Zwei Tage Aufschub
Der Lehrgang zur Vorbereitung auf die bevorstehende Weltmeisterschaft in Kolumbien hätte ursprünglich letzten Montag, am 8. Juli, beginnen sollen, ehe die Spielerinnen – junge Frauen im Alter von 17 bis 20 Jahren – und Betreuer seitens ÖFB darüber informiert wurden, dass sich alles um zwei Tage nach hinten verschiebt und sie erst am Mittwoch in der Sportschule Lindabrunn erscheinen sollen.
Dort angekommen, wartete der ÖFB mit seinen Spitzenfunktionären wie Sportdirektor Peter Schöttel, einem Team des Vereins „100 Prozent Sport“, der sich um einen sicheren Sport in Österreich bemüht und mehreren Juristen. Mehrere Stunden, etwa von Mittags bis nahezu 22 Uhr, wurden Spielerinnen und Betreuer zunächst über die Vorwürfe und die Entlassung informiert und im Anschluss ausführlich befragt.
Das Stimmungsbild kann man sich ausmalen. Statt Euphorie und Vorfreude auf die erste WM-Teilnahme gab es Tränen, getränkt in Wut und Fassungslosigkeit. Und nicht zu vergessen: Erleichterung. Allerdings nicht bei allen. Denn jene beiden Spielerinnen (Namen der Redaktion bekannt), die die Vorwürfe geäußert haben, mussten sich auch den Vorwurf gefallen lassen, das gemeinsame Ziel so kurz vor der Weltmeisterschaft zu torpedieren.
An Fußball war für viele nicht mehr zu denken. Der ÖFB stellte dem Team zwar auch mehrere Psychologen zur Seite, dennoch reisten zwölf Spielerinnen ab, weil sie mit der Situation psychisch überfordert waren. Zwei Betreuerinnen reisten ebenso ab, allerdings aus Solidarität mit ihrem Chefcoach. Mehrere Personen aus dem Betreuerstab beteuern gegenüber dem KURIER, in der gemeinsamen Zeit mit Johannes Spilka nicht das kleinste Indiz in Richtung der sexuellen Belästigung vernommen zu haben.
Heikler Tanz
Und dennoch steht ein Vorwurf im Raum, der für den ÖFB Grund genug war, um eine Entlassung auszusprechen. Dabei geht es unter anderem um einen Vorfall im Zuge einer Erfolgsfeier nach im Vorjahr, bei dem es unter Spielerinnen und Betreuern zu einem Tanzspiel gekommen war, im Zuge dessen Johannes Spilka eine Spielerin unsittlich berührt haben soll. Berichte gibt es auch über verbale Fehlpässe des Trainers, der für keine Stellungnahme erreichbar ist, für den jedoch freilich die Unschuldsvermutung gilt. Klar ist jedenfalls schon vor der WM: Bei Österreich gibt es nur Verlierer.
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