Jährige umso stärker werden, je größer der Druck und die Aufregung sind. In den vergangenen vier Europacup-Spielen bekam der Innenverteidiger jeweils die KURIER-Bestnote 1.

Um heute (17 Uhr, Sky Sport Austria live) in Salzburg eine Chance zu haben, wird wieder eine Europacup-Leistung nötig sein.

KURIER: Wenn Sie nur einen Grund für den Unterschied zwischen den Europacup-Ergebnissen und der Liga nennen dürften – welcher wäre das?

Mario Sonnleitner: (denkt lange nach) Wir haben uns vor der Saison auf das ganz große Ziel Gruppenphase eingeschworen. Dann hat mit diesem unbedingten Willen auch öfters der Spielverlauf für uns gepasst, im Derby mit mehr Torchancen aber nicht. Wenn ich nur einen Grund nennen darf, sage ich: Im Europacup kennt uns keiner.

Wie meinen Sie das?

Du hast ja in einer englischen Woche nicht mehr Zeit als für ein paar Videos und Analysen – da können wir die Gegner überraschen. In der Liga kennt jeder jeden perfekt, da müssen wir mit der oft höheren Qualität die Partien für uns entscheiden.

Dann sollte Rapid versuchen, Salzburg zu überraschen ...

Wir versuchen ja immer wieder etwas. Mit Schobi als Stürmer oder zuletzt mit der Fünferkette, die nicht aufgegangen ist. Ich bin für das Spiel in Salzburg optimistisch, weil wir gegen starke Gegner besser spielen. Slovan, Steaua, Spartak – die hatten alle das Niveau für einen Top-3-Platz in Österreich.

Sie waren vor der Saison nur noch als verlässliche Kader-Ergänzung eingeplant. Jetzt sind Sie in dieser Europacup-Saison der Turm in der Schlacht, der entscheidende Tore erzielt. Was ist da passiert?

Auch wenn die letzten Jahre nicht einfach waren, habe ich intern und von meiner Familie die nötige Unterstützung bekommen. Ich habe immer an mich geglaubt, ich gebe jeden Tag im Training alles und bin auch sehr fit.

Vor zwei Jahren saßen Sie unter Trainer Büskens auf der Tribüne. Sportdirektor Bickel hat erzählt, dass Sie auch danach nie an einen Abgang gedacht hätten. Warum?

Meine Karriere verläuft nicht linear, es gab Rückschläge. Aber genau dadurch kannst du reifen. Ich würde mich nicht vertreiben lassen oder selbst den Hut draufhauen. Ich hab’ ja nicht umsonst die lebenslange Mitgliedschaft bei Rapid abgeschlossen. Ich werde immer ein Grün-Weißer bleiben.

FUSSBALL: TIPICO BUNDESLIGA / GRUNDDURCHGANG: LASK LINZ - SK RAPID WIEN

Als größte Schwäche galt Ihr Aufbauspiel. Gegen Spartak sind sogar Wechselpässe über 40 Meter punktgenau gekommen. Ist das alles nur Kopfsache?

Auch wenn ich teilweise so dargestellt werde: Ich bin kein Anti-Kicker. Sonst wäre ich nicht der Rekordspieler seit Gründung der Europa League und hätte nicht über 300 Pflichtspiele für Rapid. Natürlich hilft das Selbstvertrauen, jetzt hab ich auch den Spielrhythmus wieder.

So wie Sie wirkt auch Trainer Goran Djuricin wie ein Stehaufmännchen. Sehen Sie da Parallelen?

(lacht) Ich bin ein Kämpfer, und auch der Trainer kämpft an vielen Fronten. Er arbeitet hart, um uns das zu vermitteln, was er will. Die Umsetzung hat nicht immer funktioniert. Aber wir sind eine Einheit und geben alles. Wenn wir auch noch die Leichtigkeit zurückbekommen, werden wir konstanter gute Ergebnisse abliefern.

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