Kann ein Münzwurf über den Rapid-Präsidenten entscheiden?
Der Wahlkampf begann bereits im Frühjahr. Mit der persönlichen Zusage von Roland Schmid an Martin Bruckner, nicht gegen den Finanzreferenten als Präsidentschaftskandidat anzutreten. Das Ende der offiziellen Werbung um Stimmen für die Stichwahl am Montagabend war – ganz wie in der hohen (oder tiefen, je nachdem) Politik – die „Elefantenrunde“ der beiden Kandidaten im ORF-Sport. Damit Schmid und Bruckner das Spiel gegen Sturm im Stadion verfolgen können, wurde das TV-Duell vorab aufgezeichnet.
Lob für Krammer
Nach dem 1:1 gegen die Grazer wurde der scheidende Präsident Michael Krammer von den Führungsspielern überschwänglich gelobt. "Krammer ist ein riesengroßer Präsident. Er war zu uns immer ehrlich. Er hat Autorität und tritt mit Stil ab", meint Kapitän Stefan Schwab. Mario Sonnleitner sagt: "Krammer war ein unglaublich guter Präsident. Obwohl es nicht immer einfach war, hat er für uns intern oft Positives reingebracht. Und auch öffentlich hat er seinen Mann gestanden."
Schwabs Ausblick: "Gut, dass der Wahlkampf vorbei geht. Weil zuletzt nicht mehr das Verbindende im Vordergrund gestanden ist."
Die Spuren der Auseinandersetzung sind – neben den rund um den Verein aufgegangenen Gräben – unübersehbar. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend wird. Körperlich bin ich noch fitter als mental“, erzählt Schmid. „Als Herausforderer würde ich mir das nicht noch einmal antun. In drei Jahren würde ich nur als amtierender Präsident antreten.“
Bruckner hat nach einem verschlafenen Start in den Wahlkampf erst spät die Schlagzahl erhöht. „Wir wussten anfangs nicht, wie wir auf diese Medienmaschinerie der anderen reagieren sollen“, gibt Bruckners Mitstreiter Stefan Singer zu.
Der Ex-Mitgliederreferent dachte (wie früher) an persönliche Gespräche: „Auf einen Social-Media-Wahlkampf waren wir nicht vorbereitet.“
Lücke im Statut
Auf beiden Seiten wird ein enges Ergebnis erwartet. Und so wie der Verein nicht auf die erste Stichwahl in 120 Jahren vorbereitet war, ist auch das Statut nicht dafür vorgesehen.
Es findet sich kein klarer Hinweis darauf, was bei einem Gleichstand der mehr als 2.500 Stimmen passieren sollte. Die Interpretation der Liste Bruckner: das Präsidium bleibt (doch) im Amt (weil es eben keinen Nachfolger gibt) und sucht einen neuen Wahltermin.
„Eine Verschiebung und noch mehr Wahlkampf kann man niemandem zumuten“, erwidert Schmids Jurist Axel Anderl. Seine unkonventionelle Not-Idee für die unwahrscheinliche Präsidenten-Entscheidung: ein Münzwurf auf der Bühne.
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