Kapitän als Manager: Dibon über seine Zukunft und Fehler von Rapid
Klartext von Kapitän Christopher Dibon über fehlenden Mut bei Rapid, LASK-Trainer Kühbauer, die Matura, das Karriereende und seine Pläne im Sportmanagement.
Zu den vielen Unzufriedenen bei und rund um Rapid gehört diese Saison auch Christopher Dibon. „Ich bin noch mega-ehrgeizig und hätte mehr Einsätze angestrebt, nachdem ich auch bei den meisten Trainings dabei war“, sagt der nominelle Kapitän, der nur auf drei Pflichtspiele im Oktober 2022 kam.
Aber gerade zu Ende der langen Winterpause, als es um die Startplätze in der Innenverteidigung ging, und im April, als nach der Querfeld-Verletzung ein Platz frei war, plagten den 32-Jährigen wieder einmal Wehwehchen.
"Kein Geld"
Zehn Jahre zuvor war Dibon mit großen Hoffnungen aus Salzburg zu Rapid gewechselt. Mit deutscher Deutlichkeit wurde der Transfer damals abgewickelt. Rapid-Sportdirektor Helmut Schulte rief sein Gegenüber bei Red Bull an: „Hallo Ralf, hier ist Helmut! Wir möchten gerne Christopher Dibon von euch, aber ich sag’s dir gleich: Wir haben überhaupt kein Geld.“
Der damalige Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick ließ den einfachen Teamspieler schließlich ablösefrei ziehen.
Förderer Kühbauer
Die Gegenwart am Sonntag (14.30 Uhr) heißt Rapid – LASK. Egal, ob als Tribünengast oder als Ersatzspieler: Dibons Begrüßung von Trainer Didi Kühbauer wird im Allianz Stadion herzlich ausfallen.
Unter keinem anderen Coach verteidigte der gebürtige Schwechater so oft – nämlich in genau 108 Pflichtspielen (unter Zoran Barisic sind es bislang 92). Mehr als die insgesamt 346 Partien verhinderten die vielen Verletzungen.
Christopher Dibon
wurde am 2. November 1990 in Schwechat geboren und bei der Admira zum Profi. 2011 stieg er in die Bundesliga auf. Gegen Lettland (3:1) gab es im Juni 2011 das einzige Länderspiel – mit Tor.
Die Saison 2012/’13 bei Salzburg verlief unglücklich. Danach wechselte der
Verteidiger zu Rapid und wurde 2020 zum Kapitän
Erste Verletzung mit 18
Die erste gröbere Verletzung war 2009 ein Bänderriss im Knöchel, 2012 folgte ein Wadenbeinbruch. Bei Rapid begannen die Beschwerden mit einer Hüftprellung 2014 und einer Adduktorenverletzung, die zu einer Leisten-OP 2015 führte. Auf einen Syndesmoseband-Riss folgte 2016 ein Jochbeinbruch. Nach Knieproblemen 2017 wurde festgestellt, dass eine Hüft-OP nötig wäre
Kreuzbandriss 2020
Dibon kämpfte sich wieder zurück, riss sich im ersten Spiel nach dem ersten Corona-Lockdown 2020 aber in Salzburg das Kreuzband. Folgeprobleme führten zu einer Arthroskopie 2021. Nach einem Seitenbandriss vor einem Jahr dachte der Verteidiger an ein Karriereende, probierte es aber noch einmal. Diese Saison schmerzte „nur“ die Achillessehne. Nach Problemen mit den Bauchmuskeln kehrte der 32-Jährige diese Woche ins Mannschaftstraining zurück.
„Kühbauer hat mich sehr jung zum Admira-Kapitän gemacht und auch bei Rapid hat es zwischen uns immer gepasst“, betont Dibon, der die Erklärung dafür liefert: „Wir sagen beide immer ganz klar unsere Meinung. Die muss nicht immer richtig sein, aber wir sind jedenfalls ehrlich.“
Klar ist auch der Befund des Routiniers zu den Problemen bei Rapid: „Es hat sich nie ein Stamm herauskristallisiert. Der große Kader ohne Europacup-Gruppenphase war da sicher kein Vorteil.“
Das Ergebnis ist eindeutig: „Wir haben zu wenig Punkte gegen die Top-Teams und waren zu oft einfach nicht gut genug.“
Über die Gründe werde intern diskutiert: „Es braucht eine schonungslose Analyse. Nur diese Ehrlichkeit kann uns wieder nach oben bringen.“
Idee nicht durchgezogen?
Dibon hatte im KURIER für das Frühjahr „dominanteren Fußball mit spielerischen Lösungen“ angekündigt. Warum konnte aber in der Meistergruppe nicht an alte Barisic-Zeiten erinnert werden? „Wenn du in dieser Pressing-Liga andere Lösungen willst, musst du spielerisch auch mutig sein. Vielleicht haben wir zu viel auf mögliche Punktegewinne geschielt und zu wenig das durchgezogen, was wir in der langen Vorbereitung eingeübt hatten.“
Jetzt gehe es aber ohnehin nur noch darum, irgendwie ein Europacup-Ticket zu errangeln.
Austausch mit Hofmann
Danach läuft Dibons Profivertrag aus, es steht eine weitreichende Entscheidung an. Engster Ansprechpartner für die nächsten Jahre ist Geschäftsführer Steffen Hofmann: „Ich bin in sehr gutem Austausch mit Steff, was meine Zukunft betrifft.“
Im KURIER-Gespräch liefert Dibon einen Ausblick: „Ich werde nach meiner Karriere im Verein bleiben, aber nicht als Trainer arbeiten.“
Das Sportmanagement ist vielmehr das Ziel: „Ich werde mich voll in die dafür nötige Ausbildung reinschmeißen. Derzeit hole ich meine Matura nach – zwei Fächer hab’ ich erledigt, zwei fehlen noch.“
Danach möchte Dibon so viel Wissen wie möglich aufsaugen: „Ich habe immer den gesamten Verein beobachtet und Vorgänge verfolgt. Es gibt trotzdem wichtige Sachen, die du als Profifußballer nicht wissen kannst. Das weiß ich, dieses Know-how für das Sportmanagement werde ich mir aneignen. In passenden Lehrgängen oder in einem Fernstudium, wie es Stefan Schwab geschafft hat.“
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