Marc Janko über das Team und die Stadien – eine traurige Entwicklung

KURIER-Kolumnist Marc Janko.
Die Einstellung ist eigenartig, sich als Verein oder als Fan nicht zu freuen, wenn das Nationalteam im eigenen Stadion aufläuft.

Mit der EM-Qualifikation beginnt für das Nationalteam unter Ralf Rangnick auch eine neue Zeitrechnung. In den ersten zwei Spielen gegen Aserbaidschan und Estland wird interessant zu sehen sein,  wie es uns gelingt, das  Spiel zu machen. Denn in beiden Duellen ist Österreich der Favorit. In den vergangenen Jahren taten wir uns – beispielsweise in der Nations League –  gegen stärkere Gegner gefühlt leichter. Diese zwei Matches sind somit  ideale Tests – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bitter sind freilich die Ausfälle von Arnautovic und Alaba, weshalb man nicht in der Bestbesetzung für die großen Spiele gegen Belgien und Schweden im Juni proben kann. 

Diese Qualifikation stellt darüber hinaus auch die Möglichkeit dar,  mit sportlich starken Leistungen den Funken auf die Fans wieder überspringen zu lassen. Doch der Doppelpass zwischen dem Nationalteam und seinen Anhängern bzw. den jeweiligen Austragungsorten gelingt derzeit gar nicht. Es steht immer wieder die Frage im Raum, wo das ÖFB-Nationalteam die Heimspiele austragen darf. In Linz gab es zuletzt Unmut mancher Fangruppen, auch in Hütteldorf wurde man nicht mit offenen Armen empfangen. Bei bei der Austria wiederum  musste schon ein Cupfinale gestrichen werden, weil manche Fans dagegen waren.

Ich finde die Einstellung  eigenartig, sich als Verein oder als Fan nicht zu freuen, wenn das Nationalteam im eigenen Stadion aufläuft. Mich als ehemaligen Nationalteamspieler stimmt diese Entwicklung traurig. Muss nicht vielmehr ein Griss darum herrschen, wo die besten Kicker Österreichs auftreten können? 

Eigenartige Einstellung

Noch dazu wurden die meisten Stadien zumindest teilweise mithilfe der öffentlichen Hand, sprich mit Steuergeld, finanziert. Da sollte es eigentlich  selbstredend sein, dass die österreichische Auswahl dann auch dort spielen kann, darf und soll.

Der Zustand ist durchaus bezeichnend für die Einstellung zum Nationalteam und für die Machtverhältnisse zwischen Vereinen und ihren  Fans.  Es ist beschämend, dass Österreichs oberstes Fußballteam auf Herbergsuche gehen muss. Noch dazu, da wir in unserem Land mittlerweile einige wirklich herzeigbare Arenen besitzen, die einen würdigen Rahmen abgeben würden. 

Marc Janko über das Team und die Stadien – eine traurige Entwicklung

Gegen Schweden geht es ins Happel-Stadion

Daher finde ich es grotesk, dass überhaupt eine Diskussion rund um dieses Thema existiert. Umgekehrt ist das Thema  Nationalstadion in letzter Zeit fast völlig von der Bildfläche verschwunden, somit ist auch weit und breit keines in Sicht. Auch das stimmt mich nachdenklich. Österreich braucht,  um international wettbewerbsfähig zu sein beziehungsweise auch  künftig Großereignisse austragen und internationale Konzerte abhalten zu können,  eine  multifunktionelle Arena neuesten Standards.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 39-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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