Wenn ein Holland in Holland antritt, kann man nicht automatisch von einem Heimspiel sprechen. Denn wenn der LASK am Donnerstag (21.00 Uhr) in Alkmaar in der Europa League zu Gast ist, dann kehrt James Holland als Gegner an seine alte Wirkungsstätte zurück. Natürlich ist das Hinspiel im Sechzehntelfinale ein besonders emotionales Duell für den heute 30-Jährigen, der 2009 von den Newcastle United Jets um 300.000 Euro nach Alkmaar verkauft wurde. "Hier hat meine Karriere in Europa begonnen."
In Alkmaar wurde er aber nicht wirklich glücklich, konnte sich in der ersten Mannschaft unter Trainer Louis van Gaal nicht durchsetzen. „Der Klub war damals zu groß für mich, ich war nicht gut genug. Aber es war meine erste Erfahrung in Europa, ich konnte sehr viel lernen.“ Vor allem der Unterschied vom australischen zum europäischen Fußball war ihm einst eine Nummer zu groß. „Aber für einen jungen Spieler wie mich damals war der niederländische Fußball ideal zum Lernen.“
Musterprofi
Das Gelernte hat Holland in seiner Karriere in Folge auf den Platz gebracht, mit der Austria 2013 den Meistertitel gefeiert und danach in der Champions League gespielt. Beim Höhenflug des LASK hält der zentrale Mittelfeldspieler das Ruder in der Hand und besticht mit gewohnten Qualitäten: Laufstärke, Zweikampfstärke, Disziplin, Ruhe am Ball und Führungsstärke. Zudem hat Holland neuerdings Geschmack am Toreschießen gefunden.
Sein Mitspieler Peter Michorl weiß nur Positives vom 30-Jährigen zu erzählen: „Er ist ein super Profi, immer einer der Ersten, der zum Training kommt, und einer der Letzten, der geht. Er ist extrem ehrgeizig, will alles gewinnen und ist ein Zweikampf- und Mentalitätsmonster.“ Holland weiß, was er kann. Und dass er im Kollektiv nicht für die Zauberkunststücke zuständig ist. Der damalige Austria-Trainer Peter Stöger nannte Holland als Schlüsselspieler im Meisterjahr.
Jetzt beim LASK will er „die Boys ein bisserl führen mit meiner Erfahrung. Wir haben gute Charaktere in der Gruppe und dazu eine gute Philosophie. Wenn sie Fragen haben, helfe ich gerne“. Seinen zweiten fußballerischen Frühling genießt der Australier mit der positiven Art besonders. „Je älter ich werde, desto mehr kann ich schöne Saisonen wie jetzt beim LASK auch wertschätzen.“ Der damalige Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt hielt Holland allerdings nicht mehr für gut genug für eine Rückkehr nach Favoriten. Eine klare Fehleinschätzung.
Demütig bleiben
Der LASK mit seiner kontinuierlichen Entwicklung ist für Holland ein Vorzeigeklub. „Man schaut auf die Charaktere der Spieler, hat in der Vergangenheit viele richtige Entscheidungen getroffen. Deshalb kann man nicht davon ausgehen, dass man jedes Jahr erfolgreich spielt, aber die Wahrscheinlichkeit lässt sich schon erhöhen.“
In der österreichischen Liga hat sich der LASK die Tabellenführung von Salzburg geschnappt. „Für uns ist das natürlich ein spezielles Gefühl. Aber es sind noch sehr viele Spiele zu absolvieren. Unsere Philosophie heißt auch, demütig zu bleiben.“ Holland will nur auf das Jetzt und weniger in die Zukunft schauen. „Weil wir wissen, dass die Salzburger ein tolles Team haben.“
Auch Gegner Alkmaar schätzt er hoch ein. „Auf dem Papier sind sie vielleicht Favorit und wir ein Underdog. Aber das sind wir im Europacup fast immer.“ Der LASK ist ein bissiger und hungriger Underdog, der in dieser Saison schon einige Male zugeschnappt hat. „Es ist nicht schön, gegen uns zu spielen.“ Das soll auch Alkmaar zu spüren bekommen. James Holland wird im Mittelfeld des LASK jedenfalls seinen Teil dazu beitragen. Verlässlich.
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