Lukas Podolski: Schmähbruder, Kultkicker und der Letzte seiner Art

Lukas Podolski: Schmähbruder, Kultkicker und der Letzte seiner Art
Der 36-Jährige ist eine Type, wie sie im Fußball nur mehr selten vorkommen. Deutschland hätte einen wie ihn gut brauchen können

Mag sein, dass mit ihm bei den vergangenen beiden Turnieren für das deutsche Nationalteam einiges anders gekommen wäre. Nicht dass Lukas Podolski jetzt der Mann ist, der groß den Unterschied macht und Spiele im Alleingang entscheiden würde. Aber der Stürmer hat mit seinen 36 Jahren immer noch ein Alleinstellungsmerkmal und bringt eine Gabe mit, die man nicht lernen kann: Dieser Lukas Podolski ist nämlich eine echte Stimmungskanone, eine Frohnatur, die jeden mitreißen kann und deshalb für einen Trainer während so eines langen Turniers unersetzlich ist. Zumindest abseits des Rasens.

Joachim Löw hat in den Interviews mit dem KURIER immer wieder die Bedeutung von Lukas Podolski hervorgestrichen. „Er war immer gut drauf. Der Poldi war vor allem für die Stimmung in der Mannschaft extrem wichtig“, erinnert sich der frühere Bundestrainer. „Ich kann mich erinnern, dass er einmal einen Journalisten einfach so in den Swimmingpool geworfen hat. Aber ihm kann man irgendwie nicht böse sein.“

Harsche Kritik

Ein Typ wie Lukas Podolski wäre den Deutschen bei der WM in Russland (Aus in der Vorrunde) und auch nun bei der EM (Aus im Achtelfinale) sicher gut zu Gesicht gestanden. Zumal jener Spieler, der gemeinhin gerne als Spaßvogel und Entertainer gepriesen wird, bei diesem Turnier wenig zu lachen hatte: Thomas Müller, der neben Lukas Podolski eher wie ein Treppenwitz wirkt, hat in seiner Karriere noch immer kein einziges EM-Tor erzielt.

Nach dem Ausscheiden präsentierte sich der Bayern-Goalgetter jedenfalls angriffslustiger als noch während der Endrunde. „Mit unserer Bestrebung, durch eine eher abwartende, kompakte Defensivstrategie ohne Gegentor zu bleiben, sind wir de facto gescheitert“, monierte Müller und schob den schwarzen Peter damit dem ehemaligen Bundestrainer Joachim Löw in die Schuhe.

Lustige Erklärung

Lukas Podolski, der wie Müller jener Mannschaft angehörte, die 2014 den WM-Titel gewann, käme so eine Kritik an dem ehemaligen Vorgesetzten nie in den Sinn. „Was der Jogi geleistet hat, davor kann man nur den Hut ziehen“, sagte der 36-Jährige zuletzt gegenüber dem Express.

Podolski hatte schon immer ein besonderes Verhältnis zu Joachim Löw. Er war es auch, der dem Bundestrainer öffentlich zur Seite sprang, als dieser gerade wieder einmal in den sozialen Medien angeprangert wurde, nachdem sich Löws Finger während einer EM-Partie vor Weltpublikum in der Hose verirrt hatten. „80 Prozent von Euch und auch ich, wir kraulen uns auch mal an den Eiern“, meinte Lukas Podolski im Sommer 2016 bei der offiziellen DFB-Pressekonferenz und hatte mit diesem Sager wie so oft die Lacher auf seiner Seite.

Würdiges Ende

Er ist und bleibt nun einmal ein Spaßvogel. Und weil diesem Lukas Podolski das Leben als Fußballer immer noch so viel Freude bereitet, hat er auch keine Lust, den Ball ins Out zu schießen. Während etliche seiner WM-Kollegen von 2014 die Karriere bereits beendet haben, hat der 36-Jährige schon wieder eine neue Herausforderung gefunden: Nach Stationen in England, Italien, Japan und in der Türkei trägt Podolski fortan das Trikot des polnischen Erstligisten Gornik Zabrze. Er kehrt damit in das Land zurück, in dem er 1985 auf die Welt gekommen ist. Und dort wird seine Fußballreise auch zu Ende gehen. „Mein großer Traum ist es, irgendwann meine Fußballerkarriere bei Gornik zu beenden“, schrieb Podolski.

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