Lesbisch, bisexuell, queer: Die Frauen-WM zwischen Offenheit und Tabu

Lesbisch, bisexuell, queer: Die Frauen-WM zwischen Offenheit und Tabu
Noch nie waren so viele Fußballerinnen offen lesbisch, bisexuell oder queer. Aber noch immer gibt es Teams aus Ländern, in denen Homosexualität unter Strafe steht oder tabuisiert ist.

Bei der WM in Australien und Neuseeland scheint das Tabu Homosexualität noch mehr zu bröckeln als in den letzten Jahren im Frauenfußball. Laut "L.MAG Das Magazin für Lesben" sind 120 Fußballerinnen lesbisch, bisexuell oder queer. Und das bei 736 Spielerinnen. 2015 in Kanada war es ganze 17 von 552, vier Jahre später waren es 51.

Mit der 38-jährigen US-Amerikanerin Megan Rapinoe geht Ende des Jahres eine Lautsprecherin sportlich in Pension. Sie hat die Aufmerksamkeit, die ihr der sportliche Erfolg brachte, immer als Auftrag gesehen, den Mund aufzumachen für Gleichberechtigung und gegen Rassismus. Rapinoes Partnerin ist Basketball-Olympiasiegerin Sue Bird. Die Deutsche Lea Schüller lebt mit der österreichischen Seglerin Lara Vadlau zusammen.

Liebe ohne Grenzen

Italien hatte mit Rachele Baldi und Giada Greggi ein Teaminternes Paar, ebenso Südafrika mit Robyn Moodaly und Gabriela Sagado. Aber auch Liebe ohne Grenzen ist bei der WM kein Einzelfall. Es kann passieren, dass im Verlauf der Endrunde eines der Pärchen aufeinander trifft. 

  • Caitling Foord und Katie McCabe

Gleich zum Auftakt der WM hatten die Boulevard-Blätter eine wahre Freude mit einer Beziehungsgeschichte. Die Irin Ruesha Littlejohn ging auf die Australierin Caitlin Foord los. Der Boulevard schrieb, dass diese Aggression da war, weil Foord eine Beziehung mit der Ex von Littlejohn hat – mit der irischen Teamspieler Katie McCabe, mit der Foord bei Arsenal spielt. Die beiden hatten Bilder vom gemeinsamen Urlaub auf Ibiza gepostet und spielten am 2. Spieltag der WM gegeneinander.

Pernille Harder und Magdalena Eriksson

Ihr berühmtes Kuss-Bild von der WM 2019 ging viral, als die Dänin Harder in einem Schweden-Trikot ihre Freundin beim Spiel um Platz drei unterstützte. 2020 ging Harder zu Chelsea, wo Eriksson schon länger Kapitänin war. Im Sommer folgte der gemeinsame Wechsel zu Bayern München.

  • Sam Kerr und Kristie Mewis

Die USA besiegte bei den Olympischen Spielen 2021 Australien im Spiel um die Bronzemedaille. Mewis tröstete Kerr nach dem Spiel und befeuerte die Beziehungsgerüchte, die kurze Zeit später bestätigt wurden.

  • Danielle van de Donk und Ellie Carpenter

Seit 2021 spielen die 31-jährige Niederländerin und die 23-jährige Australierin gemeinsam beim französischen Top-Klub Lyon. Carpenter saß dann bei der EM 2022 im Trikot von van de Donk im Stadion.

Lesbisch, bisexuell, queer: Die Frauen-WM zwischen Offenheit und Tabu
  • Ann-Kathrin Berger und Jess Carter

Die deutsche Torfrau und die 25-jährige englische Verteidigerin spielten im Sommer 2016 bei Birmingham City und gründeten eine WG, weil die Engländerin aus ihrem Elternhaus ausziehen wollte. Die Engländerin war sich am Anfang unsicher, weil sie noch nie in einer Beziehung mit einer Frau war. Nun sind die beiden seit sechs Jahren glücklich ein Paar und spielen bei Chelsea. Berger hat in dieser Zeit sogar den Kampf gegen Schilddrüsenkrebs gewonnen.

  • Viola Calligaris und Sandie Toletti

Die Schweizerin Calligaris kann nicht mehr auf ihre französische Freundin treffen.

  • Linda Sembrant und Lisa Boattin

Am Valentinstag in diesem Jahr ging das Paar an die Öffentlichkeit. In Italien schlug das hohe Wellen – dort ist die gleichgeschlechtliche Ehe nicht erlaubt.

Wegen der möglichen Strafverfolgung „gleichgeschlechtlicher Sexualbeziehungen“ in Marokko hatte der erste Aufreger des Turniers einen politischen Hintergrund. Kapitänin Ghizlane Chebbak wurde gefragt, ob es homosexuelle Spielerinnen in ihren Team gibt. In Haiti wird Homosexualität tabuisiert. In Nigeria sind homosexuelle Handlungen nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verboten.

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