Österreich spielt Remis gegen Uruguay

Marc Janko im Fokus: Bei Trabzonspor zumeist nur Reservist, im Team der Kapitän und im Abschluss wieder einmal eiskalt.
Das ÖFB-Team präsentiert sich nur in der ersten Halbzeit von der besten Seite. Die Konstanz fehlt noch.

Es ist also wieder einmal so weit. Neues Länderspieljahr, die Vorbereitung auf eine neue Qualifikation, neues Glück sowieso, aber unverändert blieb die Forderung, dass die Aufwärtsentwicklung weitergehen muss in der Nationalmannschaft des Marcel Koller. Uruguay, die Nummer sieben der Welt, natürlich Weltmeisterschaftsteilnehmer 2014, wurde in Klagenfurt als ziemlich prominenter Testbrocken vorgesetzt.

Und eines hat sich in der Ära Kollers auch nicht verändert: Der Schweizer hält fest an nicht unumstrittenen, bei ihren Klubs oft problembehafteten Spielern. Die Verwunderung nach der Kaderbekanntgabe ist meist groß, doch gewöhnt man sich langsam an eine Mannschaft, die eine klare Linie im System erkennen lässt. Österreich tat tatsächlich wieder einen Schritt nach vorne. Kein großer – einen, der nur eine Stunde dauerte, aber ein erster zu einer hoffentlich erfolgreichen, im Herbst beginnenden EM-Qualifikation.

In einem Spiel gegen eine internationale Spitzenmannschaft, der zunächst nicht viel Spielraum geboten wurde im endlich fertigen Stadion am Wörthersee. Für die Uru-Stars Forlan oder Suarez herrschte jedenfalls zunächst Aschermittwochsstimmung nach dem lustigen Faschingsdienstag.

Als Überraschungsgast erschien Austrias Markus Suttner (statt Fuchs) an der linken Position in der Viererkette. Sonst war der Durchschnittstyp in der österreichischen Anfangsformation relativ offensiv ausgerichtet. Leitgeb und Alaba hinter Harnik, dem stets fleißigen Junuzovic und Arnautovic. Und ganz vorne Marc Janko, dem man eigentlich wegen meist fehlender Spielpraxis eines nicht so wirklich zutraut: Toreschießen.

Doch es war der Mann von Trabzonspor, der mit kühlem Kopf für Österreichs Führungstreffer sorgte. Leitgeb – er kam auf der Salzburger Erfolgswelle zusammen mit Innenverteidiger Hinteregger ins Team – harmonierte gut mit Junuzovic. Dieser benötigte Glück bei seinem Fersler zu Janko, der wiederum mit dem linken Fuß vollendete (14.). Alaba und Suarez trafen noch die Latte, zu Ende gingen durchwegs unterhaltsame erste 45 Minuten.

Trendwende

Was dem Nationalteam weiterhin fehlt, ist die Konstanz, ein ganzes Spiel auf einem gewissen Leistungsniveau zu halten. Nach dem Wechsel ging der Zug zum gegnerischen Tor fast gänzlich verloren. Keine erkennbaren Kombinationen mehr, viele Fehlpässe, Österreich machte zunehmend einen müden Eindruck.

Und dafür präsentiert eine internationale Spitzenmannschaft mit Sicherheit die Rechnung. Nach einem Eckball schaut die Abwehr dem Treiben Uruguays so lange zu, bis Pereira den Ball über die Linie stochert (66.).

Ein gerechtes Remis, eine Bestätigung, aber auch eine Warnung für anstehende Ernstfälle.

KURIER-Noten für die Teamspieler

Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, 22.000, SR Deniz Aytekin (GER)

Tore:
1:0 (14.) Janko
1:1 (66.) A. Pereira

Österreich: Almer (46. Lindner) - Garics (17. Klein), Dragovic, Hinteregger, Suttner - Leitgeb (71. Kavlak), Alaba - Harnik (46. Ivanschitz), Junuzovic (68. Hinterseer), Arnautovic (81. Sabitzer) - Janko

Uruguay: Muslera - M. Pereira (63. Lodeiro), Lugano (29. Gimenez), Godin, Fucile - Stuani, Perez (46. Gargano), Rios (82. Gonzalez), Rodriguez (63. A. Pereira)- Forlan (46. Ramirez), Suarez

Gelbe Karten: Ivanschitz, Suttner, Hinterseer bzw. Rodriguez, Fucile

Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "In der ersten Hälfte hätten wir drei Tore schießen können. In der zweiten Halbzeit hat Uruguay mehr Druck gemacht. Es war ähnlich wie gegen Schweden (1:2, Anm.). Aber sie sind die Nummer sieben der Welt und haben gezeigt, dass sie Fußball spielen können. Wir hätten mehr Ruhe und Sicherheit gebraucht. Das hat auch dieses Spiel wieder gezeigt, dass wir noch nicht so weit sind und noch lernen müssen. Durch die Wechsel haben wir wieder ein wenig Ruhe reinbekommen. Wir haben noch viel zu tun, mit solchen Spielen können wir lernen. Die erste Halbzeit war schön und gut, die zweite hätten wir anders gestalten müssen."

Marc Janko (ÖFB-Teamkapitän) über sein Tor zum 1:0: "Es war ein bisschen ein Gestocher im Sechzehner, der Ball ist dann in den freien Raum gekullert. Ich habe am schnellsten reagiert und abgezogen."

Christoph Leitgeb (ÖFB-Teamspieler): "Die erste Halbzeit waren wir besser im Spiel, mit der können wir zufrieden sein. Nach der Pause haben sie mehr Druck gemacht, wir sind auch körperlich ein bisschen eingegangen. Das Unentschieden geht in Ordnung."

Oscar Tabarez (Teamchef Uruguay): "Wir haben den Österreichern in der ersten Spielhälfte zu viele Räume gelassen. Aber in der zweiten haben wir dann unser Spiel durchgezogen, da sind wir defensiv besser gestanden und haben mehr Bälle erobert. Es war ein guter Test für uns und auch für Österreich. Die Österreicher waren vor allem in der ersten Hälfte gut organisiert, gut im Angriff und hatten eine gute Ballbehandlung im Mittelfeld. Junuzovic war meiner Meinung nach der beste Spieler auf dem Platz."

Halblange, blonde Haare, ein Lächeln wie ein Gigolo, stechende Augen, ein Körper wie ein Zehnkämpfer, dazu noch erfolgreich in seinem Beruf und Millionen auf dem Konto. Es gibt wohl kein Kicker-Klischee, das Diego Forlan auf den ersten Blick nicht erfüllen würde. Und doch ist er auf den zweiten Blick ganz anders als die meisten seiner Zunft. Mittwoch durften ihn 22.000 Zuschauer in Klagenfurt 45 Minuten lang bewundern. Der Superstar blieb unauffällig. So wie generell im Leben abseits des Platzes.

Der 34-Jährige gibt sich im Gespräch ruhig, beinahe introvertiert. Kein Anflug von Star-Allüren. Forlan spricht vier Sprachen. Gespielt hat er in Uruguay, Brasilien, Argentinien, England, Italien, Spanien, neuerdings läuft er in Japan für Osaka dem Ball hinterher. "Ich habe mich immer für dieses Land interessiert, für die Kultur. Außerdem wird in Japan Fußball auf einem guten Niveau gespielt. In Osaka wird etwas entwickelt. Es ist spannend, wenn man Teil eines Prozesses sein kann."

Letzte Vorstellung

Für Forlan ist die WM das letzte große Turnier. "Ich möchte das genießen." So wie er sein Leben im Kreise seiner Familie genießt. "Die ist ein zentraler Punkt in meinem Leben. Wir sind alle ganz eng miteinander verbunden." Nicht erst seit dem schweren Verkehrsunfall seiner Schwester Alejandra, die seitdem im Rollstuhl sitzt und mit der er die "Fundacion Alejandra Forlan" gründete.

Wie lange er noch professionell Fußball spielen wird, kann Forlan beim besten Willen nicht sagen. Auch Träume hat er als Kicker keine mehr. "Ich erfreue mich am Leben. Träume übersteigen oft die Realität. Und meine Karriere hat ohnehin meine Träume überstiegen."

Kommentare