Hasenhüttl, der Aufsteiger mit Anlauf
Wie ein kleiner Bub freute sich Ralph Hasenhüttl, wenn Michael Henke wieder einmal bei den Bayern Amateuren vorbei kam, um den Routinier zu befördern. "In den Länderspielpausen waren zwischen 2002 und 2004 manchmal so viele Teamspieler weg, dass ich von Ottmar Hitzfelds Assistenten Henke ausgewählt wurde, um bei den Profis mitzutrainieren", erzählt der damalige Stürmer der Münchner Amateure.
Im Oktober 2013 kam es zum Wiedersehen von Hasenhüttl und einem der erfolgreichsten Co-Trainer des deutschen Fußballs. Nur der Status hat sich verändert. Plötzlich war der neue Ingolstadt-Trainer der Vorgesetzte von Henke, der von Sportdirektor Linke als Assistent beim Zweitligisten ausgewählt worden war. "Da hab’ ich schon geschluckt. Henke ist älter, erfahrener und erfolgreicher als ich", erzählt Hasenhüttl bei einem von Sky organisierten Treffen.
Doch die Chemie stimmte sofort. Henke hatte schon bei seinem Versuch als Cheftrainer in Kaiserslautern gemerkt, dass er als Nummer zwei besser funktioniert.
Sieg im Hit
Am Sonntag durfte das Duo Hasenhüttl – Henke ausgerechnet gegen Kaiserslautern wieder jubeln. Ingolstadt gewann 2:0. Der Überraschungsherbstmeister hat damit bereits sechs Punkte Vorsprung auf die Verfolger.
Der Österreicher-Anteil ist ungewöhnlich hoch. Neben Hasenhüttl, der Ingolstadt als Tabellenletzter übernommen hatte, sind auch Ramazan Özcan und Lukas Hinterseer Schlüsselfiguren.
Teamstürmer Hinterseer erzielte gegen Kaiserslautern das 1:0. Noch wichtiger als die Treffsicherheit ist Hasenhüttl dessen Laufarbeit. "Gegen Leipzig hatte er 104 intensive Läufe. Das ist abartig. Ich hätte da mit meinem Spielstil nur zehn Minuten funktioniert."
Die vielen Sprints sind nötig, weil Ingolstadt im Sommer den Spielstil umgestellt hat. Auch dafür kam der Impuls aus Österreich. "Wir hatten ein Testspiel gegen Salzburg. Das 1:1 war ein Fingerzeig. Ich war beeindruckt, wie wir da angepresst wurden", sagt Hasenhüttl, der sofort das Training umstellte: "Ich bin für alles offen, was Erfolg bringt. Es muss nur zur Mannschaft passen."
Neben der Taktik und der richtigen Spielerwahl überzeugt der 47-jährige Grazer mit seinem persönlichen Umgang: "Ich behandle Spieler so, wie ich als Spieler behandelt werden wollte. Ich will Demut und Bescheidenheit predigen. Die Mannschaft spiegelt im Endeffekt auch den Trainer wider." Seine größte Aufmerksamkeit legt der von deutschen Medien schon "Alpen-Klopp" gerufene darin, "die Ersatzspieler bei der Stange zu halten."
Angebote von Erstligisten (wie der Austria) lehnte er ab – "um so gut wie möglich auf die deutsche Bundesliga vorbereitet zu sein." Mit 47 steht der große Sprung bevor. Denn: "Ich sehe als Trainer nicht die Limits, die mir als Spieler mitgegeben wurden."
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