Kirchler: „Dann wäre ich nicht mehr Trainer“

Angezählt: Innsbruck-TrainerKirchler hat nicht nur Freunde.
Innsbruck.Debütant Alexander Gründler rettete Roland Kirchler vorerst den Job

Wie ein glückseliger Gewinner sah er ja nicht aus. Eher wie ein trotziger Mann, der tief in seiner Trainer-Seele gekränkt ist. Als Roland Kirchler nach seinem ersten Saisonsieg als Chefverantwortlicher – das 2:1 in der Südstadt hatte er wegen einer Sperre nur als Tribünengast erlebt – vor die Mikrofone trat, war aus seinem Gesicht keineswegs Erleichterung abzulesen, sondern vielmehr Empörung. Empörung darüber, dass sein Wirken in den letzten erfolglosen Wochen öffentlich infrage gestellt wurde. „Dann wär’ ich halt eben wieder der Depp gewesen“, blaffte Kirchler nach dem Innsbrucker 4:0-Erfolg gegen Wiener Neustadt den Radio-Reporter an und präsentierte sich auch sonst äußerst dünnhäutig und kurz angebunden. „Der Held ist ein anderer.“

Kirchler hatte vor seinem persönlichen Finalspiel hoch gepokert und alles auf eine Karte gesetzt. Auf die Karte Alexander Gründler, der vor seiner Gala gegen Neustadt erst eine Viertelstunde Bundesliga in den 20-jährigen Beinen hatte. Nicht wenige auf der Ehrentribüne orteten in Kirchlers ungewöhnlicher Personalrochade – für Talent Gründler musste Einserstürmer Wallner auf die Bank – eine Verzweiflungstat und wähnten in dieser Entscheidung gar die letzte Amtshandlung des angezählten Trainers. „Wäre es danebengegangen, dann wäre ich jetzt nicht mehr Trainer “, gesteht Kirchler, der seine Entlassung vorerst noch einmal abgewendet hatte.

Schlaflose Nacht

Und der Grund dafür heißt Gründler. Mit seinem Doppelpack leitete der junge Stürmer aus dem Regionalliga-Team nicht nur den ersten Innsbrucker Heimsieg ein, er beruhigte auch ein wenig die aufgeheizten Gemüter im Wacker-Vorstand. „Wirklich gut geschlafen habe ich vor dieser Partie nicht“, gestand der 20-jährige Matchwinner, „es wird wohl ein paar Tage dauern, bis ich begreife, was hier abgegangen ist.“

Ob das 4:0 nun freilich zur Trendwende taugt, wird sich weisen. Und ob jetzt rund ums Tivolistadion wieder Ruhe einkehrt, darf ohnehin bezweifelt werden. Mit seinen eigenwilligen Statements („mir geht der Schmäh aus“) hat Kirchler seinen Kritikern in den letzten Wochen viel Nahrung gegeben. Auch Kirchlers Standing in der Vorstandscrew war schon einmal besser. Als erste Maßnahme soll nun ein Sportdirektor installiert werden. Offiziell, um Kirchler, der zuletzt dieses Amt in Doppelfunktion innehatte, zu entlasten. Inoffiziell, um Transferflops wie im Sommer (Jaio, Milosevic) zu verhindern.

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