Liga-Streit: St. Pölten erklimmt die Spitze bei den TV-Geldern

Liga-Streit: St. Pölten erklimmt die Spitze bei den TV-Geldern
Der Antrag im Detail: Mit dem neuen TV-Schlüssel würde der SKN am meisten kassieren. Salzburg wäre am Ö-Topf beteiligt

High Noon in der Bundesliga. Ab zwölf Uhr wird bei der außerordentlichen Klubkonferenz diskutiert und vor allem gestritten werden. Bis 15 Uhr soll es eine Lösung geben. Es wird über den erst seit Saisonbeginn gültigen Schlüssel zur Verteilung der TV-Gelder abgestimmt.

Die Fronten – mit dem LASK und Rapid als Anführer der beiden Lager – sind so verhärtet, dass die meisten Beteiligten mit dem großen Crash rechnen: Einem Rechtsstreit, der das große Chaos auslösen kann.

Als Kompromissvorschlag gilt ein Antrag von Rapid und Sturm: Nach Saisonende soll evaluiert und für die Saison 2020/’21 neu beschlossen werden. Doch LASK-Präsident Gruber kündigt in den Oberösterreichischen Nachrichten für Rapid eine „herbe Niederlage“ an.

Aus dem 7:5 bei der letzten Abstimmung im Dezember 2018 soll mit der Unterstützung von Innsbruck ein 8:4 und damit die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit werden. Da Wacker finanzielle Probleme hat und die Landespolitik mit Zusagen wegen des möglichen Aufstiegs von Wattens zögert, soll der Aufsteiger das Lager wechseln.

Antrag mit Folgen

Dem KURIER liegt der Antrag von LASK und Admira vor. Die geplanten Änderungen sind schwerwiegender als bisher bekannt. So würde nach derzeitigem Stand St. Pölten die größte Summe an TV-Geldern kassieren, konkret 1,989 Millionen (siehe Grafik), für die letztplatzierte Admira gäbe es immerhin 1,716 Millionen. Und Salzburg würde erstmals aus dem Ö-Topf Gelder beziehen. Konkret 321.000 Euro.

Liga-Streit: St. Pölten erklimmt die Spitze bei den TV-Geldern

Wie ist das möglich?

Derzeit werden neben einem Sockelbetrag (30 Prozent) der sportliche Erfolg (30), die Zuschauerzahlen (20) und der „Ö-Topf“ (20) zur Berechnung herangezogen. Künftig soll es nur noch drei Ertragsanteile geben, allesamt mit einer viel geringeren „Spreizung“ (also kleinen Abständen zwischen Top-Verdienern und den Letzten).

Erstens, der Basiswert berechnet sich nach dem aktuellen Tabellenplatz. Zweitens, der Anteil für den Ö-Topf wird auf alle zwölf Klubs je nach Einsatzzeiten von Österreichern aufgeteilt. Ist die Mindestanforderung (maximal sechs Legionäre im 18-Mann-Matchkader) nicht erfüllt, wird der Klub nach hinten gereiht. Die Höchstsumme ist auf 431.000 Euro begrenzt, derzeit würde diese Summe an den SKN gehen, an Salzburg die erwähnten 321.000 €.

Der dritte Anteil betrifft die Stadionzuschauer. Kurios in diesem Zusammenhang ist, dass Gruber in den OÖN meint, die Verteilung nach Zuschauern wäre rechtswidrig. Weil in Hütteldorf (so wie für die meisten Stadien) öffentliche Gelder investiert wurden. Jedenfalls liegt laut LASK-Antrag auch hier die Spanne zwischen 321.000 Euro (Admira) und 431.000 (Rapid).

„Wir würden rund eine Million verlieren. Wie soll das in der einen Woche bis zur Lizenzabgabe ausgeglichen werden? Wir können nur klagen“, sagt Rapid-Geschäftsführer Peschek zur aktuellen Hochrechnung von 1,946 Millionen. Dass Rapid vor Gericht gute Chancen hätte, meint der vom KURIER befragte Professor Thomas Wallentin (siehe unten).

Auf dem hohen Ross

Und das „Zünglein an der Waage“? „Über dieses Gerücht kann ich ehrlich gesagt nur schmunzeln“, meint Wacker-Präsident Gerhard Stocker, der sich als Bundesliga-Präsident in einer unangenehmen Zwickmühle befindet. Die aktuelle Unruhe und Panikmache erinnere ihn an „einen Korb voller Flöhe“, weshalb der Tiroler allen Beteiligten rät, ihre vorgefassten Ansichten noch einmal zu überdenken. „Wenn jeder von seinem hohen Ross steigt, dann werden wir auch eine vernünftige Lösung finden. Wir liegen im Grunde gar nicht so weit auseinander, nur können sich das diejenigen, die anderer Meinung sind, noch nicht vorstellen.“

Eines will Stocker vermeiden: Den Gang zum Schiedsgericht. „Das wäre nicht nur für das Image aller beteiligten Vereine, sondern für den ganzen Fußball schlecht.“

Die Vertreter beider Lager rechnen aber genau damit.

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