Die Tore erzielten Eugenie Le Sommer und Wendie Renard. Die 34-jährige Stürmerin war von Renards Vorgängerin Corinne Diacre aussortiert worden. Und die groß gewachsene Verteidigerin war maßgeblich an der Revolte gegen die ungeliebte Teamchefin beteiligt. Die Kapitänin kritisierte das „derzeitige System“ als nicht wettbewerbsfähig. Ihr Schritt sei notwendig, um ihre geistige Gesundheit zu wahren. Die Stürmerinnen Diani (auch sie stand gegen Brasilien in der Startelf) und Katoto (sie fehlt verletzt bei der WM) schlossen sich der Revolte an.
Lockerer Däne
Bei der WM 2023 sind 20 Männer und 12 Frauen die Verantwortlichen. Interessanterweise ist auch das Verhältnis zwischen Teamchefs und Teamchefinnen aus dem In- und Ausland genau so. Bei den elf europäischen Ländern sind durch das Aus der Französin Diacre die Männer knapp in der Überzahl. Allerdings ist keiner der Männer aus einem anderen Land als die Spielerinnen, bei den Frauen sind es gleich drei (Schweiz mit Grings, England mit Wiegman, Irland mit Pauw).
Lars Söndergaard, von 2000 bis 2009 in Österreich bei Salzburg, GAK, Wacker Innsbruck und Austria Wien tätig, ist für die Däninnen eine Vaterfigur, der viel Druck von ihnen nimmt. Der 64-Jährige schaute am Tag vor dem 0:1 gegen England bei einem Fanfest in der Nähe des Teamhotels vorbei.
Aber es gibt auch weniger lustige Trainer. So steht Sambias Coach Bruce Mwape in Missbrauchsverdacht. Über ihn sagte eine anonym bleiben wollende Spielerin in der englischen Zeitung Guardian: „Wenn er mit jemandem schlafen möchte, muss man ja sagen. Es ist normal, dass der Trainer mit den Spielerinnen unserer Mannschaft schläft.“
Bei der Weltmeisterschaft ist die Geschlechterverteilung historisch bedingt – noch – ausgeglichen bei den erfolgreichen Coaches. 1991 hieß der US-Trainer Anson Dorrance, 1995 wurde Norwegen von Even Pellerud betreut.1999 coachte Tony DiCicco die US-Damen. Die Deutschen Tina Theune-Meyer (2003) und Silvia Neid (2007) beendeten die männliche Domäne. Es folgte 2011 mit dem Japaner Norio Sasaki der letzte männliche Weltmeistertrainer, ehe die Engländerin Jill Ellis die USA zu den Titel 2015 und 2019 führte.
Erfolgreiche EM-Frauen
Bei der Europameisterschaft im Vorjahr waren zehn von 16 EM-Coaches Männer, nur sechs Frauen. Allerdings standen von diesen sechs gleich drei mit ihren Teams im Semifinale. Darunter Deutschland, das noch immer von Voss-Tecklenburg trainiert wird. Seit 1996 sind bei Deutschlands Frauen nur Frauen Teamchefinnen. Laut Statistiken der UEFA sind nur sechs Prozent aller qualifizierten Trainer Frauen. In Österreich gibt es nur zwei Frauen, die die UEFA-Prolizenz haben, Irene Fuhrmann und Maria Wolf.
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