Kühbauer nach Rapid-Kantersieg: "Das Stadion wäre explodiert"
Rapid hat die passende Antwort auf den missratenen Start in die Meistergruppe der Fußball-Bundesliga gegeben. Dem 0:2 in Salzburg samt drei Verletzten ließen die Hütteldorfer am Sonntag gegen Sturm Graz einen 4:0-Heimsieg folgen. Dabei war Jugend Trumpf.
Der 21-jährige Kelvin Arase erzielte zwei Tore, der 18-jährige Leo Greiml überzeugte in der Abwehr ebenso wie der eingewechselte 17-jährige Offensivspieler Yusuf Demir im Finish, und im Mittelfeld zog der 22-jährige Dejan Ljubicic die Fäden. Dadurch fielen die Ausfälle von Christopher Dibon, Mario Sonnleitner, Thomas Murg, Mateo Barac und Richard Strebinger nicht ins Gewicht.
Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer warnte zwar davor, Spieler nach guten Leistungen gleich in den Himmel zu heben, dennoch gab es Sonderlob für alle vier Youngsters. Arase sei "ein Spieler, den sich jeder Trainer wünscht, und das hat nichts mit seinen zwei Toren zu tun, sondern mit seiner Einstellung und Leidenschaft".
Rapids dünne Personaldecke
Der ÖFB-U21-Teamspieler blieb zur Pause als Vorsichtsmaßnahme in der Kabine, nachdem er über leichte Muskelprobleme geklagt hatte. "Er wollte weitermachen, aber es wäre nicht in Ordnung gewesen, wenn ich ihn noch einmal rausgeschickt hätte", sagte Kühbauer.
Angesichts des dichten Programms in den kommenden Wochen kann der Burgenländer keine weiteren Verletzten gebrauchen, zumal die Personaldecke ohnehin schon dünn ist. Gegen Sturm fehlten insgesamt sieben Spieler, also bekamen die Jungen ihre Chance - und nützten sie. Greiml etwa agierte im Abwehrzentrum souverän, obwohl er erst sein drittes Bundesliga-Match absolvierte.
Sein Debüt bestritt der Verteidiger vor einem Jahr ebenfalls im Allianz Stadion gegen Sturm im Europa-League-Play-off. Die Partie endete 1:2, Greiml verursachte ein Eigentor - dieses Mal verhinderte er den sicher scheinenden Anschlusstreffer durch Kiril Despodow. "Er erinnert mich ein bisschen an mich, er will im Training auch jedes Spiel gewinnen", schmunzelte Kühbauer. "Ich war vielleicht der bessere Fußballer, aber er hat die bessere Grätsche."
Leeres Stadion als Wermutstropfen
Neben Ljubicic, dem der Trainer "Topniveau" attestierte, bekam auch noch Demir seine Lorbeeren. "Er ist für einen 17-Jährigen brutal weit. Er hat gezeigt, dass er unglaubliches Potenzial hat und der Ball sein bester Freund ist."
Der gebürtige Wiener mit türkischen Wurzeln gilt als vielleicht größtes heimisches Talent in seinem Alterssegment, ihm könnte eine große Zukunft bevorstehen. "Aber er spielt nicht bei einem kleineren Club, sondern bei Rapid, da kann es sehr schnell in eine andere Richtung gehen, wenn er vielleicht das eine oder andere schlechte Spiel macht. Ich bin sehr behutsam mit ihm, dass wir den Weg mit ihm richtig bestreiten."
Bei aller Freude über den klaren Erfolg blieb nur der Wermutstropfen, dass er in einem leeren Stadion eingefahren wurde. "Es ist schade, wenn du 4:0 gewinnst und du weißt, das Stadion wäre explodiert", meinte Kühbauer.
Sturms fehlendes Selbstvertrauen
Sturm-Betreuer Nestor El Maestro hingegen hatte in diesem speziellen Fall gegen Geisterspiele nichts einzuwenden. "Wenn wir so auftreten, bin ich froh, dass sich die Fans die Reise nach Wien nicht angetan haben", erklärte der gebürtige Serbe.
Seine Truppe ging zum dritten Mal in Folge als Verlierer vom Platz. "Nach dem heutigen Spiel ist für mich klar, wir befinden uns in einem Formtief, sind zumindest leicht verunsichert. Da müssen wir gemeinsam durch." Er werde den schlechten Start in die Meistergruppe "nicht überanalysieren", kündigte der 37-Jährige an. "Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Mannschaft bestmöglich auf das nächste Match vorzubereiten."
Dabei hatte sich Sturm bis zum ersten Gegentreffer in der 25. Minute als ebenbürtiger Gegner präsentiert. "Aber ich werde sicher nicht das alte Klischee benutzen, dass wir bis zum 0:1 gut im Spiel waren, weil ich selber immer lachen muss, wenn ich das höre. Ohne Selbstvertrauen ist der Umgang mit einem Gegentor sehr schwierig", sagte El Maestro.
Acht Runden vor Schluss fehlen Sturm sieben Punkte auf den von Rapid gehaltenen Rang drei, der zur Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase berechtigt. "Der Traum vom dritten Platz wird natürlich unwahrscheinlich, obwohl er mathematisch möglich ist. Doch wir haben einen ziemlich großen Rückstand auf Mannschaften, die bis jetzt besser waren als wir", gestand der Coach.
Weiter geht es für Sturm am Mittwoch in Graz gegen Spitzenreiter Red Bull Salzburg. Rapid tritt in Pasching gegen den einen Zähler zurückliegenden LASK an, der wegen der verbotenen Mannschaftstrainings auch von den Hütteldorfern scharf kritisiert wurde. Kühbauer will sich aber ausschließlich auf den sportlichen Aspekt des Duells fokussieren. "Dass irgendwelche Emotionen reinkommen, wäre nicht gut. Wir müssen uns auf unsere Arbeit konzentrieren, auf nichts anderes."
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