Legionär Benedikt Zech: "Polens Fußball ist physischer"
KURIER: Ein Transfer nach Polen ist nicht alltäglich. Wie hat es Sie nach Stettin verschlagen?
Benedikt Zech: Nach sieben Jahren in Altach wollte ich etwas neues machen. Das Ausland hat mich immer schon gereizt. Es hat mehrere Angebote gegeben, aber das von Pogon war vom Gesamtpaket am besten. Vom heutigen Standpunkt war es die richtige Entscheidung.
Gab es anfangs Bedenken?
Klar, Stettin hat man als Österreicher nicht wirklich auf dem Radar. Aber meine Frau und ich waren immer offen für alles. Stettin hat sich extrem bemüht, sie waren auch sehr früh dran im Februar. Wenn ein Klub so früh kommt, dann wollen sie dich unbedingt. Dieses Gefühl haben sie mir gegeben.
Gibt es etwas aus Österreich, das Sie vermissen?
Als Vorarlberger natürlich die Berge ein wenig. Sonst fühle ich mich richtig wohl. Ich bin gerade daheim in Vorarlberg und hab das auch meinen Freunden erzählt: Ich bin froh, wieder mal hier zu sein, aber es ist nicht so, dass es unbedingt sein musste. Das ist ein gutes Zeichen.
Wie geht es Ihnen im Alltag mit der polnischen Sprache?
Die Sprache ist teuflisch, extrem schwer. Ich glaub, da ist es sogar leichter für andere, Deutsch zu lernen. Der Trainer ist aber Deutscher und wir sind eine ziemlich internationale Truppe mit Portugiesen, einem Spanier, Finnen oder Kroaten. Da wird viel Englisch geredet.
Können Sie auf Polnisch schon Essen bestellen?
Das geht, schwieriger ist das Lesen, auch die Aussprache ist ganz anders, als es geschrieben wird. Die Kollegen haben immer eine Gaudi mit mir, wenn ich ein paar Brocken Polnisch spreche.
Wie läuft es sportlich?
Richtig gut. Wir haben gleich das erste Spiel auswärts gegen Legia Warschau gewonnen. Das war historisch, weil Stettin dort zuvor 35 Jahre lang nicht gewonnen hat. Wir sind nach sieben Runden Dritter, mit weniger Verletzungspech könnten wir noch besser dastehen.
Wie kann man die polnische Ekstraklasa mit der Bundesliga vergleichen?
Die Liga ist extrem eng, jedes Spiel steht Spitz auf Knopf. Man kann gegen jeden gewinnen oder verlieren. Mit einem Lauf kann man als Außenseiter auch Meister werden, wie im Vorjahr Piast Gliwice. Das macht das Ganze spannend, in Österreich ist das mit Salzburg aktuell eher schwer. Der Fußball in der Liga ist physischer, die Mentalität ist auch anders. Es wird jeder Zweikampf angenommen und kein Ball aufgegeben. Wenn ein Pass in die Tiefe gespielt wird und der Stürmer sieht, dass er keine Chance hat, wird in Österreich schon mal Kraft gespart. Hier rennen sie durch.
Täuscht der Eindruck, dass der Fußball in Polen einen größeren Stellenwert hat?
Nein, der Sport ist medial viel stärker vertreten. Da gibt’s TV-Sender, da läuft jede Minute die Ekstraklasa. In Stettin ist es so, dass es mit Pogon nur einen Klub gibt. Und der ist allgegenwärtig.
Was kann sich Österreich von den Polen abschauen?
Was sie gut machen ist, dass in der Liga immer ein Spieler des Jahrgangs 1999 oder jünger auf dem Platz stehen muss. Und wenn diese Jungen halbwegs gut sind, werde sie medial extrem gepusht. Wir haben 16- und 17-Jährige im Kader, die sind körperlich schon richtig weit und können sich richtig stellen. Vielleicht wird in Polen in der Jugend mehr Wert aufs Körperliche gelegt. Letztes Jahr hat Stettin einen 18-jährigen Innenverteidiger um vier Millionen Euro nach Italien verkauft. Darum haben sie auch viele Legionäre in Topligen.
Wer gewinnt am Montag, Polen oder Österreich?
Ich hoffe natürlich Österreich, dann wären wir in der Tabelle vor Polen und ich würde mit Schal und Dress in die Kabine krachen. Das wär’ für mich ein wichtiger Sieg.
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