Fachlich wird Silvia Kaupa-Götzl gute Arbeit attestiert, klug, konsequent, fleißig und innovativ. Seit 2005 bei der Bahn, arbeitete sie sich zur Chefin des Fernverkehrs hoch, der zum ÖBB-Teilkonzern Personenverkehr gehört. Der damalige ÖBB-Boss und spätere SPÖ-Chef (und Fußball-Fan) Christian Kern war so angetan von ihren Management-Qualitäten, dass er sie zur Chefin der bahn-eigenen Postbus AG beförderte.
Kaupa-Götzl dürfte allerdings oft etwas zu tough auftreten, Diplomatie gehört weniger zu ihren Qualitäten als Managerin. Im Gegenteil. „Hoch emotional, sehr schnell aufbrausend, bei den sozialen Fähigkeiten hapert’s“, heißt es in ÖBB- und Postbus-Kreisen. Das Klima im Postbus-Vorstand war alles andere als harmonisch. „Nicht teamfähig“, lautet ein Resümee aus der Kollegenschaft. Bei der Mitarbeiter-Bewertung allerdings erhielt Kaupa-Götzl durchwegs herzeigbare Benotungen.
Ein Mail, das sie 2015 als Chefin des Fernverkehrs schrieb, sollte die ÖBB teuer kommen. Die EU-Kommission hatte ein Wettbewerbsverfahren gegen die ÖBB und die tschechische Staatsbahn (CD) eingeleitet. Die beiden Bahnunternehmen trafen Absprachen, um den damals neuen, privaten Konkurrenten RegioJet am Zugang zu gebrauchten Waggons zu hindern – und damit den Wettbewerb einzuschränken, teilte die Kommission am 23. Oktober mit, der KURIER berichtete. Weil die ÖBB als Kronzeuge kooperierten und Beweise vorlegten, wurde die Strafe für die Österreicher auf 16,7 Millionen Euro heruntergesetzt, die Tschechen fassten 32 Millionen aus. Unter den Beweisen fand sich der Mailverkehr zwischen einem Mitarbeiter, später Vize-Chef der CD, und seiner österreichischen Kollegin Kaupa-Götzl.
„Hallo Radek“
Es ging um den Handel mit gebrauchten Personen-Waggons, die die ÖBB verkaufen wollten. Man unterhielt sich ganz konkret über Preise und Anbieter. „Hallo Radek“, mailte Kaupa-Götzl, „wir werden dafür sorgen, dass die Waggons nicht an RegioJet verkauft werden“. Die Kollegen vom Regionalbetrieb, „die die Waggons verkaufen, haben mir das heute bestätigt“. Starker Tobak, und das auch noch schriftlich.
Als Fernverkehrs-Chefin war Kaupa-Götzl auf ÖBB-Seite maßgeblich für die Absprachen verantwortlich. Obwohl ihr Vertrag im Vorjahr verlängert wurde (3 plus 2 Jahre), verabschiedete sie sich heuer im April. Sie wolle sich mit 50 beruflich nochmals neu orientieren, erklärte sie. Ihr Karriere-Ziel wäre der Sprung in den Personenverkehrs-Vorstand gewesen, hört man, das klappte aber nicht.
andrea.hodoschek@kurier.at
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