LASK-Vizepräsident Werner: "Was machen diese Trotteln da?"
Nach Basel kommt am Dienstag der FC Brügge (21.00 Uhr) nach Linz. Der LASK bemüht sich im Hinspiel um einen Platz in der Champions League. Was ist beim Klub los? Warum es überhaupt so weit kommen konnte? Und wer dafür verantwortlich ist?
Jürgen Werner (57), der sich nicht Sportdirektor nennen will und offiziell der Vizepräsident ist, erklärt den Steigflug des LASK, der vor langer Zeit einmal sein Gegner war.
KURIER: Warum schmeißt der LASK den FC Brügge aus dem Rennen?
Jürgen Werner: Weil Brügge in einer Kategorie mit Basel ist. Ich glaube, die Schweizer und belgische Liga sind von unserer nicht so weit weg, nur weil die Budgets höher sind. Wir verkaufen João Victor um 3,5 Millionen und freuen uns wie die Schneekönige, Brügge verkauft den besten Stürmer um 24 Millionen. Der schießt deshalb nicht mehr Tore. Sie werden uns trotzdem unterschätzen. Ich denke, unsere Spielweise im ganz hohen Pulsbereich bereitet auch den besseren Klubs Probleme. Wir sind sie gewöhnt.
Der sportliche Erfolg schubste den LASK aus dem langjährigen Dornröschenschlaf. Wie erleben Sie das?
Jetzt siehst du wieder LASK-Leiberln auf der Straße. Und es flattern die Glückwünsche ausländischer Klubs herein. Vor dem Spiel gegen Basel waren Leute mit Taferln vor dem Stadion. Darauf stand: Suche Karten. Ein Ex-Mitspieler von mir hat gemeint, naja, die Taferln hat’s bei uns auch schon gegeben. Der Unterschied? Damals stand drauf: Verkaufe Karten.
Vor sechs Jahren war der Klub noch in der Regionalliga, dann drei in der 2. Liga. Was ist seitdem passiert?
2015 haben wir mit Oliver Glasner eine langfristige Planung begonnen. Ein klares Konzept und Kontinuität für eine neue, professionelle Ära. Als wir auch im zweiten Jahr nicht wieder in die Bundesliga aufgestiegen sind, haben wir kein Ohrwaschl gerührt, und schon haben sich einige gefragt, was machen die Trotteln denn da? Im dritten hat’s geklappt. Wir hätten, wenn nötig, auch ein weiteres Jahr in der 2. Liga durchgezogen.
Was wurde professioneller?
Vor allem das Training. Früher war um 10 Uhr Training, danach Wash & Go und ab nach Hause. Heute sind die Spieler um 8.30 Uhr da, zwei sind für’s Frühstück verantwortlich. Wenn das eigentliche Training beginnt, war die Mannschaft schon in der Kraftkammer zum Aufwärmen. Dazwischen wird gemeinsam zu Mittag gegessen, das sich im Übrigen jeder selber zahlt. Zu Ende ist alles so um 14 Uhr. Das ist für mich ein Tag für einen Profi.
Der LASK fällt auf durch ein klares Spielsystem, Kompaktheit und ständige Aggressivität...
Wir haben mit unserem Trainerteam das LASK-System entwickelt und durchgezogen. Verhaltensweise und Kooperationsbereitschaft gelten auch für die Juniors und in der Akademie. Die Erfolgsformel? Kurze Sprints, hohes Pressing, dichte Organisation mit hoher Einsatzbereitschaft. Eine Truppe mit Charakter ist gefordert. Früher gab’s oft eine Suderei von Spielern, die auf der Bank gesessen sind. Von denen haben wir uns getrennt.
Das Konzept steht. Das heißt, um verpflichtet zu werden, musste sich Trainer Valérien Ismaël als Glasner-Nachfolger diesem unterordnen?
Wir wollten erstens kein Training, bei dem die Mannschaft eine Woche keinen Ball sieht. Und das Einhalten der Trainings- und Spielphilosophie war schon Voraussetzung. Das hat uns bei der Suche sehr eingeschränkt. Ich kann der Mannschaft ja nicht plötzlich die Mittel und den Glauben nehmen, wie sie Gegner wie Rapid und Austria bezwingen kann. Korrekturen haben sich ergeben, weil viele Gegner uns nicht mehr unterschätzen, sich hinten hineinstellen und wir mehr Ballbesitz haben.
Dabei haben viele die Nase gerümpft, als der Name Valérien Ismaël fiel...
Ich weiß, diese Unkenrufe gab’s, es hieß, man löst einen erfolgreichen Trainer ab durch einen, der zwar als Spieler viel erreicht hat, aber als Trainer noch keine großen Erfolge vorweisen kann. Er wird wohl weiter beäugt werden. Doch Valérien hat schon in seiner Zeit in Wolfsburg auf das 3-4-3-System gesetzt, sich jetzt super eingefügt und moderiert seine Maßnahmen hervorragend.
Auffällig ist auch, dass im Kader viele Österreicher sind. Ein Grundsatz?
Eigentlich schon. Aber wir schauen uns auf dem internationalen Markt um, dort sehe ich keinen, der entscheidend besser ist als unsere eigenen Jungen. Naja, nicht ganz. Die mir gefallen würden, können wir uns nicht leisten.
Als Chef der Spieler-Agentur Stars&Friends haben Sie Spieler an den LASK vermittelt. Das war doch mit Ihrer Tätigkeit beim Klub unvereinbar?
Ich stellte nie eine Provision für diese Spieler in Rechnung, wollte keine Angriffsfläche bieten. Spieler wurden auch von anderen Agenturen geholt. Selbst die Optik ist nicht mehr schief: Ich habe meine Firma verkauft.
Da war noch etwas: Sie sind VOEST-Spieler groß geworden, waren dann beim FC Linz Manager. Jetzt gilt ausgerechnet dem LASK Ihr Einsatz. Gab’s Ressentiments?
Schon lange nicht mehr. Ich bin rechtzeitig konvertiert. Blau-Weiß ist ja auch kein Nachfolgeverein des SK VOEST oder des FC Linz, der mit der Fusion 1997 untergegangen ist. Es ist jetzt eine echte Herzensangelegenheit.
Das Stadion ist gegen Brügge wieder ausverkauft. Trotzdem bleibt der Wermutstropfen: Ein festlicher Rahmen sieht anders aus...
Das stimmt. Als wir selbst zwei neue Stadion-Standorte gesucht haben, mit der Errichtung ernst gemacht hätten, wurde das ein politisches Thema. Endlich wird auf der Gugl ein neues Fußball-Stadion gebaut. Ohne Laufbahn.
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