Kevin Wimmer: "Dragovic ist unverzichtbar für uns"

Voller Einsatz: Seit Sommer 2015 spielt Kevin Wimmer für Tottenham.
Kevin Wimmer über seine Chance auf Einsätze bei der EM und sein Leben als Tottenham-Legionär.

Um sechs Millionen Euro ist Kevin Wimmer im Sommer 2015 vom 1. FC Köln zu Tottenham gewechselt. Seit Jänner spielt der 23-jährige Oberösterreicher beim Zweiten der Premier League auch regelmäßig. Beim Nationalteam matcht er sich vor dem Duell mit Albanien (Samstag, 17.30 Uhr) mit Sebastian Prödl und Martin Hinteregger um den zweiten Platz in der Innenverteidigung neben Aleksandar Dragovic.

KURIER: Wie schwer ist Ihnen der Umstieg von der Deutschen Bundesliga in die englische Premier League gefallen?

Kevin Wimmer: Es war eine Umstellung. Von der Intensität und vom Tempo her ist es in England schon noch eine Spur anders. Aber egal, wo man hinkommt, man braucht Zeit, um sich anzupassen.

Wurden Ihre Erwartungen an den englischen Fußball erfüllt?

Kevin Wimmer: "Dragovic ist unverzichtbar für uns"
ABD0067_20151006 - WIEN - ÖSTERREICH: Martin Harnik (L.) und Kevin Wimmer während des Trainigs des ÖFB-Teams am Dienstag, 6. Oktober 2015, in Wien. Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft wird am 9. Oktober 2015 ein EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro in Podgorica bestreiten. - FOTO: APA/ROBERT JAEGER
Ich hab’ gewusst, dass ich zu einem Topklub wechsle. Dass da nicht gleich alles nach Wunsch läuft und man nicht immer spielt, war bei der Konkurrenz klar. Ich bin bei Tottenham auch auf meiner Position der Jüngste, da war klar, dass ich geduldig sein muss. Und so ist es dann auch gekommen.

Sie haben erst am 23. Jänner ihr Debüt in der Premier League gegeben. Gab es zuvor einen Moment, zu dem Sie den Transfer hinterfragt haben?

Nein. Mir war auch zu dieser Zeit bewusst, dass ich mich in diesem Umfeld und bei diesen Trainingsbedingungen weiterentwickeln kann. In den letzten Wochen hat man bei meinen Einsätzen gesehen, dass der Schritt nicht zu früh gekommen ist.

Welche Unterschiede gibt es bei den Trainingsbedingungen zu jenen in Köln?

Da herrscht ein großer Unterschied. Angefangen vom Essen, das auf jeden Spieler einzeln abgestimmt wird. Wir haben sechs Rasenplätze, eine riesige Kraftkammer, ein Hallenbad, einfach alles, was du brauchst. Es wird auch neben dem Fußballtraining auf alles geachtet.

Wie kann man sich einen normalen Tag im Trainingszentrum von Tottenham vorstellen?

Es wird erwünscht, dass wir eine Stunde vor dem Training da sind, gemeinsam frühstücken und danach mittagessen. Jene, die nicht so gern kochen, können sich sogar ein Abendessen für daheim auf dem Trainingsgelände zubereiten lassen. Es fehlt also an nichts.

Wie viel Zeit bleibt, um die Weltstadt London zu genießen?

Meistens sind wir gegen 13 oder 14 Uhr fertig, da bleibt schon Zeit. Ich genieße es. Es gibt ja wirklich nichts, was es in London nicht gibt.

Unter den Fußballfans wird gerne diskutiert, welche nun die beste Liga der Welt ist. Wo sehen Sie die Differenzen zwischen Premier League und deutscher Bundesliga?

In der Bundesliga kommt der spielerische Faktor mehr zur Geltung, es wird ansehnlicher gespielt. In der Premier League ist die Intensität höher. Es geht rauf und runter, und du hast über 90 Minuten kaum Phasen zum Durchschnaufen. Dazu ist die Dichte zwischen den Vereinen eine andere als in Deutschland, wo du vorher schon weißt, wer Meister wird und wer vorne mitspielt. Das ist ein großer Reiz.

Täuscht der Eindruck, dass in England nur wenige Teams Angriffspressing spielen?

Nur wenige pressen uns vorne an. Sie stellen sich gerne hinten rein. Möglich, dass das in Deutschland anders praktiziert wird.

In der Europa League gegen Dortmund hat Tottenham Top-Spieler geschont. Hat man den Bewerb nicht ernst genommen?

Vielleicht sieht es der Klub so, dass man aufgrund der großen Chance, sich in der Premier League für die Champions League zu qualifizieren, die Kräfte dahingehend bündelt. Für uns Spieler waren die Spiele gegen Dortmund aber sehr reizvoll.

In der Liga fehlen fünf Punkte auf Leicester mit Christian Fuchs. Wie stehen die Chancen auf den Titel?

Wir haben das schwierigere Restprogramm, werden aber versuchen, bis zum Ende dranzubleiben. Das primäre Ziel sind für uns die Top drei und vor Arsenal zu bleiben. Das ist der Erzrivale, das hat es lange nicht gegeben.

Querpass zum Nationalteam: Sie waren in der Qualifikation der Innenverteidiger mit den wenigsten Einsätzen. Wie sehen Sie Ihre Chance, bei der EM dennoch zu spielen?

In der Qualifikation hat alles gepasst. Ich kann mich nur über den Klub empfehlen und muss dem Teamchef zeigen, dass er auf mich setzen kann.

Teilen Sie die breite Meinung, wonach Dragovic gesetzt und der Platz neben ihm vakant ist?

Der Drago hat in den letzten Jahren gezeigt, dass er unverzichtbar für uns ist. Daher glaube ich auch, dass er gesetzt ist. Da gibt es nichts zu diskutieren. Auf dieser Position ist viel Qualität vorhanden, das wird sicher keine einfache Entscheidung.

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