„Beim Spielen war es erträglich. Aber als das Adrenalin weg war, wurde es heftig. Ich bin in der Nacht ins Krankenhaus gefahren, es gab neue Nähte.“
Andere hätten sich für das nächste Entscheidungsspiel in Klagenfurt (1:0) wohl verletzt gemeldet, aber der Rechtsfuß erklärt: „Ich habe ja gewusst, dass ich es im Spiel aushalten kann.“
Nicht alle bei Rapid waren von Querfeld überzeugt
Querfeld ist das Kämpfen gewohnt. Er galt nie als außergewöhnliches Talent. Auch vor zwei Jahren, als der Verteidiger vom damaligen Teamchef Scherb für die U-19-EM forciert wurde, waren noch nicht alle bei Rapid restlos überzeugt.
„Damals wurde Sollbauer geholt. Ich habe mir gesagt: Weiterarbeiten und durchsetzen, wenn ich dann die Chance bekomme.“ Das gelang schnell: „Ich habe persönlich sehr viele Höhen erlebt, aber im Derby vor einem Jahr auch die erste schwere Verletzung. Da hab ich viel gelernt. Insgesamt kann ich nur positiv zurückblicken.“
Nur ein Sieg in 12 Rapid-Spielen ohne Querfeld
Auffällig ist, wie wenig die Wiener ohne den Leader gewonnen haben. Damals eine von acht Partien, heuer null von vier. „Unabhängig vom Ausgang ist es für mich schrecklich, nur zuschauen zu können.“
Um nicht wieder das Cupfinale zu verpassen, erkundigte sich Querfeld, welche Ernährung hilft, um den Wadenmuskel schneller zu heilen. „Leo ist unser großes Vorbild in Ernährungsfragen“, sagt die 2023 angestellte Ernährungswissenschafterin Petra Stuparits.
Alles außergewöhnlich
Was ist sonst noch ungewöhnlich an Querfeld?
Dass ...
- ... der Blondschopf bereits als Vierjähriger beim Wiener-Liga-Klub Mauer begann.
- ... seine Familie mit Vater Berndt an der Spitze mehrere Innenstadt-Kaffeehäuser führt und mit dem „Landtmann“ eines der bekanntesten Wiens.
- ... seine beiden Brüder mehr trainierten, aber weniger verdienten. Sie waren Ruderer mit Olympia-Chancen, ehe sie auch in die Gastronomie („Bootshaus“ an der Alten Donau) wechselten. „Von ihnen hab ich gelernt, stets mehr zu tun, als verlangt wird.“
- ... der damals 17-Jährige noch vor dem Liga-Debüt einen Europacupeinsatz hatte. 2021 in Zagreb, als Joker beim 1:3 gegen Dinamo: „Moormann hat sich verletzt, es ist so schnell gegangen, dass keine Zeit blieb, um nervös zu werden.“
- ... der Vorzugsschüler in Religion maturierte: „Es war überraschend viel Arbeit.“ Viel vom Maturastoff musste sich Querfeld selbst beibringen, weil er aufgrund seiner Karriere in der Schule oft fehlte.
- ... der Katholik regelmäßig betet und vor jeder Partie einen passenden Psalm in der Bibel sucht. Sein Lieblingspsalm lautet „Sei mutig und stark“.
Die Transfer-Wahl
Für eine Fortsetzung der Karriere in Hütteldorf können die Fans nur noch beten.
Sportdirektor Markus Katzer war es 2023 gelungen, den Vertrag nur drei Monate vor dem Auslaufen zu verlängern. Vorerst ohne Ausstiegsklausel, deswegen konnte Rapid das Angebot von Udinese nach dem Europacup-Aus gegen Fiorentina im Sommer 2023 ablehnen.
Im Jänner berichtete der KURIER, dass dann ab Sommer 2024, also ein Jahr vor Vertragsende, eine Geheimklausel greift: Querfeld kann über den Abschied selbst entscheiden, zu einer Ablöse von rund 2,5 Millionen – also unter dem gestiegenen Marktwert.
Katzer wollte sich dazu nie äußern.
Querfeld sagt zu einem Transfer: „Es muss das Bauchgefühl passen und auch der Plan, der mir präsentiert wird. Ich werde keinen Konkurrenzkampf scheuen, aber es soll realistisch sein, dass ich Spielzeit bekomme. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich sicher gehe, weil ich das absolut Beste für meine Karriere will. Ich werde in Ruhe nachdenken, dann Rapid Bescheid geben.“
Querfeld ist natürlich aufgefallen, dass mit Raux Yao bereits ein designierter Nachfolger präsentiert wurde. Was passiert, wenn – wider Erwarten – nichts Passendes reinkommt? „Ich mag Rapid und die Stadt Wien sehr, ich schätze die Nähe zu meiner Familie. Dann bleibe ich eben noch.“
Katzer müsste sich dann wiederum überlegen, wo er die bereits eingeplanten Querfeld-Millionen herbekommt.
Aber das ist eine andere Geschichte.
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