Koller: "Ich weiß schon, was ich tue"

Streicheleinheiten: Marcel Koller herzt den abermals starken David Alaba.
Teamchef Marcel Koller zeigt sich hochzufrieden, fordert aber mehr Ruhe und Effizienz ein.

Wenn ein Fußballtrainer sein Team zu einem Sieg geführt hat, bei dem all jene Asse stachen, auf die er beharrlich seit langer Zeit setzt, dann hat er alles richtig gemacht. Marcel Koller trat gestern am Tag nach dem 1:0 über Montenegro wie ein Teamchef auf, der tags zuvor alles richtig gemacht hatte. "Ich weiß schon, was ich tue. Ich brauche dafür keine Bestätigung."

Er hat sie dennoch bekommen, weil Goalie Robert Almer trotz fehlender Spielpraxis mit einer Weltklasse-Parade den Sieg gerettet hat. Weil Marko Arnautovic endlich seine Qualität auch im Wettkampf gezeigt hat. "Er hat sich zuletzt beschwert, dass er zu wenige Bälle bekommt", plaudert Koller aus dem Nähkästchen. "Ich habe ihm gesagt, dass er sich dann mehr bewegen muss." Gesagt, getan, Arnautovic hatte endlich den Zug zum Tor und sorgte stets für Gefahr.

Oder Rubin Okotie, den viele nach seiner schweren und langwierigen Knieverletzung in die Frühpension geredet hatten. Bei 1860 München hat er wieder Fuß gefasst, am Sonntag Marc Janko ersetzt und just das Goldtor erzielt.

Eigenheiten

Koller hat dem österreichischen Team so manch typisch österreichische Mentalität genommen. "Es ist ja diese Bequemlichkeit, die den Österreicher so ausmacht. Dass man gemütlich zusammensitzt und die Situation genießt. Ich bin den Spielern eben immer wieder auf den Schlips getreten, weil 80 Prozent eben nicht reichen. Wir brauchen immer die 100 Prozent."

Es hat sich etwas verändert in den letzten zwei Jahren. Österreich hat einen klaren Plan. "Die Spielweise ist auf meinem Mist gewachsen", sagt ein salopper Koller. Mittlerweile gelingt es der Mannschaft, starke Teams wie Montenegro oder Schweden über weite Strecken spielerisch zu dominieren.

"Weil sie sehen, dass sie Fußball spielen können und dass es auch klappt. Das gibt ebenso Selbstvertrauen wie die Siege."

Wenn da nicht die vielen verjuxten Chancen wären. "Das muss man in der täglichen Arbeit üben, beim Team bleibt zu wenig Zeit dafür. Da fehlt uns noch die Abgeklärtheit." Und auch die Ruhe in manchen Situationen, wenn das Spiel hektisch zu werden droht. "Da müssen wir mehr Geduld haben. Wir müssen nicht immer nach zehn Minuten führen."

Keine Hochrechnungen

Ganz nach dem Motto "Wer hoch rechnet, kann tief fallen" lässt sich Koller auf Rechenspiele nicht ein. "Es bringt ja nichts. Genießen wir jetzt ein wenig die Tabellenführung, die ist schön. Aber dann startet schon die Vorbereitung auf das Match gegen Russland am 15. November. Da wollen wir nämlich wieder drei Punkte holen."

ÖFB-Präsident Leo Windtner sieht es im Freudentaumel ähnlich: "Ich kann nur denen recht geben, die sagen, dass es eine Momentaufnahme ist. Diese Momentaufnahme ist hoch erfreulich, weil wir nicht damit rechnen durften." Und er bemüht einen Vergleich aus dem Wintersport: " Es ist so wie beim Skirennen, es ist die erste Zwischenbestzeit."

KURIER-Noten für die Teamspieler

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